Kolumne Die Kriegsreporterin: Bordi rennt zum Mischimaschi-Blatt
Ein verrückter Borderliner fabuliert wild beim Europäer, im ZDF werden Schwachsinns-Dummbatz-Fragen gestellt und ein alter Knacker gibt den Zampano.
H allo taz-Medienredaktion! Kennst du The European? Nö? Macht nichts. Kennt keiner. Das ist so was Ähnliches wie die Huffington Post – ein Mischimaschi, ein Wir-sind-für-jeden-der-hier-was-schreibt-dankbar-Blatt im Netz, mit dem Unterschied, dass die HuffPo schon mal von meiner Schwiegermutter angeklickt wurde.
Und weil das für Macher sehr traurig ist, wenn die machen, ohne dass es einer merkt, sind sie super dankbar, dass so ein verrückter Borderliner durch die Gegend läuft und guckt, wer seine, nun ja: „Texte“, druckt. Eigentlich dachte man bei der Welt, der Patient wäre ihnen zugeteilt worden, aber jetzt stellen sie fest, dass obschon sie extra das Internet frei geräumt haben, der Mann zum Europäer rennt, um mehr wirr zu fabulieren.
Die Leute dort freuen sich sicher mächtig, dass er aktuell so jemand Angesehenem wie dem Kollegen Niggemeier vorrechnet, dass er selbst schon 20 Bücher veröffentlicht, Niggemeier aber nur bei der Micky Maus mitgemacht hat und hoffen auf ein Aufmerksamkeit bringendes Hin und Her. Entsprechend wurde Niggemeier gebeten, zu den Vorwürfen von Bordi Stellung zu nehmen. Aber so blöd muss man erst mal sein, eine Werbekampagne für ein irrelevantes Onlinemedium zu liefern! Da kann man ja gleich zur HuffPo gehen und für ohne Geld arbeiten.
Dann doch lieber das neue Kinderkulturmagazin „Aspekte“ beim ZDF moderieren. Während der Moderator Tobias Schlegel seinem Helden Thees Ullmann mit großen Kinderohren beim Ich-bin-so-melancholisch-Rumlabern zuhört, aber zumindest mit dem großartigen Tobias Rehberg halbwegs vernünftig zu reden in der Lage ist, purzeln aus seinem Komoderator, den ich aus Gründen der Höflichkeit nicht beim Namen nenne, die Schwachsinns-Dummbatz-Fragen beim Thema Kunstfälschung nur so heraus.
Dabei wäre es so einfach gewesen, sich vorher mal zu verdeutlichen, was ein Original ist, was eine Fälschung und was eine Kopie. Überhaupt, denken, bevor man spricht, wäre das Rezept, um zu verhindern, dass der eingeladene Kunstraubpolizist auf seinem Höckerchen vor Scham immer kleiner und kleiner wird, bis man ihn zuletzt aus der Teppichfuge kratzen muss.
„Nicht Ihr Ernst!“
Aber auch bei der Süddeutschen Zeitung hat man mal die Kinderreporter rangelassen. Was den beiden Interviewern eines Wirtschaftsprofessors über die Lippen gesprungen ist, liest sich wie die Beiträge eines Sechsjährigen, wenn Jorinde und Joringel vorgelesen wird: „Wie gruselig“, „Wie entsetzlich“, „Eine furchtbare Vorstellung, oder?“, „… das ist nicht Ihr Ernst!“.
Doch, Kinderlein, das ist der Ernst eures Gesprächspartners, denn er ist ja nicht blöd. Ganz großartig, ist das Malheur, das bei der Produktion dieses Gesprächs passiert ist und das in die Liga meiner Alltime Favourites aufsteigt: „Auf meinen Reisen habe ich im Flughafenbuchhandel ühen. Außerdem gibt es immer wieder Dokuberall Bücher über ihn gesementationen oder auch T-Shirts mit seinem Konterfei.“
Ich habe mit einem Desolaten begonnen, ich will mit einem Traurigen enden: Harald Schmidt. Dass er ein arroganter Vogel ist, war immer klar, umso enttäuschender, dass bei jemandem von seiner Größe mit dem Alter nicht die Würde kommt, sondern geht. „Ich sitze zu Hause und gucke Jauch und sage mir: ’Bin ich froh, dass ich das nicht machen muss.‘ “ Abgesehen, dass auch Günther Jauch das nicht machen muss, weil er schon Wein anbaut, um sein Geld irgendwo zu lassen und sicherlich mehr Trauben an der Rebe hat als Schmidt, baute auch er Wein an, ist das so jämmerlich! Was sitzt der ausrangierte Knacker rum und gibt den Zampano?! Betrübt zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn