Kolumne Die Kriegsreporterin: Die Wahrheit hat neun Buchstaben
„Spiegel“ und „Focus“ haben eine neue Markenbotschaft, die „F.A.Z.“ dealt mit Vitra und auch bei der „Zeit“ geht es um weiches Sitzen.
H allo taz-Medienredaktion!
Das Tollste an meiner kleinen Pause war das Zurückkommen. Weil ich nämlich so viele hinreißende Mails und Tweets bekommen habe, von Leuten, die ihre Freude darüber zum Ausdruck brachten, dass ich wieder da bin. Das war so schön – da habe ich gemerkt: Ich bin mindestens so toll wie Spiegel und Focus. Die haben eine neue „Markenbotschaft“. Beim Focus heißt sie „Die Einflussreichen der Woche“ und beim Spiegel „Keine Angst vor der Wahrheit“.
So was will ich auch. Und schwanke zwischen „Die Tollste der Woche: Burmester“ und „Die Wahrheit hat neun Buchstaben – Burmester“. Letzteres finde ich, glaube ich, besser. Allerdings zittere ich vor Dirk von Gehlen, sollte ich mich dafür entscheiden. Der lamentiert, der Spiegel-Spruch bevormunde die Leser. Er kommt aber bei seinen Ausführungen mit so einem Gymnasiastentext um die Ecke, dass ich denke, wenn in Anbetracht all der Scheiße dieser Tage, dass die wichtigen Gedanken derer im Sakko sind, muss ich mir zwar Sorgen ums Abendland machen, brauche aber den Einwand nicht ernst zu nehmen. Und kann mich guten Gefühls für „neun Buchstaben“ entscheiden.
Immerhin sitze ich bequem. Ich habe mir nämlich eines der 777 limitierten Exemplare der „F.A.Z.-Special-Edition des Eames Aluminium Lounge Chair“ bestellt, das mir in einer Pressemitteilung der FAZ-Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt wurde. Der Stuhl ist bei der „umfangreichen Werbepartnerschaft“ zwischen den Zeitungsfritzen und den Sesselmachern rausgekommen. Und „erinnert in seinem Design an die Zeitung“. Toll. Dummerweise weckt „der Stoffbezug in den Farben Elfenbein und Dunkelgrau“ „Assoziationen an Papier und Druckerschwärze“. Das finde ich fürs Hinsetzen im cremefarbenen Jil-Sander-Hosenanzug doch so keine tolle Assoziation, aber nun denn.
Etwas überraschend ist die Offenheit, mit der in der Pressemitteilung die Unterbringung der Vitra-Möbel in den FAZ-Publikationen dargestellt wird. So steht dort: „Von Mitte Juni 2014 bis Anfang 2015 wurden 167 kurze Geschichten über Design-Klassiker, Designer und Produkte von Vitra erzählt.“ In Zusammenhang mit den „Anzeigen im Magazin der F.A.Z. und der F.A.S.“ sprechen die FAZ-Leute von einem „Kommunikationspaket“.
Am meisten wundert mich das sprachliche Durcheinander der Pressemitteilung. Hier schreibt immerhin die FAZ, die Mutter aller Brockhaus-Nuckler. An dem Satz: „Inszenierungen am POS bei teilnehmenden Händlern runden das Kommunikationspaket ab“ ist wirklich alles falsch. Entweder muss es heißen: „Inszenierungen an den POS der teilnehmenden Händler runden das Kommunikationspaket ab“ oder: „Inszenierungen am PO bei teilnehmenden Händlern runden das Kommunikationspaket ab“. Das ist zwar auch nicht schön, aber schon mal besser. Wobei immer noch die Frage ist, was das „Kommunikationspaket“ ist und was für „Inszenierungen“ gemeint sind.
Auch bei der Zeit geht es um weiches Sitzen. Dort wird der bisherige Leiter Corporate Publishing, Manuel Hartung, Leiter des Ressorts „Chancen“. Das ist insofern eine Bombe, als dass freie JournalistInnen, die für Tempus Corporate arbeiten, ein Jahr für ähnliche Themen bei der Zeit gesperrt sind. Nicht so Herr Hartung. Er wechselt gleich in das anzeigenstärkste Ressort. Das ist Logik à la Zeit. Und das ist Fairness à la Zeit. Mit einem kräftigen „Die Wahrheit hat neun Buchstaben – Burmester“ zurück nach Berlin!
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