Kolumne Blind mit Kind: Der blindenfreundlichste Urlaubsort
Autofahren ist nicht, Flughäfen sind Megastress. Wo also Urlaub machen als blinde Eltern mit sehendem Kind? Es gibt eine einfache Antwort.
S ommer, Sonne, Kitaschließzeit – da ruft der Urlaub! Uns auch. Nur: Wohin soll es eigentlich gehen. Und wie? Das sind Fragen, die sich zweifelsohne auch sehende Eltern beantworten müssen, aber sich blind mit Kind ins Feriengetümmel zu stürzen, lässt einige zusätzliche Bedenken aufkommen.
Das eigene Auto bis zum Rand mit Kinderspielzeug, Strandzubehör und so weiter vollpacken – fällt aus. Also jeder einen Rucksack schnappen und los geht’s – aber sich mit dem Stock durchs Flughafenchaos oder durch die fremde Urlaubsumgebung schlagen zu müssen, ist ja schon ohne womöglich quengelndes Kind im Gepäck alles andere als erholsam.
An einer geführten Gruppenreise mit Assistenzangebot teilzunehmen, ist wiederum blinden-, aber nicht sonderlich kinderfreundlich. Sich selbst sehende „Assistenz“ mitzunehmen, bedeutet einen tiefen Griff in den Geldbeutel, wenn man dafür jemanden engagiert. Wenn man hingegen eine Freundin fragt, birgt das unberechenbares zwischenmenschliches Konfliktpotenzial – weil sich die Freundin doch ausgenutzt fühlt oder überfordert ist. So und so ist das Problem: Man ist als Familie im Familienurlaub dann nie allein.
Alles zu kompliziert – wir wollen doch nur mal schnell raus aus der Stadt! Und so ist unser gleichermaßen kinderfreundliches wie barrierearmes Reiseziel für total selbstbestimmten Urlaub schnell gefunden, und schon sitzen wir im Regionalexpress Richtung mecklenburgische Ostseeküste.
Das Kind nie aus den Ohren lassen
Orientierungstechnisch bestechen Seebäder nämlich durch ihre klare Linienführung: Strand, Promenade, Flanier- und Shoppingmeile mit Querverstrebungen dazwischen. Essen gibt es überall – man muss nur fragen, vor welchem Etablissement man gerade steht! Die Sorge, unterwegs Attraktionen zur Kinderbespaßung zu verpassen, ist unbegründet. Schon vierjährige Kinder entdecken zielsicher Spielplätze und andere „Elternfallen“ wie überteuerte Bungie-Trampolinanlagen oder Touristenbähnchen aus Kilometern Entfernung!
Am Strand empfiehlt sich ein Lagerplatz in Wassernähe, um das spielende Kind nicht aus den Ohren zu lassen. Das ist mit der riesigen Buddelkiste und den vielen anderen Kindern dann vollauf beschäftigt und will nur ab und an ins Wasser begleitet werden. Wellenhüpfen gut, alles gut!
Wir sind zufrieden mit unserem assistenzfreien Vater-Mutter-Kind-Urlaub. Leider finden wir unsere Handtücher erst nicht wieder, weil das Kind nur „Mama, kalt!“ schreit, anstatt zu gucken, und der Hund hat seinen Posten verlassen, um uns nach unserem todesmutigen Badegang zu begrüßen … Na ja, es kann halt nicht alles perfekt sein! Irgendwann aber erkennt das wedelnde Hilfsmittel das Problem und führt uns zurück.
Fazit: Was im Alltag klappt, geht auch im Urlaub, durchfragen kostet nichts. Und wer ein Kind dabei hat, findet auch den Eisladen.
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