Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Trendig, trendiger, Bayern
Wellness-, Foody-, Veggietrend: Welche Trends glücklich machen, damit beschäftigt sich jährlich der Neuromarketing-Kongress.
M atthias Horx, Trendforscher, tingelte einst durch Deutschland und erzählte landauf, landab vom kommenden Wellness-Boom. Und so hat fast jedes deutsche Hotel heute irgendwo im Keller eine Wellnessoase eingebaut. Da fast keiner sie nutzt, bleibt sie oft unbeheizt.
Trends haben in der Regel eine Haltbarkeit von fünf bis zehn Jahren, behauptet der Trendforscher Peter Wippermann. Für die nächsten zehn Jahre prognostiziert er unter anderem den Foody-Trend: Statt drogengeschwängerter Partynächte ist fröhliches, gemeinschaftliches Schlemmen mit selbst gegartem frischem Gemüse angesagt. Hand in Hand damit geht der Veggie-Trend, das absolute Lifestyle-Statement.
Welche Trends glücklich machen, damit beschäftigt sich jährlich der Neuromarketing-Kongress, der mit zufriedenen Kunden der Industrie zu nachhaltigem Wachstum verhelfen will. Dort diskutiert man über Belohnungsmechanismen im Gehirn, die eine evolutionäre Bedeutung haben, weil sie oft „gutes“ Verhalten bewirkten. Besonders wichtig sei dabei der Hippocampus, denn hier würden Belohnungen gespeichert, die das Verhalten von Menschen langfristig beeinflussen – auch ihr Konsumverhalten.
„Gutes Verhalten“, genau das erzeugt der Veggie-Trend: Wer vegetarisch oder gar vegan lebt, achtet auf Umwelt, Tierrechte – und nicht zuletzt auf die eigene Gesundheit. Selbst der Inbegriff von exzessivem Bier- und Wurstgenuss, das Münchner Oktoberfest, kann sich diesem Trend nicht entziehen: In diesem Jahr bot das Festzelt Schottenhamel erstmals ein veganes Gericht an: Kräuter-Mais-Kücherl auf Erbsen-Minz-Püree. Wer vegan lebt, möchte selbstverständlich die Tracht lederfrei und ohne Hirschhornknöpfe. Die gibt es längst im Versand.
Das trifft sich gut mit einem anderen seit Jahren gleichbleibenden, umweltfreundlichen Trend: Sechs von zehn Deutschen verbringen ihren Urlaub im eigenen Land. Am liebsten in Bayern. Kein Wunder, wo dort von gesunder Bergluft bis veganem Schnitzel alles geboten wird.
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