BUENOS AIREStaz | Die Übermächtigen, die SuperPoderosas, werden die kolumbianischen Auswahlspielerinnen in ihrem Heimatland vollmundig genannt. Mit deren Einzug ins Achtelfinale hat aber selbst dort wohl kaum einer gerechnet. Anders als der Spitzname vermuten lässt, hinkt doch das südamerikanische Team der Weltspitze recht weit hinterher. Zum zweiten Mal erst nimmt Kolumbien an einer WM teil. Vor vier Jahren in Deutschland gelang bei der Premiere nicht ein einziges Tor. Sang- und klanglos schied man aus.
Und vor dem Turnier in Kanada waren durchaus Zweifel angebracht, ob diese Erfahrungswerte viel weiterhelfen würden. Schließlich stellen die Kolumbianerinnen gemeinsam mit Costa Rica den jüngsten WM-Kader. Das Durchschnittsalter der beiden Teams liegt bei exakt 23,46 Jahren. Der Achtelfinalgegner am Montag (2 Uhr früh am Dienstagmorgen in Europa), die US-Amerikanerinnen liegen knapp unter der 30-er Marke (29,43 Jahre). Das Duell gegen den zweimaligen Weltmeister ist also auch eines zwischen Jugend und Erfahrung.
Mit ihren bisherigen Resultaten in Kanada haben die Super-Poderosas bereits jetzt Geschichte geschrieben. Dem 1:1-Auftakt gegen Mexiko folgte ein sensationeller 2:0-Sieg gegen Frankreich und eine knappe 1:2-Niederlage gegen England.
Trainer Fabian Taborda lässt sein Team einen modernen Fußball spielen. Vor der Torfrau Sandra Sepúlveda steht eine Viererabwehrkette, davor im Mittelfeld eine defensive Zweierreihe und eine offensive Dreierreihe, die die einzige echte Spitze bedienen soll. Jeder Teil hat ihren Star: Im Tor ist es Sandra Sepúlveda, in der Abwehr Natalia Gaitán, im Mittelfeld Yoreli Rincón und im Sturm Lady Andrade, die zwei der bisher erzielten drei Treffer markieren konnte.
Auf den Titelseiten des Landes
Den dritten erzielte María Usme nach ihrer späten Einwechslung zum 2:0 gegen Frankreich und bewies damit, das Trainer Taborda auch auf der Bank gute Alternativen sitzen hat. Die Frauen haben sich mit ihrem Einzug ins Achtelfinale auf die Titelseiten geschossen, obwohl in Kolumbien derzeit überwiegend von der laufenden Copa America, dem Kontinentalturnier der Männer in Chile, berichtet wird.
Eine nationale Liga für Frauenfußball gibt es in Kolumbien nicht. Gespielt wird in verschiedenen Provinzligen. Es sind denn auch Auswahlmannschaften der Provinzen, die seit Anfang der 1990er Jahre die nationale Meisterschaft unter sich ausspielen.
Fußball-WM in Kanada
Jetzt ist's vorbei: Die USA haben nicht nur den Weltmeistertitel geholt, sondern Japan auch mit einem stolzen 5:2 besiegt.
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1:0 schon in der dritten Minute: Toschützin Carli Lloyd (r.), hier im Zweikampf mit Japans Rumi Utsugi.
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Platz 3 bei der Fußball-WM in Kanada geht an: England. Das Team gewann 1:0 gegen Deutschland.
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Nun heißt es Abschied nehmen vom Nationalteam: Bundestrainerin Silvia Neid und Torhüterin Nadine Angerer.
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Japan gewinnt im Halbfinale der Fußball-WM mit 2:1. Damit stehen die Titelverteidigerinnen erneut im Finale. Die Gegnerinnen kommen aus den USA, doch wie das ausgegangen ist, wissen wir ja nun schon. Nicht gut für die Japanerinnen.
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Bei den Engländerinnen gab's vor dem kleinen Finale noch Tränen.
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2:0 gewannen die USA im Halbfinale gegen Deutschland, die USA stehen im Finale, Deutschland ist raus. Gegen den späteren Titelträger.
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Die deutsche Torhüterin Nadine Angerer schaut dem Ball hinterher. Bei den Toren von Carli Lloyd und Kelley O'Hara war sie machtlos.
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Titelverteidiger Japan ist der Minimalist des Turniers, oft gewannen die Japanerinnen ihre Spiele nur mit einem Tor Unterschied. So auch das Viertelfinale gegen Australien (hier Yuki Ogimi und Laura Alleway), in dem erst in der 87. Minute der entscheidende Treffer gelang. Die Halbfinals stehen damit fest: Deutschland trifft auf die USA, Japan spielt gegen England.
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Aus der Traum vom Endspiel im eigenen Land: Die Kanadierin Kadeisha Buchanan nach dem Spiel gegen England, dass die Kanadierinnen 1:2 verloren. England steht damit erstmals in einem Halbfinale einer WM.
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Eleganter, spielstärker, einfach besser: Die Französinnen waren im Viertelfinale das bessere Team. Leonie Maier und Elodie Thomis (r.) im Zweikampf. Am Ende rettete sich Deutschland mit einem umstrittenen Elfmeter in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.
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Erneut war sie die Heldin: Nadine Angerer. Im Viertelfinale gegen Frankreich hielt sie den entscheidenden letzten Elfmeter der Französinnen. Im Spiel waren die Deutschen unterlegen, am Ende war es die deutscheste aller deutschen Tugenden, die das Team rettete. Noch einmal die große Bühne für Angerer, die nach der WM ihre Karriere beenden will.
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Mana Iwabuchi (l.) und – in eher unnatürlicher Haltung – Kirsten van de Ven. Japan geht gegen die Niederlande in der 10. Minute durch Saori Ariyoshi in Führung. Das 2:0 (Mizuho Sakaguchi, 78.) macht alles klar. Der Anschlusstreffer fällt erst in der Nachspielzeit. Der Titelverteidiger steht im Viertelfinale gegen Australien.
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Wenn ein Team eine Torhüterin einwechseln muss, bedeutet das normalerweise nichts Gute. So auch hier: Kolumbiens Catalina Perez hatte nach einer Notbremse im Achtelfinale der WM in Kanada die Rote Karte gesehen, Stefany Castano muss sie ersetzen. In Unterzahl hatten die Südamerikanerinnen dem Titelfavoriten USA wenig entgegenzusetzen und verloren 0:2.
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Hoch, höher, England: Lucy Bronze übersteigt die norwegische Mannschaft, ein Bild, das zum Achtelfinalspiel passte, das England durch ein wunderschönes Weitschusstor von Bronze mit 2:1 für sich entschied. Dabei führte Norwegen bereits und hatte die Partie im Griff – bis zum überraschenden Ausgleich. Der Sieg Englands bedeutete gleichzeitig die Olympia-2016-Qualifikation für die deutsche Mannschaft.
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Sie kämpfe, sie rannte, sie ackerte, doch alles vergebens: Marta Vieira da Silva, fünffache Weltfußballerin, wird auch 2015 keinen großen Titel gewinnen. Im Achtelfinale war für Brasilien nach einer 0:1-Niederlage gegen die australischen „Matildas“ Schluss. Und dann regnete es auch noch!
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Hier hingegen lacht der Sommer. Also in echt jetzt: Eugenie Le Sommer (l.) klatscht mit ihrer Teamkollegin Elodie Thomas ab. Mit Frankreich haben die beiden am Tag des Sommerbeginns das Viertelfinale erreicht, Gegner Südkorea wurde 3:0 besiegt.
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Dort wartet Deutschland. Nur einmal wurde Nadine Angerer beim Achtelfinalspiel in Ottawa überwunden und vorne gelangen vier eigene Treffer. Damit war Mitfavorit Schweden besiegt, Deutschland kann vom dritten Titel weiterträumen.
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Wir wollen hier ja gar nicht über Frisuren reden. Aber diese hier wird uns schon fehlen. Für Gaelle Enganamouit und Kamerun war im Achtelfinale Schluss, gegen China verloren die Afrikanerinnen 0:1.
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Blicken wir zurück in die Gruppenphase und auf diesen Jubelsprung von Abby Wambach. Im dritten Spiel der USA erzielte sie gegen Nigeria das entscheidende 1:0. Sie freut sich über den Einzug ins Achtelfinale – und ihren 14. Treffer bei einer WM-Endrunde. Damit hat sie noch die Chance, in Kanada zur neuen WM-Rekordtorschützin zu werden.
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Doch da ist ja auch noch Marta. Der Brasilianerin gelang mit ihrem Elfmetertreffer zum 2:0-Endstand gegen Südkorea bereits ihr 15. WM-Tor. Nun kann sie nicht mehr nachlegen. Pech gehabt.
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Nicht nur Marta forderte die Südkoreanerinnen heraus, im zweiten Spiel mussten sie außerdem der Frau mit der Maske entgegentreten: Wendy Acosta (l.) vom WM-Neuling Costa Rica.
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Dabei gelang den Mittelamerikanerinnen der späte 2:2-Ausgleich und anschließend gab es eine der schönsten Torjubelszenen durch Karla Villalobos. Half aber nix: Am Ende der Vorrunde war Costa Rica dennoch ausgeschieden.
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Genau wie auch die Spielerinnen von der Elfenbeinküste. Die verzweifelten selbst am vermeintlich leichten Gruppengegner Thailand und verloren 2:3, mit drei Niederlagen mussten sie nach Hause fahren. Thailand allerdings auch.
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Im ersten Spiel kam es für die Elfenbeinküste dabei so richtig dicke. 0:10 gegen Deutschland! Sophie Aguie (r.) rammt Celia Sasic um – die trotzdem drei Tore erzielte.
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Hier bejubeln die deutschen Spielerinnen ein weiteres Tor von Melanie Behringer.
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Für andere war das Weiterkommen mit mehr Schmerzen verbunden: Etwa für Rachel Rinast, die mit der Schweiz nur knapp als Gruppendritte die Vorrunde überstand.
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Dabei gelang auch den Schweizerinnen ein 10:0-Sieg. Gegen Ecuador nämlich. Hier sehr schön: Das Zopfballett von Nancy Aguilar und Eseosa Aigbogun.
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Dabei wollten wir doch nicht über Frisuren reden! Aber gut, die hier noch. Kanadas Rekordtorhüterin Karina LeBlanc (110 Spiele) hat sich extra ein Ahornblatt auf die Schläfe rasieren lassen. Sie ist bei ihrer Heim-WM allerdings nur Ersatzspielerin.
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Ihre Torhüterkollegin Stephanie Labbe beim Training. Was genau macht sie da?
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Und die kanadischen Fans? Denen gefällt's! In Kanada ist Frauenfußball deutlich populärer als Männerfußball. Sogar wenn es regnet.
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Ebenfalls Thema auf den Rängen: Der Kunstrasen, auf dem in Kanada sämtliche WM-Spiele – durchaus zum Unmut der Spielerinnen – ausgetragen werden.
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Spiele ohne kanadische Beteiligung waren dabei nicht immer unbedingt ausverkauft.
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Skeptischer Blick auf den Ball: Die Niederländerin Vivianne Miedema (r.) und die Neuseeländerin Hannah Wilkinson. Miedemas Team gewann mit 1:0.
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Zugepackt: Kolumbiens Torhüterin Sandra Sepulveda beim 3:0-Sieg gegen Mitfavorit Frankreich. Die Französinnen konnten sich mit Siegen gegen England und Mexiko trotzdem noch für das Achtelfinale qualifizieren, wo auch Kolumbien steht.
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Die Kolumbianerinnen widerlegten nebenbei die These, dass nur im Männerfußball lamentiert und mit den Schiris diskutiert werde.
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Zurück an den Anfang: Ob Olympische Spiele, European Games, Bundesjugendspiele in Eisenhüttenstadt oder eben die Fußball-WM – auf einen hohen Peinlichkeitsfaktor bei der Eröffnungsfeier ist Verlass.
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Und um diesen Pott geht's bei der WM in Kanada. Die letzten Jahre stand er in Asien: Japan gewann das Finale der WM 2011 in Deutschland gegen die USA im Elfmeterschießen. 2015 konnten sie alle drei Vorrundenspiele gewinnen, zählen aber dennoch allenfalls zum erweiterten Favoritenkreis.
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Taborda kennt seine Spielerinnen. Als früherer Trainer der U17 hatte er fast das gesamte Team bereist unter seiner Leitung. „Fabian Taborda ist ein hervorragender Trainer, und zudem fast so etwas wie ein Vater“, lobt ihn denn auch Yoreli Rincón. Allerdings verschweigt sie nicht, dass sie lieber eine Frau als Trainerin hätte. „Eine Frau würde uns viel besser verstehen, wenn es um weibliche Probleme geht.“
Fast alle spielen noch in Kolumbien
Vom 23-köpfigen Kader spielen lediglich sechs Spielerinnen nicht im Heimatland. Drei kicken bei verschiedenen Universitätsteams in den USA, eine in der ersten US-Liga, eine in der zweiten US-Spielklasse. In Europa spielt lediglich die 21-jährige Rincón, beim italienischen Erfolgsklub ASD Torres Calcio. Zuvor war sie in Schweden aktiv.
Als Wiege den kolumbianischen Fußballs gilt das Caucatal. Die Region Cauca ist zudem die am meisten unter dem Bürgerkrieg zwischen Guerilla, Paramilitärs und Armee zu leiden hat. Von hier kamen auch die meisten der Spielerinnen und Impulse für den Frauenfußball. Nachdem die weiblichen Kickerinnen der Provinz vergeblich verlangten mit den Männern spielen zu dürfen, gründeten sie ihre eigene Liga. Andere Provinzen folgten erst später dem Beispiel.
Torhüterin Sandra Sepúlveda sehnt sich nun nach professionelleren Strukturen. Sie sagt: „Der Frauenfußball in Kolumbien hat eine eigene Liga verdient.“ Ein Sieg gegen die USA könnte die Entwicklung dahin gewiss beschleunigen. Die 27-jährige Sepúlveda, die mit grandiosen Paraden maßgeblich für den Überraschungssieg gegen Frankreich verantwortlich war, wird darauf aber keinen Einfluss nehmen können. Die zweite Gelbe Karte zwingt sie zum Aussetzen. Gegen die offensivstarken US-Amerikanerinnen wird sie ihren Mitspielerinnen gewiss sehr fehlen.
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