piwik no script img

Kohl fordert seine Kritiker heraus

Mit einer scharfen Kampfansage hat sich Bundeskanzler Helmut Kohl gegen die Kritiker aus den eigenen Reihen verwahrt und Forderungen nach einer Aufgabe des CDU-Vorsitzes strikt abgelehnt. „Natürlich geht es um mich. Wer mich nicht mehr als Kandidaten will, der soll es offen sagen“, sagte er gegenüber Focus. Er werde den Parteitag um sein Vertrauen bitten. „Dann kann jeder ans Mikrofon treten und sich dagegen aussprechen. Wir sind doch eine freie Partei.“ Von dem Vorschlag des Vorsitzenden der Jungen Union, Klaus Escher, Parteivorsitz und Kanzlerschaft zu trennen, halte er nichts, sagte Kohl. CDU und SPD hätten damit früher „miserable“ Erfahrungen gemacht. Auch von einer Überalterung der Parteiführung und der Bundesregierung könne keine Rede sein. Wann er seine Ämter an einen Nachfolger übergeben will, ließ Kohl offen: „Das werden wir dem Wähler rechtzeitig sagen. Der hat einen Anspruch zu wissen, wie es weitergeht.“

Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel sieht durch die parteiinterne Debatte keinen Autoritätsverlust des Kanzlers. Rückhalt bekam Kohl auch von Norbert Blüm, Claudia Nolte und Jürgen Rüttgers. Auch Christian Wulff aus Niedersachsen, Roland Koch aus Hessen und Ole von Beust aus Hamburg zeigten sich mit Kohl solidarisch.

Nach einer Forsa-Umfrage halten nur noch 30 Prozent aller Bürger Kohl in der gegenwärtigen Situation für den richtigen Kanzler. 56 Prozent sind gegenteiliger Meinung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen