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Koalitionsausschuss vertagtBundesregierung geht schlafen

Die Spitzen der Ampelkoalition beraten fast 20 Stunden am Stück im Kanzleramt. Dann wird das Treffen vertagt. Ergebnisse sind vorerst nicht bekannt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (l.) und Grünen-Chef Omid Nouripour am Sonntag Foto: Jörg Carstensen/dpa

Berlin dpa/rtr/taz | Nach einer fast 20-stündigen Marathonsitzung hat die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP ihr Spitzengespräch vorerst am Montag unterbrochen. Das Treffen soll morgen fortgesetzt werden. Die Spitzen der Ampelkoalition waren am Sonntagabende um 18.30 Uhr zusammengekommen, um die vielen Streitthemen aus dem Weg zu räumen. Seither hatten sie die ganze Nacht und bis zum späten Mittag ununterbrochen getagt.

„Der Koalitionsausschuss hat zu wichtigen Modernisierungsthemen des Landes getagt“, hieß es in einer Mitteilung. „Dabei sind die Beteiligten in vertrauensvollen und konstruktiven Gesprächen weit vorangekommen, haben die Sitzung aber aufgrund der deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen in Rotterdam unterbrochen.“ Die Gespräche würden am Dienstagvormittag fortgesetzt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und andere Minister machten sich am Nachmittag auf den Weg nach Rotterdam.

Aus dem Treffen im Kanzleramt war zuvor fast nichts bekannt geworden. Nur Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte kurz getwittert: „Ideenreichtum, #Schlafmangel – #Koalitionsausschuss. CL“. Das lies aber alles offen.

Gegen Mittag hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit noch verkündet, ein Ende der Runde sei absehbar. Es werde auch ein gutes Ergebnis geben, sagte Hebestreit. „Die Regierung läuft und funktioniert.“ Noch werde aber getagt.

Bei dem Treffen im Kanzleramt wollen die Koalitionäre Lösungen für eine lange Liste von Streitthemen finden. Dazu zählt der Verkehrsbereich. Die FDP will, dass nicht nur Bahnstrecken schneller gebaut werden, sondern auch Autobahnen. Das lehnten die Grünen im Vorfeld ab. Sie pochten auf Anstrengungen für mehr Klimaschutz im Verkehr, um eine Trendwende zu erreichen.

Nach Zahlen des Umweltbundesamts stiegen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor im vergangenen Jahr an. Vorgaben im Klimaschutzgesetz für die zulässige Jahresemissionsmenge wurden verfehlt. Die FDP lehnt etwa ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ebenso wie eine Reform der Dienstwagenbesteuerung ab.

Umstritten im Vorfeld des Koalitionsausschusses waren auch Pläne zum Austausch von Öl- und Gasheizungen sowie die Finanzierung der Kindergrundsicherung.

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8 Kommentare

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  • Wenn man berücksichigt wieviele Interessen von hunderten von Lobbyisten, von unseren " Volksvertretern " - " unter einen Hut " gebracht werden müssen, sind 20 Stunden doch recht knapp bemessen - warum nicht die Arbeitszeit auf 365 Tage im Jahr verteilen....



    Interessant hierzu auch der Artikel hier in der Taz von Christian Jacob & Johnathan Rapp



    " Das Risiko-Geschäft "....

  • In hohem Maße verantwortungslos, wichtige Entscheidungen mit geplantem Schlafentzug erzwingen zu wollen.

    • @Zuversicht:

      Das habe ich mir auch gerade gedacht. Wie soll man klaren Kopfes sein/bleiben, wenn man - *gähn - bis 20 Stunden durchhalten muss. So wird sicher nix Gescheites entschieden. Wäre das nicht etwas für alle Teamsitzungen in diesem Land? Statt morgens wird abends bis in die Nacht hinein, ach was, bis zum nächsten Mittag, diskutiert. Toll.

  • Autobahnen werden für Privatautos verboten und dienen nur zur Versorgung durch LKWs, weniger Staus und weniger CO2-Mißbrauch wären die Folge.



    Das ist doch das Argument der FDP und SPD für mehr Autobahnen. Versorgung ist wichtig, so könnten dann weniger Autobahnen benötigt werden, da ja Entlastung durch weniger Privat-PKW.



    Nahverkehr wird ausgeweitet und Kundenfreundlichkeit und Bezahlbarkeit zur obersten Priorität, Erste-Klasse- Abteile für die Besonderen (Menschen mit Zuschlag). -Das wäre mir sehr egal.



    ich denke Probleme sind lösbar.

    • @StefanMaria:

      ...Autobahnen werden im Sinne von Industrie & Handel zu kostengünstigen " Lagerflächen " just in time - keine unnötigen Lagerhallen...

  • 20 Stunden, was für ein Blödsinn. Da kommt irgendwann nichts mehr rüber weil alle weich im Kopp sind. Sowas kann man sich schenken.

  • ...besser schlafen gehen !



    Ich möchte keine übermüdeten Entscheidungen, als Wähler und Bürger, mittragen müssen.

  • Völlig übermüdet wichtige Themen besprechen.



    Das macht Sinn und führt zu guten Ergebnissen.



    Was soll das Kasperletheater?