Klimawandel treibt Kakaopreis an: Jetzt auch noch Schokolade
Schlechte Kakaoernten treiben weiterhin die Börsenpreise in die Höhe. Die Kosten dafür tragen Erzeuger*innen und Konsument*innen.
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Auch die Produkte anderer Schokoladenhersteller wie Ritter Sport waren im vergangenen Jahr bereits teilweise deutlich teurer geworden. Lindt & Sprüngli hatte die Preise ebenfalls erhöht und will dies 2025 erneut machen, wie das Unternehmen kürzlich ankündigte. Die Hersteller begründen das mit schlechten Ernten und den Folgen des Klimawandels. Anfang 2024 war der Kakaopreis infolgedessen auf einen Rekordwert gestiegen. Der Wert wurde im Dezember noch mal überstiegen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war eine Schokoladentafel im Dezember 2024 durchschnittlich 14,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Bereits in den Vorjahren waren die Preise gestiegen.
Schokoladenkonzerne zahlen nicht für Klimaanpassung
„Kakao ist knapp auf den Weltmärkten. Das treibt die Preise nach oben“, sagte WWF-Expertin Kerstin Weber. Extremwettereignisse wie lange Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führten zu geringeren Erträgen, schlechterer Qualität oder vollständig zerstörten Ernten. Vielerorts würden die Kakaobäume zudem von Krankheiten befallen. Weber rechnet damit, dass die Kakaopreise 2025 hoch bleiben und nicht wieder auf das alte Niveau sinken.
Etwa 90 Prozent der weltweiten Kakaobohnen werden von Kleinbäuerinnen erzeugt, die größtenteils in Armut leben. Etwa zwei Drittel der Bohnen kommt aus Côte d’Ivoire und Ghana. Erzeuger*innen dort klagen, dass auch die schlechten Abnehmerpreise der Schoko-Konzerne dazu führen, dass kein Geld für Investitionen in Klimaanpassung und nachhaltige Bewirtschaftung bleibt. Für den Kakaoanbau wurde viel Wald in Westafrika gerodet.
Die Böden sind durch Pestizide belastet, von Krankheit befallene oder alte Bäume müssen ersetzt werden und Schattenbäume gepflanzt werden. Außerdem müssen die Bäuerinnen nach der EU Entwaldungsverordnung ihr Felder kartieren und Geodaten sammeln, um nachzuweisen, dass für den Anbau kein Wald zerstört wird.
Und auch von der internationalen Klimafinanzierung kommt sehr wenig bei den Erzeuger*innen an. Elizabeth Nsimadala, Präsidentin der Eastern Africa Farmers Federation, sagt in der taz: „Kleinbäuerliche Familienbetriebe produzieren weltweit über ein Drittel aller Lebensmittel. Bei ihnen kamen aber 2021 nur 0,3 Prozent der internationalen Klimafinanzierung an“.
Das meiste Geld an der Tafel Schokolade verdienen die Hersteller und Supermärkte. Die hohen Kakaopreise versuchen die Schoko-Konzerne teils mit weniger Kakaogehalt in den Schokoladen und höheren Preisen auszugleichen.
Und noch ein Aspekt wird häufig übersehen: Die hohen Börsenpreise ziehen Spekulanten an, die Preise weiter in die Höhe treiben. Auch die Nachfrage nach Agrarfonds steigt.
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