Klimawandel in Bremen: Aus der Baum
Mehr als 6.000 Bremer Bäume gelten infolge der trockenen Sommer als Notfall-Patienten, die verkümmern. Gewachsen ist stattdessen die Unfallgefahr.
Insgesamt sind 6.139 Bäume in den nächsten 12 Monaten zusätzlich zu pflegen. Für 622 von ihnen wurden aufgrund „der hohen Dringlichkeit“ bereits Aufträge erteilt. Noch im laufenden Jahr sollen 2.765 Bäume bearbeitet werden, der Rest erfolgt dann 2020. Doty zeigt sich mit den Beschlüssen der Deputation zufrieden: „Durch die Bewilligung der Mittel können gefährliche Situationen vermieden werden.“ Sie geht von künftig immer höheren Temperaturbelastungen und starken Trockenheitsphasen aus.
„Ein Baum muss auch in 80 Jahren vital sein, wir müssen uns also heute überlegen, wie das Klima in 80 Jahren aussieht“, sagt sie. Daher pflanze man seit etwa 15 Jahren sogenannte Klimabäume. „Das sind Bäume, die besonders resistent gegen hohe Temperaturbelastungen sind“, sagt Doty. Dazu zählen Ginkgo und Eisenholzbaum. Die heimischen Erlen, Eschen und Linden täten sich hingegen besonders schwer mit dem Klimawandel. „Das heißt aber nicht, dass wir keine heimischen Gehölze pflanzen“, versichert Doty.
Allgemein steht es schlecht um die Waldbestände in Deutschland. Laut Bundes-Landwirtschaftsministerium nimmt der Wald mit 11,4 Millionen Hektar rund 32 Prozent der Fläche Deutschlands ein. Millionen Bäume seien durch klimatische Auswirkungen beschädigt, heißt es im Strategiepapier „Deutschlands Wald im Klimawandel“. Rund 180.000 Hektar Wald müssten wegen akuter Schäden infolge des Klimawandels aufgeforstet werden.
Kerstin Doty, Umweltbetrieb Bremen
Auch bei den niedersächsischen Landesforsten ist man mit ähnlichen Problemen wie in Bremen konfrontiert. Deren Sprecher Mathias Aßmann nennt die Herausforderungen des Klimawandels „eine enorme Aufgabe, die nicht ohne öffentliche Unterstützung vonstattengehen kann“. Wie Doty betont er, die Bedeutung einer langfristigen Planung, die berücksichtigen müsse, „dass die Sommer trockener und wärmer und die Winter milder werden“.
Er betont allerdings auch, dass es erhebliche Unterschiede zwischen Bäumen in der Stadt und auf dem Land gebe. „In einer Stadt potenzieren sich Erscheinungen wie Dürre und Hitze durch die Bebauung“, so Aßmann.
Auch Kerstin Doty sieht zusätzliche Belastungen im Stadtgebiet: „Durch Emissionen, Anfahrschäden von Autos und Bauarbeiten, die Wurzeln verletzen, haben es Stadtbäume viel schwerer, als Bäume, die in einem natürlichen Lebensraum wachsen“, sagt sie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers