Klimastreik von Fridays for Future: „Die größte Online-Demo“
Fridays for Future hat den globalen Klimastreik am Freitag ins Netz verlegt. Tausende sehen den Livestream. Und es hagelt Posts bei Instagram & Co.
Wegen der Corona-Pandemie. hat die Klimaschutzbewegung umgeplant: Statt die Massen auf die Straße zu bestellen, druckt die Gruppe alle eingereichten Plakate aus und legt sie der Kanzlerin vor die Füße. All das übertragen die Aktivist:innen über einen Livestream auf Youtube.
Da interviewt Schauspielerin Katja Riemann den grünen Europaabgeordneten Erik Marquardt zur Situation in den Geflüchtetenlagern auf der griechischen Insel Lesbos. Der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen fragt, warum die Menschheit die Erde zerstöre, wo doch auch niemand freiwillig und bei voller Geistesgegenwart in sein eigenes Wohnzimmer kacken würde. Ein Zusammenschluss von Künstler*innen präsentieren einen Klimastreik-Song und Sängerin Lena Meyer-Landrut spricht Fridays for Future ihre Unterstützung aus. „Wenn man sich nicht äußert, ist das irgendwie auch ein Statement, deswegen lieber gleich für die richtige Seite“, sagt sie. Luftkuss.
Beim globalen Klimastreik der Jugendbewegung im September gingen allein in Deutschland 1,4 Millionen Menschen auf die Straße. Am Freitag um halb eins schauen 19.000 Menschen zu. „Damit ist das schon jetzt die größte Online-Demo überhaupt“, freut sich der Berliner Klimaaktivist Louis Motaal.
Stellvertretende Präsenz in der Öffentlichkeit
Zum Netzstreik gehört aber nicht nur der Youtube-Livestream, der auch immer mal von Berlin in andere Städte wie Hamburg oder Mainz schaltet, wo auch einige Aktivist:innen stellvertretend für alle anderen auf öffentlichen Plätzen Präsenz zeigen. Mit Masken und Abstand zueinander, das versteht sich. Auch im Internet stellen viele Unterstützerinnen Fotos und Protest-Slogans ein, alle unter dem Hashtag #NetzstreikFürsKlima.
Wir sind noch da! #NetzStreikFürsKlima
Und auch in anderen Ländern ist Fridays for Future am Freitag aktiv. Auf dem internationalen Youtube-Kanal der Bewegung gibt es einen 24-stündigen Live-Stream.
Eine Dauerlösung soll das Demonstrieren im Netz aber nicht sein. Im deutschen Livestream sichern sich alle Beteiligten zu, dass man sich schnellstmöglich wieder auf der Straße sehe, sobald es die Coronalage eben wieder rechtfertige.
Auf ein paar technische Pannen – hier ein Rauschen bei der Tonübertragung, da ein Ruckeln im Bild – reagiert Fridays for Future mit Humor. Ab und an ploppt ein Pausenbildschirm auf, während auf der Wiese Tontechnik und Kameraführung wuseln. Der Livestream, ist darauf zu lesen, laufe immer noch besser als die Klimapolitik der Bundesregierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau