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Klimaschutz nach der PandemieEine ungenutzte Chance

Die Coronapandemie hat gezeigt, dass koordinierte Wirtschaftspausen möglich sind. Leider ist der Wille dazu nicht erhalten geblieben.

Keine Meinung, aber oft behandelt, als sei sie eine: die Klimakrise Foto: Jonas Walzberg/dpa

Aus der Krise lernen? Es war vielleicht der letzte Strohhalm, an den man sich klammern konnte, als im vergangenen Jahr die Welt der Einzelnen auf Quadratmeter zusammenschrumpfte. Wenn die Menschen plötzlich Vorgaben akzeptieren und sogar politisch koordinierte Wirtschaftspausen möglich sind – vielleicht kann dieser Wille nach der Pandemie erhalten bleiben?

Nun ist es noch nicht nach der Pandemie. Auf den Zustand der Erde geben wir aber schon wieder genauso wenig acht wie vorher.

Am Donnerstag war Erdüberlastungstag. Das heißt: Die Menschheit hat in sieben Monaten schon die ökologischen Kapazitäten von einem Jahr ausgereizt. Im vergangenen Jahr lag dieser Tag durch die Lockdowns immerhin drei Wochen später. Jetzt ist das Niveau von 2019 praktisch wieder erreicht. Das temporäre Herunterfahren der Wirtschaft hatte 2020 die CO2-Emissionen so reduziert, wie es laut UN-Umweltprogramm jedes Jahr der Fall sein müsste, nämlich um etwa 7 Prozent.

Zumindest wenn man das Ziel anstrebt, die Erderhitzung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu begrenzen. Auch bei dieser Marke wird die Welt schon unsicherer werden, etwa durch mehr Hitzewellen, Dürre und Fluten. Dieses Jahr gibt einen bitteren Vorgeschmack, obwohl die Erde sich „erst“ etwas über 1 Grad erwärmt hat.

Pralle Konjunkturpakete

Aber in den meisten Ländern wollen die Regierungen die Wirtschaft nicht für den Klimaschutz herunterfahren – davon zeugen pralle Konjunkturpakete. Sie wollen stattdessen das Wirtschaftswachstum von den CO2-Emissionen entkoppeln, wie es 2014 erstmals geklappt hat. Logische Voraussetzung dafür wäre der massive Ausbau erneuerbarer Kraftwerke, denn ohne Energie kein Wirtschaftswachstum.

Eine Analyse der Internationalen Energieagentur zeigt aber: Nur ein Bruchteil der weltweiten Konjunkturprogramme fließen in saubere Energie. 16 Billionen US-Dollar sind weltweit schon geflossen. Für die Energiewende sind davon nur 2 Prozent vorgesehen. Laut der IEA reichen die Gelder nicht einmal aus, um einen weiteren Rekord der jährlichen Emissionen zu verhindern. Immerhin dürfen selbst rettende Strohhalme seit Anfang Juli nicht mehr aus Einwegplastik verkauft werden, außer, es handelt sich um Restbestände. Da soll noch mal jemand sagen, es gehe nicht voran.

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1 Kommentar

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  • Die gescheiterte Corona-Politik von Spahn - mehrmonatiger Stillstand, zu spät begonnen, zur Unzeit unterbrochen, unsinnige Einschränkungen (z.B. Verbot Außengastronomie), Corona wurde nicht ausgerottet - sollte eigentlich nicht zum Vorbild genommen werden.

    Man sollte aus den Fehlern lernen:



    1. Zu spätes Handeln kommt am Ende wesentlich teurer.



    2. Man braucht einen langen Atem und sollte die Menschen nicht mit administrativen Einschränkungen überfordern, die Gegenbewegugen und Opposition hervorrufen, sondern auf die Kräfte des Marktes und das Eigeninteresse der Mitbürger setzen.