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Klimakrise in BrandenburgGrundwasser um 40 Prozent gesunken

Seit 1980 hat die Grundwasserneubildung dramatisch abgenommen. Schuld ist der Klimawandel, doch eine Rolle spielen auch Luftreinheit und Vegetation.

Impressionen aus Borkwalde, Brandenburg, im Mai 2023 Foto: Sascha Steinach/imago

Potsdam epd/taz | Brandenburg gehört einer Studie der Universität Potsdam zufolge bundesweit zu den Regionen mit der geringsten Neubildung von Grundwasser. Seit 1980 habe die Grundwasserneubildung in der Region um bis zu 40 Prozent abgenommen, heißt es in der am Dienstag im Fachblatt Natural Hazards and Earth System Sciences veröffentlichten Untersuchung der Potsdamer Umweltforscher Till Francke und Maik Heistermann.

Sinkende Grundwasserstände und Seewasserspiegel sind in ganz Brandenburg ein immer größer werdendes Problem. Schuld an der Verteilungskrise ist auch der immense Wasserverbrauch etwa von Tesla oder der Kohleindustrie. Einem RBB-Bericht zufolge kann der sinkende Wasserspiegel auch Auswirkungen aufs Umfeld haben. So würden etwa Bäume rund um Seen entwurzelt, Häuser in Wassernähe seien möglicherweise in ihrer Statik gefährdet.

Grundwasser speist sich aus Niederschlagswasser, das es schafft, tief in den Boden bis hin zur Grundwasseroberfläche zu versickern. Mithilfe von Simulationsmodellen sei es den beiden Forschern vom Potsdamer Institut für Umweltwissenschaften und Geographie gelungen, wesentliche Mechanismen zu identifizieren, die dafür verantwortlich sind, dass sich immer weniger Grundwasser bildet.

Wenig überraschend spiele der Klimawandel dabei eine große Rolle. Aber nicht nur die gestiegenen Temperaturen sorgten für eine höhere Verdunstung, so die Untersuchung der Potsdamer Umweltforscher Francke und Heistermann. Auch die Zunahme der solaren Einstrahlung habe einen Anteil. Dies liege nicht an der Sonne selbst, sondern an der Atmosphäre. Denn wenn die Luft sauberer sei – weil Industrie bessere Filter einsetzt oder Kohlekraftwerke weniger laufen – sei sie durchlässiger für Sonneneinstrahlung.

Nicht auf Winterniederschläge verlassen

Zudem verdunstete in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich mehr Wasser von Pflanzenblättern, weil die Menge der Vegetation zugenommen habe. Außerdem können insbesondere langfristige Trends der Niederschlagsmenge einen erheblichen Einfluss auf die Änderung der Grundwasserneubildung haben, seien aber schwer zu beziffern, schreiben die Forscher.

Daher empfehlen sie, sich nicht darauf zu verlassen, dass steigende Winterniederschläge für eine Milderung des Problems sorgen könnten. Auch andere Untersuchungen haben das bereits bestätigt: Ein hydrogeologisches Gutachten, unter anderem der TU Dresden, hat bereits 2020 gewarnt, dass es durch die Klimakatastrophe zwar im Winter mehr Regenfälle geben wird, diese jedoch der zunehmenden Trockenheit im Sommer kaum entgegenwirken können.

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