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Klimakonferenz DurbanBloß nicht an 2020 denken

Bei den Verhandlungen nähern sich die EU und die Entwicklungsländer an. Die kleinen Inselstaaten warnen jedoch davor, ein neues Abkommen aufzuschieben.

Bereits 2009 hielten die Malediven eine Kabinettssitzung unter Wasser ab - um auf die Bedrohung hinzuweisen. Bild: reuters

DURBAN epd/afp | Beim Weltklimagipfel zeichnet sich ein Schulterschluss von EU und Entwicklungsländern ab. Vertreter armer Staaten machten am Donnerstag deutlich, dass ihnen eine Fortführung des 2012 auslaufenden Kioto-Protokolls im Kampf gegen den Klimawandel langfristig nicht reicht. Ebenso wie die Europäer fordern sie nun bindende Zugeständnisse von den Schwellenländern. "Das ist als politische Situation neu", sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am vorletzten Tag der UN-Konferenz.

Die von den Folgen der Erderwärmung besonders bedrohten kleinen Inselstaaten haben zudem gegen die mögliche Verschiebung eines neuen umfassenden Klimaschutzabkommens auf die Zeit nach 2020 protestiert. "Das Gerede über 2020 lehnen wir vollständig ab", sagte der Sprecher der sogenannten Aosis-Gruppe, Grenadas Umweltminister Karl Hood, am Donnerstag in Durban. "Wir sind hier nicht, um Urlaub zu machen, für uns geht es um unseren Lebensraum", verwies er auf die Dramatik der Lage. "Wir müssen sofort anfangen und wir brauchen drastische Maßnahmen jetzt", forderten die Inselstaaten.

Ein in Durban diskutierter Kompromissvorschlag sieht vor, dass Industriestaaten und große Schwellenländer ein Verhandlungsmandat für ein neues umfassendes Klimaabkommen beschließen, das dann allerdings möglicherweise erst ab 2020 wirksam würde. Für die Zwischenzeit würde dem besonders von den EU-Staaten vorangetriebenen Vorschlag zufolge das nur eingeschränkt wirksame Kioto-Protokoll fortgeschrieben werden, was eine zentrale Forderung der Schwellen- und Entwicklungsländer ist. Unklar blieb allerdings, ob auch China und andere Schwellenländer dies akzeptieren.

"Wir stimmen mit der EU-Position überein, aber nicht mit der Jahreszahl 2020", sagte dazu Hood. Er verlangte ein Abkommen bereits im kommenden Jahr. Unterstützung erhielten die Inselstaaten von Vertretern der Umweltverbände. "Wir brauchen einen Wendepunkt bei den Emissionen bis 2015", sagte Nina Jamal von dem Umwelt-Dachverband CAN.

Andernfalls könnten nach Einschätzung von Wissenschaftlern die Folgen der Erderwärmung unumkehrbar werden. Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) versicherte, auch die Jahre bis 2020 müssten "mit Maßnahmen ausgefüllt sein, die sich verbindlich orientieren an dem Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen".

Der US-Klimabeauftragte Todd Stern hat unterdessen Vorwürfe zurückgewiesen, sein Land versuche Fortschritte auf der UN-Klimakonferenz in Durban zu torpedieren. "Wir sind absolut dem Ziel verpflichtet, den Klimaprozess voranzubringen", sagte Stern am Donnerstag am Rande der Beratungen. Auch unterstütze sein Land die Forderung der EU, "Verhandlungen über künftige Regelungen vorzubereiten". Stern ließ allerdings ausdrücklich offen, ob es dabei um ein rechtlich bindendes Klimaschutzabkommen gehen solle.

Der Auftritt Sterns vor dem Konferenzplenum am Mittag wurde durch einen Zwischenfall unterbrochen. Abigail Borah, eine junge Frau aus den USA, unterbrach Stern, als dieser seine Rede beginnen wollte, und hielt einen flammenden Appell für ein neues, verbindliches und umfassendes Klimaabkommen. Die Frau hatte sich offensichtlich in den Konferenzraum geschmuggelt.

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2 Kommentare

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  • E
    EnzoAduro

    Das Klimagejammer der Malediven ist die größte verlogenheit von allen!

     

    Dieses Land hat einen enorm großen Tourismussektor. Und die Touristen kommen Zehntausende Kilometer angeflogen! Und dann über CO2 jammern.

     

    Wie verlogen!

  • K
    Karl

    Elende Vesager!

     

    Es gibt keinen Grund anzunehmen das Atolle 2020 nicht weiterwachsen! Natürlich kann eine Riffgemeinschaft nur unter Wasser, in sauberem nicht verschmutzen Umfeld, existieren.

     

    Wenn aber.

    - die pazifische Paltte zu schnell sinkt

     

    - der unterlagernde Vulkan zusammenbricht..

     

    - die Bewohner das Wasser ums Atoll verschmutzen (Sediement aufwirbeln reicht um Korallen zu töten)

     

    dann gewinnt irgendwann die Erosion, aber Ihr habt Euch vermutlich auch nie gefragt, wie der rezente Riffschutt über die Wasserlinie kommt?

     

    Redaktion, habt Ihr keinen Geologen? mit oa. Beiträgen, ohne kritische Würdigung der Darstellung, zeigt Ihr eure ganze Ahnungslosigkeit!

     

    Bedauerlich weil so jedes ernsthafte Bemühen lächerlich gemacht wird.

     

    Glück auf!

     

    Karl