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Kleiderspenden aus EU-LändernAltkleider im Abfall

EU-Länder exportieren immer mehr getragene Klamotten, vor allem nach Asien und Afrika. Die aber landen häufig auf Mülldeponien.

Hier landen auch Altkleider aus Europa: Mülldeponie im kenianischen Nakuru Foto: James Wakibia/imago

Berlin taz | Europa exportiert dreimal so viel gebrauchte Kleidung wie noch vor 20 Jahren. Der Großteil der Altkleider landet in afrikanischen und asiatischen Ländern – und dort immer häufiger auf Mülldeponien. Viele Textilien können nicht recycelt oder wiederverwendet werden. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor.

Im Jahr 2000 gelangten rund 550.000 Tonnen gebrauchter Kleidung aus der EU in andere Länder. 2019 waren es fast 1,7 Millionen Tonnen, umgerechnet durchschnittlich etwa 3,8 Kilogramm pro Person. 46 Prozent der Exporte gingen in Länder des afrikanischen Kontinents, vor allem in die lokale Wiederverwendung.

Weitere 41 Prozent der Altkleider erreichten 2019 den asiatischen Kontinent. In den untersuchten Ländern dürfe jedoch nicht so viel importierte Kleidung in den lokalen Markt strömen. Daher werden die Textilien laut EEA zentral sortiert und dann etwa zu Füllmaterial verarbeitet, zum Recycling in andere Länder versandt oder als Second-Hand-Ware nach Afrika weitergeleitet.

Textilien, bei denen weder Recycling oder Wiederverwendung noch weiterer Export möglich ist, enden auf Mülldeponien – so zumindest die Vermutung. „Das Schicksal der aus der EU exportierten, gebrauchten Textilien ist sehr unklar“, heißt es im Bericht. Es gebe nur wenige Studien und Informationen darüber, wie viel in den Abnehmerländern tatsächlich weiter getragen werde.

Entsorgung ist schlecht für die Umwelt

„Wiederverwendete oder recycelte Textilien sind besser für die Umwelt als neu produzierte Kleidung“, schreibt die Umweltagentur. Im Fall der exportierten Altkleider werde jedoch damit geplant, dass die Wiederverwendung außerhalb Europas stattfindet. „Dieses Outsourcing ist fragwürdig“, so die EEA. Wenn die gespendeten Stücke in so schlechtem Zustand sind, dass sie nur noch entsorgt werden können, entstehen in den Importländern mitunter größere Umweltschäden.

Die 2022 veröffentlichte EU-Textilstrategie, die dem Kleidungsmarkt zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft verhelfen soll, benennt Altkleiderexporte explizit als Herausforderung. Diese müssten das EU-Parlament und Importländer nun gemeinsam angehen.

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11 Kommentare

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  • Vor wenigen Jahren wurde bereits Seitens afrikanischer Ökonomen geäußert das man auf europäischer Seite endlich aufhören soll den afrikanischen Kontinent mit Milch-Pulver, Altkleidern und Fleisch zu fluten, weil's die heimische Wirtschaft zerstört.

    Von daher kaufe ich langlebige Textilien und schmeiße nicht mehr tragbares in den Restmüll. Gespendet wird nichts.

  • Und das sind nur die Fetzen, die nicht hier schon im Müll landen, weil die Altkleidercontainer zum Entsorgen von Allem, was irgendwann mal Stoff war, missbraucht werden.



    Die Qualität der Kleidung wird immer schlechter, die Modelaune immer verrückter. Altkleiderexporte sind doch schon seit langem nur noch ein Alibi-Geschäft, um unser Gewissen zu beruhigen.



    Warum ist es für so viele Menschen zu einem Unding geworden, Kleidung zu tragen, bis sie untragbar ist?

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    Müllhalde 3. Welt

    Wie “umweltfreundlich” auf dem Rücken des abgewrackten Begriffs “Nachhaltigkeit” in Europa konsumiert und “outgesourced”, also quasi entsorgt wird, entbehrt jeglicher Moral.



    Pro-EU-Klimawandel lässt man den Kram wohl lieber in Afrika, Asien verbrennen bzw., da keine verlässlichen Angaben über das Weitertragen vorliegen, vermutlich auch auf dubiosen Wegen “im Nirvana verschwinden”.

    Konsumterror mal drei — in nur zwanzig Jahren!

    “Toll”, was Europa so “schafft”…

  • Naja, die Lösungen sind bekannt... unseren Konsum reduzieren und:

    - Aus Baumwoll-Hemden werden Lappen zum Ölen, Putzen, Fahrradkette reinigen, etc.



    - Einen biologisch gefärbten, alten Schafwollpulli schmeißt man einfach auf den Komposthaufen (nachdem man ihn 20mal geflickt hat...)

    - Im Alltag einfach robuste Arbeitskleidung tragen und nicht zu oft waschen / zu heiß mit zu viel Geschleuder... einige meiner Hosen und Hemden habe ich schon 15 Jahre.

    • @Richard Mang:

      Nichts gegen die Zweitverwertung als Lappen, aber danach und den Wollpulli können Sie auch einfach in die Restmülltonne werfen: Ist guter, weitgehend regenerativer Brennstoff fürs Müllheizkraftwerk…denn etwas Restmüll wird’s immer geben und so muß weniger Gas oder Öl zugefeuert werden.

    • @Richard Mang:

      Darf ich fragen, wo Sie ihre Hosen herhaben? Wobei das inzwischen wahrscheinlich auch egal ist.



      Ich bin froh, wenn ich nach zwei Jahren mit einer Hose noch kein Loch im Hintern habe, weil der Stoff so schnell durchschubbert, dass Flicken auch nicht mehr geht.



      So, wie viele andere Menschen aussehen, würden die die Hosen schcon nach einem halben Jahr aussortieren.

      • @Herma Huhn:

        Alte gebrauchte Militärbekleidung aus Westsdeutschland und der Schweiz von vor 1990 ist enorm haltbar. Schön ist allerdings anders.

      • 6G
        669190 (Profil gelöscht)
        @Herma Huhn:

        Tja, dann haben Sie entweder miese Qualität oder zu oft gewaschen. Ich kann dem Herrn nur beipflichten: ein guter Umgang mit Kleidung ermöglicht jahrelanges Tragen.



        Nur wollen(!) das viele nicht, weil immer wieder was neues her muss, und genau das sind die gewollt-perversen Auswüchse von Massen-Konsumgesellschaften.

        • @669190 (Profil gelöscht):

          Eine Jeans nach fünfmal Tragen zu waschen, scheint mir nicht zu oft.



          Hohe Temperaturen und Trockner sind ohnehin hier nicht erwünscht.



          Aber finden Sie mal eine Damenhose ohne Elastan. Davon werden nämlich zur Obszoleszenz grundsätzlich mindestens 2 % eingemischt. Andere Hosen gibt es im normalen Handel nicht.

        • @669190 (Profil gelöscht):

          Die Modehersteller scheinen für Frauenkleidung gern weniger haltbare Stoffe einzusetzen. Also "guter Umgang" hilft nicht immer.

          Ich muss auch ein super Kleid "abschreiben". Der Stoff war nachwenigen Mal tragen durch. Flicken hilft auch nicht, da der Stoff immer mehr zerfährt. Einzige Lösung. Auftrennen und aus besserem Stoff nachnähen.

  • Kaufsucht macht die Welt kaputt.