Klassiker-Saison im Radsport: Niederländische Serie

Beim Radklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich ist mit Demi Vollering erneut eine Niederländerin die Schnellste. Die Pandemie überschattet das Rennen.

Radsportlerin Demi Vollering jubelt bei der Zieldurchfahrt

Strahlende Siegerin: Demi Vollering bei der Zieldurchfahrt in Lüttich Foto: Belga/imago

LÜTTICH taz | Wieder war eine Niederländerin die Schnellste. Lüttich–Bastogne–Lüttich bildete den Abschluss der Klassikersaison im Frauenradsport. Und Demi Vollering vom Team SD Worx setzte sich im Sprint einer fünfköpfigen Gruppe vor ihrer Landsfrau Annemiek van Vleuthen und der Italienerin Elisa Longo Borghini durch.

Auch die anderen Klassikerrennen der Women’s World Tour lagen in diesem Jahr in der Hand der Niederländerinnen. Ob es die Mauer von Huy hoch oder den coronabedingt neuen Rundkurs des Amstel Gold Race entlangging oder ob die mit Kopfsteinpflaster gespickten Hügel der Flandernrundfahrt das Feld durchschüttelten – stets gewann eine Fahrerin aus dem Dominanzland des Frauenradsports.

Allerdings sorgte der Sieg von Vollering auch für eine neue Note. Mit der 24-Jährigen gewann eine Vertreterin der jüngeren Generation. Zuvor hatte sich Marianne Vos (33) das Amstel Gold Race sowie Gent–Wevelgem gewonnen. Annemiek van Vleuthen (38) legte ein Double bei der Flandernrundfahrt und Quer durch Flandern hin. Anna van der Breggen (31) schließlich siegte beim Fleche Wallonne am Mittwoch. Bereits zum siebten Mal hintereinander war sie an der berühmten Mauer von Huy die Schnellste. Keiner Frau und keinem Mann gelang dies bisher in der Geschichte das Straßenradsports, ein Rennen sieben Jahre in Folge zu gewinnen. „Ich liebe diesen Anstieg, und dieser Anstieg liebt mich“, sagte die Olympiasiegerin von 2016 und amtierende Weltmeisterin lachend.

Van der Breggen war auch bei der „Doyenne“, dem Rennen über sieben Anstiege rings um Lüttich, eine ­prägende Kraft. Sie opferte sich mit einer Tempohatz in der Fluchtgruppe für ihre Teamkollegin Demi Vollering auf. „Sie ist die letzten 10 Kilometer ja fast ­allein von vorn gefahren und hat die Verfolgerinnen auf Distanz gehalten“, meinte die glückliche Siegerin später.

Zu den Distanzierten gehörte auch Vos. Van Vleuthen, die Dritte der großen Fahrerinnen, hingegen hielt bis zum Zielstrich dagegen und wurde nur knapp überspurtet.

Coroanbedingte Ausfälle

Das sehr spannende und von zahlreichen wechselnden Fluchtgruppe geprägte Rennen verfolgten wegen der Coronalage nur wenige Zuschauer. Zahlreiche Athletinnen mussten wegen der Pandemie gar passen. Titelverteidigerin Lizzie Deignan verzichtete wegen Formrückstands aufgrund einer Covid-19-Erkrankung auf den Start. Ihre Teamgefährtin Ruth Winder von Trek Segafredo fiel als enger Kontakt zu einer frisch positiv getesteten Person ebenfalls aus. Wegen positiver Tests innerhalb des Teams zogen sich der deutsche Rennstall DSM mit der Friedrichshafenerin Liane Lippert und das niederländische Team Parkhotel Valkenburg jeweils komplett zurück.

Die Angst vor Zusammenballungen in Pandemiezeiten hat Einfluss auf den Rennkalender. La Course by Le Tour, das Eintagesrennen der Frauen im Rahmen der Tour de France, muss offenbar wegen der Kommunalwahlen in der Bretagne vorverlegt werden. Lokalmedien zufolge soll der Weg zum Wahllokal durch die Absperrungen nicht behindert werden. Auf den Parcours der am gleichen Tag an gleicher Stelle geplanten 2. Etappe der Tour de France hat das aber keinen Einfluss. In solchen Situationen erkennt man, was für die Veranstalter das größere Gewicht hat.

Insgesamt hat sich aber viel getan bei der Professionalisierung des Frauenradsports

Insgesamt hat sich aber viel getan im Frauenradsport. „Das ganze Ambiente ist professioneller geworden. Das führt auch dazu, dass es in der gesamten Branche mehr Jobs gibt und damit auch Frauen nach Beendigung ihrer Karriere im Radsport weiter tätig sein können“, sagte Iris Slappendel, Ex-Profi und Mitbegründerin der Fahrerinnengewerkschaft Cyclists Alliance,der taz. Der Rennstall Ale BTC Ljubliana wird von Alessia Piccolo betrieben, die Italienerin ist sogar Teameignerin. Die Frauenabteilung von Trek Segafredo leiten die früheren Profifahrerinnen Ina-Yoko Teutenberg und Giorgia Bronzini. Und der neu gegründete und für die zweite Kategorie lizenzierte Frauenrennstall von Jumbo Visma wird von Esra Tromp geführt. Die Niederländerin, auch eine Ex-Rennfahrerin, ist mit 30 Jahren noch jünger als die meisten Siegerinnen der Klassikersaison.

Wegen der coronabedingten Absage der ersten Ausgabe der Baskenlandrundfahrt müssen allerdings die Frauen nun fast einen Monat warten, bis es das nächste Rennen auf WorldTour-Niveau gibt. Die Burgos-Rundfahrt beginnt am 20. Mai.

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