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Kipping und Riexinger über Die Linke„So schlecht ist unsere Bilanz nicht“

Die Parteivorsitzenden wollen Wähler von der AfD zurückgewinnen. Wie geht das? Ein Gespräch über Grenzen, Ängste und die Strategie der Linken.

Gemeinsam seit 2012 an der Spitze der Linkspartei: Katja Kipping und Bernd Riexinger Foto: David Oliveira
Stefan Reinecke
Interview von Stefan Reinecke und Martin Reeh

taz.am wochenende: Herr Riexinger, Sie führen seit vier Jahren mit Katja Kipping die Linkspartei. Welche Stärken hat Ihre Kovorsitzende?

Bernd Riexinger: Sie hat gute Ideen. Sie engagiert sich für die Erwerbslosen. Und sie spricht Gruppen an, die für uns wichtig sind: junge Menschen, Frauen, Leute aus dem Piraten-Spek­trum.

Frau Kipping, was schätzen Sie an Bernd Riexinger?

Katja Kipping: Er ist ein kämpferischer Gewerkschafter und verfolgt Theoriedebatten. Und er lässt nicht locker, wenn er von einer Idee überzeugt ist.

Bild: dpa
Im Interview: Bernd Riexinger

60, führt seit dem Göttinger Parteitag im Jahr 2012 gemeinsam mit Katja Kipping die Linkspartei. Zuvor war er Geschäftsführer der Gewerkschaft Ver.di in Stuttgart, wo er zum linken Flügel gezählt wurde, und saß im Landesvorstand der Linkspartei in Baden-Württemberg. Er unterstützte soziale Bewegungen wie Attac ebenso wie Proteste gegen die Agenda 2010 der Schröder-Regierung.

Hat Katja Kipping Schwächen?

Bernd Riexinger: Vielleicht eine gewisse Ungeduld.

Und bei ihm?

Katja Kipping: Bernd wägt manchmal lange ab, ob wir einen Konflikt eingehen müssen …

Bild: reuters
Im Interview: Katja Kipping

geboren 1978 in Dresden, wuchs dort auf, war Mitglied im Stadtrat und des Sächsischen Landtags. Seit 2012 ist sie Bundesvorsitzende der Linken.

Also ist er konfliktscheu?

Katja Kipping: Nein, wenn die Entscheidung gefallen ist, dann steht er dazu.

Die Wahlbilanz Ihrer Partei ist seit 2012 trübe. In Brandenburg 8 Prozent verloren, in Niedersachsen 4, in Sachsen-Anhalt 7. Was machen Sie falsch?

Bernd Riexinger: So schlecht ist unsere Bilanz nicht. Bodo Ramelow regiert in Thüringen. Und wir sind in Hessen wieder in den Landtag eingezogen. Die Partei ist stabilisiert.

Katja Kipping: Als wir 2012 ins Amt kamen, lagen wir in Umfragen unter 5 Prozent. 2013 sind wir Oppositionsführerin geworden. Im urbanen Milieu haben wir gut zugelegt. Wenn sich die Debatten um Terror, Flucht und Eurokrise drehen, ist es eine Herausforderung, soziale Themen stark zu machen.

Die Grünen haben eigene Themen gesetzt. Warum gelingt das der Linkspartei nicht?

Bernd Riexinger: Wir haben das Thema prekäre Arbeit und prekäre Lebensverhältnisse gesetzt, weil wir nicht akzeptieren, dass 30 Prozent der Menschen von sozialer Teilhabe ausgegrenzt werden. Unsere Basis ist – gegen den medialen Trend – erfreulich aktiv, das treibt uns an, und das treiben wir weiter voran.

Katja Kipping: Wir kämpfen für soziale Garantien und wollen massiven Reichtum begrenzen. In einem Unternehmen sollte beim Zwanzigfachen der niedrigsten Einkommensgruppe Schluss sein. Und wir müssen frecher und widerständiger werden. Was Greenpeace mit der Veröffentlichung der TTIP-Papiere geleistet hat, das hätten wir tun müssen.

taz.am Wochenende 28./29. Mai 2016

Europas Botanische Gärten werden nach und nach geschlossen. Ob sie noch zu retten sind, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 28./29. Mai. Außerdem: Elf kongolesische Blauhelmsoldaten stehen vor einem Militärgericht – wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs im Rahmen der UN-Friedensmission in der Zentralafrikanischen Republik. Kann nun Recht gesprochen werden? Und: Am 5. Juni stimmen die Schweizer über das bedingungslose Grundeinkommen ab. Wie lebt es sich damit? Am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Inwiefern?

Katja Kipping: Die Linksfraktion hätte der Whistleblower sein müssen.

2012 war die Linkspartei in Fundis und Pragmatiker gespalten. Sie haben die Partei befriedet. Aber vielleicht zu sehr. Es war nach den Wahlschlappen totenstill in der Partei.

Bernd Riexinger: Wir haben lebendige Debatten. Aber es ist der AfD gelungen, die soziale Unzufriedenheit mit der Flüchtlingsfrage zu verschränken. Und es ist schwierig, das nach links zu wenden. Wir müssen die Erwerbslosen und die Arbeiter zurückgewinnen. Wegen unserer klaren Haltung in der Flüchtlingsfrage haben wir bei Jüngeren gewonnen. Die Linke ist der richtige Ort für Leute, die nicht mit 20 an die Eigentumswohnung denken.

Sie gewinnen bei jungen Akademikern viel weniger dazu, als Sie bei Arbeitern verlieren.

Bernd Riexinger: Wir reden das ja nicht schön. Wir müssen deutlich machen, dass wir Erwerbslose und Arbeiter, anders als die SPD, nicht vergessen. Und wir müssen mehr in die sozialen Brennpunkte und in die Betriebe gehen.

Arme erleben Migranten als Konkurrenz.

Katja Kipping: Konkurrenz gibt es auch, wenn die Grenzen zugemacht würden. Den Beschäftigten wird ebenso gedroht, dass Werke in Billiglohnländer abwandern, oder man spielt Belegschaften gegeneinander aus.

Mit den Flüchtlingen kommt noch eine Konkurrenz hinzu.

Katja Kipping: Das Kapital betreibt Ausbeutung und Konkurrenz. Außerdem: So manche Schule im ländlichen Raum wurde nur darum nicht geschlossen, weil dort Geflüchtete unterrichtet werden, so manches Krankenhaus funk­tio­niert doch nur noch, weil dort Migranten arbeiten. Pegida behauptet, dass es mehr Konkurrenz durch Flüchtlinge gibt. Das ist nicht bewiesen. Die Bundesregierung tut nichts gegen solche Ängste. Sie hätte längst eine Sozialgarantie aussprechen können und deutlich machen: Sozialkürzungen wird es wegen der Geflüchteten nicht geben. Das Regierungsversagen in der Flüchtlingspolitik hat der AfD Auftrieb verschafft.

Aber die Linkspartei hat im Kampf gegen die AfD mit dem Slogan „offene Grenzen“ doch schlechte Karten. Oder?

Katja Kipping: Nein, wenn wir in dieser Frage opportunistisch wanken würden, hätten wir ein größeres Problem.

Bernd Riexinger: Wir müssen deutlicher machen, dass unsere Position nicht lautet: Alle sollen kommen. Wir wollen vielmehr Bedingungen, damit Menschen gar nicht erst fliehen müssen. Also konkret: Waffenexporte in Krisengebiete stoppen und der UN-Flüchtlingshilfe mehr Geld zur Verfügung stellen, um Flüchtlinge grenznah unterzubringen. Wenn der politische Wille dazu da wäre, ließe sich das schnell umsetzen.

De facto ist Ihre Position trotzdem: Grenzen auf. Warum fordern Sie keine Kontingentlösung für syrische Flüchtlinge?

Katja Kipping: Wir dürfen keinesfalls die Problembeschreibung der Rechtspopulisten übernehmen, dass Flüchtlinge, die alles verloren haben, eine Bedrohung sind. Wir müssen die Gegenfrage stellen: Selbst wenn wir keinen Flüchtling mehr ins Land lassen würden – gibt es dann bessere Renten und Jobs und keine Steuergeschenke für Millionäre? Mitnichten.

In Sachsen-Anhalt haben Arbeiter und Erwerbslose in Scharen AfD gewählt. Ziehen Sie denn gar keine Schlüsse da­raus?

Bernd Riexinger: Immer mehr Menschen haben Abstiegsängste und leben in Unsicherheit. Die Politik der Großen Koalition spaltet die Gesellschaft. Die Rechten haben dieses Gefühl „Wir bekommen nicht, was uns zusteht“gegen die Flüchtlinge gewandt. Wir haben es nicht geschafft, mit der Benennung der tatsächlichen Ursachen durchzudringen. In Deutschland ist die soziale Spaltung extrem. 25 bis 30 Prozent fühlen sich an den Rand gedrängt. Die Linkspartei muss versuchen, ein gesellschaftliches Bündnis zwischen der Mitte und unten zu schmieden. Denn sonst grenzt sich die abstiegsbedrohte Mitte nach unten und grenzen sich beide wiederum nach außen ab.

Auch ein Teil Ihrer Klientel glaubt, dass für Flüchtlinge viel getan wird, aber für sie nichts. Was antworten Sie denen?

Bernd Riexinger: Es gibt gerade bei Ausgegrenzten das Gefühl: Alle reden über Flüchtlinge, niemand kümmert sich um uns. Diese Stimmung kann man nicht nur als Rassismus abtun. Diese Leute müssen spüren, dass wir etwas für sie tun.

Die Linkspartei kann aber nur bessere Renten und Jobs fordern. Umsetzen kann sie das als ewige Oppositionspartei nicht.

Bernd Riexinger: Ja, das ist ein Problem. Es gibt derzeit kein linkes Lager – und das ist für uns kein Anlass zum Jubeln. Sigmar Gabriel hätte für seine Gerechtigkeitsrede auch bei unserem Parteitag Applaus bekommen. Aber es folgt nichts Konkretes. Die SPD entscheidet sich nicht. Wir können SPD und Grüne ja nicht zwingen, ein linkes Lager zu bilden.

Daran ist die Linkspartei auch selbst schuld. Die Partei hat unter Ihrer Führung die Abgrenzung von der SPD und den Grünen „wie ein religiöses Dogma“ betrieben und sich in die Bedeutungslosigkeit manövriert, sagt Ihr Vorgänger Klaus Ernst.

Katja Kipping: Das ist keine persönliche Kritik von Ernst an uns …

Eine Kritik an der Partei, die Sie führen.

Katja Kipping: Wir haben schon 2013 klargemacht, dass wir bei Rot-Rot-Grün dabei sind, wenn Selbstverständlichkeiten erfüllt sind: keine Sozialkürzungen, keine Kriegseinsätze und wenn es wirkliche Verbesserungen gibt wie eine Millionärssteuer, sanktionsfreie Mindestsicherung und gute Renten. An uns liegt es nicht. Eine Linksregierung ohne Rückhalt in der Gesellschaft wird wenig ändern können. Deshalb kämpfen wir für gesellschaftliche Mehrheiten und wollen Kristallisationspunkt des Lagers der Solidarität werden. Das wird nicht gelingen, wenn wir uns in vorauseilendem Gehorsam anpassen und mit SPD und Grünen Kaffeekränzchen machen.

Die SPD muss sich ändern, die Linke bleibt, wie sie ist – da wird jede Koalition schwierig …

Bernd Riexinger: Unser Vorschlag ist: Wir bilden vor der Wahl ein linkes Lager und versuchen, gesellschaftlichen Rück­halt für eine Gerechtigkeitswende zu schaffen. Wir haben der SPD angeboten, uns über Kernthemen zu verständigen. Zum Beispiel über Löhne, prekäre Arbeit, Rente, Frieden. Aber nur abwarten, wie die Wahl 2017 ausgeht, und dann verhandeln, das ist zu wenig.

Warum?

Bernd Riexinger: Was wird in dieser Republik los sein, wenn unsere Steuerpläne in Koalitionsgesprächen verhandelt werden? Es wird enormen Widerstand vonseiten der Eliten und der Reichen geben. Man muss daher den erklärten Willen und die Kraft haben, das durchzukämpfen. Sonst braucht man es gar nicht zu probieren.

Katja Kipping: Wir erwarten von der SPD nicht, dass sie so­zialistisch wird, nur dass sie sozialdemokratisch ist.

Das ist das Mantra der Linkspartei. Nur: Die SPD hat sich mit dem Mindestlohn und der Rente mit 63 inzwischen bewegt, die Linkspartei nicht.

Bernd Riexinger: Die Rente mit 63 hilft einer kleinen Gruppe von Facharbeitern – das Gros wird mit einer Armutsrente abgespeist. Die SPD begreift nicht, wie groß das Ausmaß der Prekarisierung ist und dass es mit kleinen Korrekturen nicht getan ist. Wir können nicht noch mal zehn Jahre auf die SPD warten.

Es wird kein linkes Lager geben, solange die Linkspartei die SPD erziehen will.

Bernd Riexinger: Das tun wir nicht. Wir machen ihr Angebote. Der Ball liegt jetzt im Feld der SPD. Wenn Gabriel glaubwürdig sein will, muss er nicht nur seine Kommunikation, sondern seine Politik ändern.

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17 Kommentare

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  • "Katja Kipping: Die Linksfraktion hätte der Whistleblower sein müssen."

     

    Es gibt noch viele weitere Sachen weltweit, die sehr schlimm sind, der Öffentlichkeit nicht bekannt sind und veröffentlicht werden müssten.

  • "wir müssen frecher und widerständiger werden ..."

     

    Das wünsche ich den Linken auch. Aber da fehlt doch Kreativität und die Partei hat's ganz schön mit Hierarchien. Andere Aktions- und Organisationsformen braucht m.M. die LInke, sonst bleibt nämlich alles gleich und das wäre schlecht. Die AfD bekommt ja enorme mediale Berichterstattung und die erhält die Linke nicht, das lässt so einen Hauch von Alternative um die AfD wehen, während die Linke viel alternative ist und sein könnte, wenn sie ähnlich in den Mittelpunkt gerückt würde. Nun ja für heute hat ne Schokotorte aber für die Medien etwas bewirkt. Schade nur, dass der Inhalt dabei wohl auf der Strecke bleibt, denn es ginge auch anders.

  • Im Westen versteht die Linke keiner wirklich und im Osten vermute ich - das mehr die ältere Generation die Linke wählt. Dort wäre es ein Auslaufmodel.

     

    Sätze wie Bernd Riexinger "Die Linke ist der richtige Ort für Leute, die nicht mit 20 an die Eigentumswohnung denken." -

    richten sich doch mehr an die Null-Bock Generation als an Leute die für sich was packen wollen.

    Und dieser Generation stonkt es doch jetzt shon für die Schulden / Renten der Alten auf zu kommen.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Ich mag die Linke und das dortige politische Personal nicht. Vieles ist unprofessionell, suboptimal und wenig überzeugend. Die Mitregierungsjahre im Roten Rathaus und die Mitwirkung bzw. schlechte Politik hinsichtlich Privatisierung GSW, Rekommunalisierung Wasserbetriebe und vorherigem Volksentscheid, Berliner Mietspiegel in Berlin waren sehr enttäuschend und alles andere als sozial verträglich und mit dem Parteiprogramm auch als Kompromiss nicht vereinbar. Ich mag die Linke wirklich nicht, nur mag ich die anderen Parteien noch weniger, da sie noch unprofessioneller, suboptimaler und noch weniger überzeugend und glaubwürdig in sozialen Fragen sind. Ergo: Bleibt mir nur die Linke.

    Weil ärgerlicherweise die Linke leider die einzige übrig gebliebene Alternative zum Rosinenpicker-Wirtschaftsliberalismus bzw. Neoliberalismus in diesem Land ist. Somit ist die Linke trotz aller berechtigter wie unberechtigter Kritik leider alternativlos für alle, die den asozialen, unsolidarischen, sozialdarwinistischen und menschenverachtenden Wirtschaftsliberalismus nicht unterstützen möchten.

  • Mit 63 würde ich nicht meinen Beruf, eine Erwerbstätigkeit aufgeben und in Rente gehen wollen, Berufserfahrungen brach und nichtweitergenutzt 40 Jahre lang liegen lassen. 40 Jahre lang!

     

    Die "Linke" muß sich endlich auch auf Bildung und Weiterbildung für die Jungen, Mittleren u n d Alten konzentrieren, um gesellschaftlichen Wandel und Entwicklung der menschlichen Ressourcen zu fördern und zu finanzieren.

  • "Die Linke ist der richtige Ort für Leute, die nicht mit 20 an die Eigentumswohnung denken.", sagte Herr Riexinger unter anderem.

     

    Wenn das die besondere Zielgruppe der Partei ist, dann "gute Nacht", dann bleiben sie ewig Oppositionspartei.

     

    "Eine Linksregierung ohne Rückhalt in der Gesellschaft wird wenig ändern können.", sagte Frau Kipping.

    Damit hat sie recht, die Frage ist ja "nur", wie die Linkspartei es bewirken möchte, dass sich unsere Gesellschaft, die zwischenzeitlich stark auf egomanischen Individualismus, auf Konsum und Ähnliches mehr "gedrillt" ist, so ändert, dass sie einer Linkspartei und einer Linksregierung den nötigen Rückhalt gibt.

     

    Mein (subjektiver) Eindruck ist, dass jede Krise zwar wahrgenommen und auch im Stil von "man sollte und müsste" diskutiert wird, jedoch alle trotzdem zuerst und hauptsächlich nach ihrem eigenen Wohl schauen. Diese Gesellschaft ist, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, so auf Konkurrenz "geimpft", dass es mir unmöglich erscheint, etwas zu ändern.

     

    Ich habe den Eindruck, dass nicht alleine, jedoch vor allem die deutsche Gesellschaft in krisenhaften Zeiten, besser: in Zeiten, in denen es nicht rund und reibungslos läuft, sich politisch eher nach rechts orientiert, und dass linke Änderungen erst und auch nur dann möglich sind, wenn die Gesellschaft gut und ausreichend versorgt ist.

     

    Ich weiss, das klingt pessimistisch ... .

    • @Der Allgäuer:

      "Wenn das die besondere Zielgruppe der Partei ist, dann "gute Nacht", dann bleiben sie ewig Oppositionspartei."

       

      Warum nicht? Wir brauchen eine Opposition und die Linke ist die einzige Partei, die sie glaubhaft vertreten kann.

       

      Lieber Allgäuer, in der Bundesliga geht´s ums Siegen. In der Politik geht´s um Gestaltung. Viele Leute verwechseln das.

  • Gysi nennt Linke „saft- und kraftlos“

     

    Ja, welche Politikerin, welcher Politiker war nicht nach kürzester Zeit im Politbetrieb „saft- und kraftlos“?

     

    Da gab es meiner Beobachtung nach wenige, die sich treu blieben - und gar noch zulegten an Profil und Persönlichkeit.

  • Wunderbarer Spiegel der Partei die nicht versteht wie es läuft und daher nicht wählbar ist.

    Es geht nicht darum die anderen Parteien madig zu machen und auf mitleidige Einsicht zu spielen.

    Es nützt nix allgemeingültige Ziele zu formulieren (Friede, Gerechtigkeit... wer will das nicht?) aber nicht zu sagen wie das geht.

    Es reicht nicht zu sagen Reichensteuer und die SPD wäre dann ein Partner.

     

    Ein linkes Bündndis schließt man durch Ideen, Aktionen und Faktenschaffen und nicht durch Sonntagsreden im bestehenden System. Da kommt doch für die Abgehängten nix bei rüber!

     

    Und die, die das so sehen wie hier im Interview, die sind halt meist nicht abgehängt sondern fühlen sich ganz wohl in ihrer Haut und schwelgen in Gerechtigkeitsgedanken... so wie Kipping und Riexinger eben.

     

    Erst wenn mal alle Leute unter 12,50 € Stundenlohn für 4 Wochen zu Hause bleiben ändert sich was. UNd dann würden sich einige Geschäftsmodelle in Luft auflösen und somit wäre mal eine Gesprächsgrundlage da.

    Und dann gäbs auch nicht mehr so schnell die ach so vielen reiche Leute denen man mit Steuererhöhungen drohen müsste.... und dann hätte auch Frau Kipping nicht mehr so ein zerknirschtes, soll ich sagen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck und der Herrr Riexinger gleiches in seiner Tonlage....und dann wäre die Linke plötzlich wählbar.....und und und

     

    Man wendet sich frustriert ab und wählt dann halt wieder wie in BaWü.... sozusagen die neue FDP.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      "Wunderbarer Spiegel der Partei die nicht versteht wie es läuft und daher nicht wählbar ist."

       

      Die CDU weiß wie es läuft... http://becklog.zeitgeist-online.de/2011/02/03/friede-springer-grundet-3-stiftung-im-vorstand-merkel-ehemann/

       

      Die SPD weiß wie es läuft... http://www.zeit.de/2016/23/schiedsgericht-eu-investoren-sigmar-gabriel

       

      Und die Grünen wissen endlich auch mal wie es läuft... http://www.taz.de/Die-Gruenen-und-der-Freihandel/!5304828/

       

      Ich schätze sie blicken alle Richtung USA und sehen, dass die Clintons innerhalb 10 Jahre 170.000.000 USD mit Reden gemacht haben (sollten). Das passiert aber einem nicht, wenn man Sanders oder halt Kipping ist. Man muss halt wissen wie es läuft.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        Vielen Dank für die Links. Friede Springer, Teil unserer Kernelite, gründet 3. Stiftung! Im Vorstand: Merkel-Ehemann. Na dann haben sich ja die vielen Kaffeekränzchen von Merkel bei Friede gelohnt.

        Und SPD Siggi und die Grünen betreiben weiterhin Verschlimmbesserung.

        Das wird nix mit dieser Kernelite.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Vereehrter Jaroslaw, Sie wissen genau dass ich das so sicher nicht adressiert hatte und daher laufen auch ihre links an meiner Intention und Argumenten vorbei.

        "Wissen nicht wie es läuft":

        Die LInke erreicht durch die aktuelle Ausrichtung nicht diejenigen für die sie da sein will.

        Die Ausgegrenzten, dass sind die die eben nicht organisiert sind. Die, die sich nicht artikulieren können. Es sind doch nicht die Arbeiter bei Thyssen und Daimler die Abstiegsängste haben, die die seit 30 Jahren via Gewerkschaften schöne Verträge haben, oft mit Arbeitsplatzgaranttie.

        Die haben eben alle "Mindestlohn doppelt bis dreifach".

        Wer aber spricht den Leiharbeiter an, soweit er das sprachlich überhaupt versteht was die LInke will oder die Arbeitslosen und Befristeten und Praktikanten... Linken Fahnen sehe ich bei Gewerkschaftstreffen.

         

        Gibts eigentlich Demonstrationen von Arbeitslosen, Leiharbeitern, Pratikannten, Befristeten, Alleinerziehende in schlecht bezahlten Jobs??

        Für die tut keiner was (die haben halt ach oft gar kein Wahlrecht wegen Nicht Passdeutsch!! also uninteressant für Kipping und Riexinger).

        Und genau hier wird das Spiel schhmutzig und die LInke schwimmt da hat im System voll mit und hofft auf den Wahlberechtigten Bürger (gut situiert), Weltverbesserer und Fairtrader oder überzeugten KLassenkämpfer.

        Und genau das ist das Problem.... und deswegen bleiben "wir" mal ganz locker bei 5 % Überzeugter und 5 % Protestler (wobei echter Protest bei uns mittlerweile nur rechts geht, denn dann gibts Aufmerksamkeit; jaaa auch von der TAZ).... und mehr ist nicht in Sicht.

        Und: Das ist dann auch gerechtfertigt.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Tom Farmer:

          Ohne jetzt dezidiert Bezug auf Ihren Text nehmen zu wollen, versuche ich meinen Standpunkt darzulegen.

           

          1. Ich glaube mittlerweile wirklich, dass einem nicht unerheblichen Teil des politischen Handelns irgendwelche Art der politischen Korruption zugrunde liegt. Ausdrücklich oder angedeutet, vor- oder nachgelagert, manchmal erfüllt, manchmal nicht. Die Linke bemüht sich nicht ein Teil davon zu werden.

           

          2. Dass die Linke mit ihrer Argumentation nur ca. 10% erreicht ist nur vielschichtig zu Erklären: Wahrnehmung als Ostpartei, Geschichte, mediale (Selbst)Darstellung, eigene Fehler, zu braver Image, unerklärliche Abneigung der Deutschen gegen sozialen (nicht nationalen) Protest.

           

          3. Fast alles was die Linke zu sozialpolitischen (inkl. Steuerpolitik) Themen zu sagen hat, ist richtig. Ich meine nicht nur Gerechtigkeit bla bla bla, sondern rational richtig. Für die Zukunft der Gesellschaft und der Wirtschaft (nicht als Selbstzweck).

          Manche brauchen's halt länger um es einzusehen (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik-iwf-oekonomen-rechnen-mit-dem-neoliberalismus-ab-1.3008138), manche sind so auf dem ökonomischen Egotrip, dass sie es nie einsehen werden.

          • @10236 (Profil gelöscht):

            Danke für eine POsitionierung! Sie heben sich daduch oft von Rundumschlägen anderer ab.

            zu 1. Vorsichtige Zustimmung, wobei ich jetzt nicht ganz genau einschätzen kann wie Sie politisceh Korruption definieren.

            zu2: Aber ganz sicher ist das so! Es geht übrigens auch um Glaubwürdigkeit; vergeichen Sie mal CSU Trachtenträger und die LInke...Unabhängig der Positionen: Wer ist authentischer?

            zu 3: Ebenso vorsichtige Zustimmung. (Leider ist die Linke zu verschlagwortet; um nicht zu sagen schwarz weiß... )

            Schönen Abend, denn jetzt wird gegrillt...

        • @Tom Farmer:

          Hallo TOM,

           

          aus meiner Sicht sprechen Sie das allergrößte Problem richtig an: für die, die "unorganisiert" sind - also die, die sich selbst nicht vertreten können, weil sie bspw. der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, oder die, die sich ob ihrer Lage schämen und deshalb nicht in die Öffentlichkeit kommen, oder die, die am Ende eines jeden aufreibenden Arbeitstages und der Hausarbeit einfach auch keine Kraft mehr haben, in die Öffentlichkeit zu kommen -, für die ist das alles besonders schwer und für die setzt sich auch niemand ein.

           

          Organisationen, wie Partei oder Gewerkschaft, haben in der Regel ihre Mitglieder und deren Interessen im Fokus; und selbst in diesen Organisationen herrscht "das Gesetz der Stärkeren", denn nur wer sich in Versammlungen und Treffen lautstark und durchsetzungsstark zu Wort melden kann, hat Chancen, dass "seine" Organisation ihn und sein Problem zur Kenntnis nimmt und sich für ihn stark macht.

           

          Und weil das - ich sag' das mal mit ernst-spöttischem Unterton - an Problemen nicht ausreicht, kommt hinzu, dass auch Beschäftigte in den von Ihnen genannten (und den vielen ungenannten) Betrieben und Unternehmen, nicht mehr so gut dastehen wie noch vor ungefähr 20 oder 25 Jahren.

          Mehrere "Sparrunden" mit teils einschneidenden und gravierenden Änderungen im "Besitzstand" dieser Beschäftigten haben deren Stellung auch verschlechtert.

           

          Kein Missverständnis, bitte: Zweifelsohne sind die Erstgenannten in einer spürbar schlechteren, sehr viel prekäreren Lage als die Zweitgenannten.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Tom Farmer:

          "...auf den Wahlberechtigten Bürger (gut situiert), Weltverbesserer und Fairtrader ..."

          Hinweis: Das trifft mehr auf die Grünen zu, die haben auf ihrem letzten Parteitag nur übers Essen geredet.

          "Linken Fahnen sehe ich bei Gewerkschaftstreffen"

          Hinweis: Ich sehe da mehr SPD Fahnen.

          „Wer aber spricht den Leiharbeiter an, soweit er das sprachlich überhaupt versteht was die LInke will oder die Arbeitslosen und Befristeten und Praktikanten...“

          Welche Partei spricht eigentlich, inklusive Parteiprogramm, mehr bzw. stärker Arbeitslose, Befristete, prekär Beschäftigte, also die unteren Einkommensschichten an, als die Linke?

          Ihre Argumente bzw. Argumentationsketten sind leider nicht nachvollziehbar.

  • Mit mehr Meschlichkeit kann man AfD-Wähler nicht zurückgewinnen.

    Nur mit mehr Unmenschlichkeit.