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Kinotipp der WocheOhne moderne Maschinen

Viele Beiträge des diesjährigen Greek Film Festival Berlin schließen das moderne Griechenland mit seiner Vergangenheit kurz.

Eine Zeitreise aus den Augen zweier Generationen: „Yiorgos of Kedros“ Foto: Yiorgos & Yiannis Kolozi

Wilde Natur, umwerfende Sonnenuntergänge, Blicke raus auf das offene Meer, es ist alles dabei in der Dokumentation “Yiorgos of Kedros“, um die nach der zähen Corona-Zeit angestaute Reiselust zu wecken. Wer sich den Film von Yiorgos und Yiannis Kolozis ansieht, möchte ganz sicher sofort nirgendwo anders hin als auf die kleine griechische Kykladen-Insel Donousa und zu ihren grundsoliden, dauergechillten Bewohnern, die hier portraitiert werden.

Das Erstaunliche an diesem Film über eine Insel ist, dass er weit mehr ist als eine Land-und-Leute-Dokumentation, wie sie sich auch das griechische Tourismusministerium hätte ausdenken können. Es ist eher eine Reflektion über Vergänglichkeit und Wandel, über das Älter-Werden und sogar den Tod.

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Vorgenommen freilich an einem Ort von bestechender Schönheit. Seit den Siebzigern gesammeltes Filmmaterial aus zwei Generationen wird hier gezeigt, von Yiorgos Kolozis und seinem Sohn Yiannis, der nach dem Tod seines Vaters das Doku-Projekt zu Ende gebracht hat.

Man sieht die einst so abgeschiedene felsige Insel, die vor fast 50 Jahren noch nicht einmal über eine Bootsanlegestelle verfügte, und deren Wandlung in eine weitgehend vom Tourismus lebende Destination, die dennoch ihren schroffen Charakter behalten hat und heute eher ein Fall für Backpacker denn für den Massentourismus ist.

Das Festival

The Greek Film Festival in Berlin, vom 2. bis zum 6. Juni 2021, Streamings und Programm über www.thegreekfilmfestivalinberlin.com

Die Bewohner scheinen die Veränderungen zu nehmen, wie sie kommen. Heute sei das Leben doch um einiges angenehmer als früher, sagen sie, es gebe nun Strom und sogar ein Telefonnetz, was nicht zu verachten sei. Doch noch immer leben sie in arg bescheidenen Verhältnissen, allein klagen möchte darüber niemand.

“Yiorgos of Kedros“ ist nur einer der vielen Filme des sechsten Greek Film Festival in Berlin, das in Spiel- und Kurzfilmen, sowie in Dokumentationen ein Griechenland samt Klischees zeigt, diese aber gleichzeitig dekonstruiert. Klar, wer denkt nicht bei Griechenland gleich an dessen Inseln? So gezeigt wie hier bekommt man eine von diesen aber eher selten.

Und natürlich fällt einem zum Land der Hellenen auch sofort der Rembetiko ein, diese typisch griechische Musik, bei der zur Gitarre oder zur Bouzouki der Alltag der kleinen Leute besungen wird. Doch in dem Film “Markos“ über den Rembetiko-Pionier Markos Vamvarkaris wird sich diesem auch auf ganz eigene Weise genährt.

Eine Gruppe von Musikern reist zum Geburtsort des Meisters auf der Insel Syros und spielt dort Stücke in dessen Gedenken. Gleichzeitig reflektieren Musiker aus aller Welt über Vamvarkaris und den Rembetiko. So entsteht eine von sehr viel Musik getragene Hommage an diese Volksmusik, die gerne auch der Blues der Griechen genannt wird. Wobei an einer Stelle der Dokumentation gesagt wird, dass es eigentlich umgekehrt sein und man vielmehr den Blues den Rembetiko der Schwarzen in Amerika nennen müsste.

Wegen der Pandemie kann das sechste “Greek Film Festival in Berlin“ nur als Streaming-Veranstaltung statt finden. Doch man macht das Beste aus der Situation. Man kann die Filme nun nicht nur den Berlinern und Berlinerinnen zeigen, sondern sie deutschlandweit anbieten.

So auch die melancholische Komödie “Defunct“ von Zacharias Mavroeidis, die wie so viele Filme bei diesem Festival das moderne Griechenland mit seiner Vergangenheit kurzschließt. Man verfolgt hier die Rückkehr des Thirtysomethings Aris an seinen Heimatort Papagou, einem traurigen Kaff innerhalb des Speckgürtels von Athen.

Aris hatte den großen Erfolg als Geschäftsmann in der großen weiten Welt gesucht, als Handelsvertreter von Kaffeemaschinen. Nach einer finanziellen Pleite versucht er sich neu aufzustellen in dem Ort, der nach General Alexandros Papagos benannt wurde, der erst im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpfte und dann im Griechischen Bürgerkrieg gegen die Kommunisten. Und in dem man nicht viel mehr machen kann, als sich die zig Kriegsdenkmäler anzuschauen, mit dem Auto drei Mal um die Roundabouts zu fahren und ein wenig Basketball auf schlecht gepflegten Courts zu spielen.

Aris will eigentlich sofort wieder weg hier. Doch seine geschäftlichen Aktivitäten laufen weiterhin schlecht und dann kommt er auch noch einem Geheimnis auf die Spur, das seinen Großvater umgibt, nach dem er benannt wurde. Die Geschichte Griechenlands, dieses Ortes und seines Großvaters holt ihn ein und hält ihn fest. Und er muss zudem fest stellen, dass die Menschen hier auch ganz gut Kaffee ohne seine modernen Maschinen kochen können.

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