Kinderheime Haasenburg: Online-Petition kriegt Stress
Mit einer Netzpetition wollen Unterzeichner auf Missstände in Haasenburg-Heimen aufmerksam machen. Jetzt machen die Anwälte der GmbH Ärger.
BERLIN taz | Die öffentlich in die Kritik geratene Haasenburg GmbH geht juristisch gegen eine Petentin vor, die sich im Internet für die sofortige Schließung von Kinderheimen des umstrittenen Unternehmens einsetzt. Das erfuhr die taz am Mittwoch vom Sprecher der Onlineplattform OpenPetition.de, Fritz Schadow.
Demnach habe das Petitionsportal eine Frist bis 18 Uhr* gesetzt bekommen, innerhalb derer der Petitionstext abgemildert oder von der Seite verschwinden müsse. Die Petentin, Meike Büttner, lasse derzeit anwaltlich prüfen, ob sie diesem Anliegen nachkommt.
Nach taz-Berichten über brutale Erziehungsmethoden in Kinderheimen der Haasenburg GmbH unterzeichneten bis zum Mittwochmittag rund 3.900 Menschen die Petition, mit der „die sofortige Beendigung aller Kooperationen mit der Haasenburg und die Schließung der Heime“ gefordert wird. Erziehung dürfe nicht in die Hände privater Unternehmen gegeben werden, heißt es im Petitionstext.
In dem Petitionstext, gegen den nun anwaltlich vorgegangen wird, heißt es weiter: „Das Unternehmen Haasenburg behandelt diese Kinder menschenunwürdig und verstösst gegen sämtliche Konventionen der Kindeserziehung und menschlicher Würde.“
Zudem wird geschrieben: „Wir dulden keine körperliche und seelische Misshandlung. Die Erziehungsmethoden widersprechen allen Empfehlungen der Erziehungswissenschaften und stellen Folter dar. Somit verstoßen sie gegen die UN-Antifolterkonventionen.“
Zweite Petition veröffentlicht
Weiter betonen die PetentInnen, sie wollten auch die zuständigen Gremien bei den Vereinten Nationen über die Praktiken in den Kinderheimen informieren. Die Anwälte der Haasenburg GmbH sehen hierin Tatsachenbehauptungen, die unwahr und nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt seien.
Während die Initiatorin der Petition mit Rechtsachen befasst ist, ist auf der Kampagnenplattform bereits eine zweite Petition zum Thema veröffentlicht worden. Hierin setzt sich die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen für die Abschaffung geschlossener Unterbringungen ein.
Eine rechtlich verbindliche Wirkung haben diese Petitionen auf dem Internetportal allerdings nicht. Die in den Aufrufen genannten Unterschriftenziele – wie „20.000 Unterschriften benötigt“ – sind unverbindliche Sammelziele und dienen allein der öffentlichkeitswirksamen Inszenierung.
Bedeutend für den Brandenburgischen Landtag werden Petitionen erst, wenn sie beim dortigen Petitionsausschuss eingehen. Dafür ist es grundsätzlich unerheblich, wieviele PetentInnen das Anliegen unterstützen.
Die Vorsitzende des Brandenburgischen Petitionsausschusses, Bettina Fortunato (Linkspartei), bestätigte der taz am Mittwoch den Eingang entsprechender Petitionen zur Haasenburg GmbH. Dazu würden derzeit Stellungnahmen der beteiligten Ministerien und Behörden eingeholt.
Voraussichtlich in einer Sitzung am 23. Juli werde sich der Petitionsausschus dann mit der Thematik befassen. Der taz sagte Fortunato: „Als Vorsitzende des Petitionsausschusses warte ich nun das weitere Verfahren ab. Als Abgeordnete der Linkspartei sage ich aber auch: Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, müssen die Heime geschlossen werden.“
* Nachtrag: Am späten Nachmittag teilte die Online-Plattform OpenPetition.de mit, sie habe in Rücksprache mit der Petentin die Petitionstext offline genommen, um der Frist der Anwälte vorerst nachzukommen. Weiteres werde juristisch geprüft.
Leser*innenkommentare
reorient
Gast
@ Arwen: offenbar vertrauen Sie dem Wahrheitsgehalt einer Internetseite, mit dem sich ein gewinnorientierter Konzern selbst bewirbt, mehr als auf monatelangen Recherchen beruhenden Zeitungsartikeln professioneller Journalisten einer bekannten ueberregionalen Tageszeitung. Fuer Sie braucht man dann wohl auch kein Lebensmittelamt, kein Amt fuer Strahlenschutz und kein Arzneimittelzulassungsbehoerde mehr, es stimmt ja alles, was die Herren Fabrikbesitzer und Konzerninhaber sagen.
midas
Gast
oh mein Gott, sich von irgendwelchen gegn. Anwälte bedrohen lassen und darauf eingehen, zeugt von Kuschertum.
Wenn es hilft, kann ich gerne GEld spenden, um gegen den entsprechenden Anwalt vorzugehen
hochachtungsvoll,
Dr. Ostermann
Jule Landmann
Gast
Hallo *Arwen*, Bei den Heimen der Haasenburg GmbH handelt es sich wohlgemerkt weder um Jugenddstrafvollzug noch um eine psychiatrische Einrichtung, sondern um ein "Heim"! Und ganz ehrlich: welches Kind "braucht" eine solche Einrichtung?? Keines, kein einziges Kind auf dieser Welt "braucht" eine solch seelenverstümmelnde Behandlung! Ein Kind oder Jugendlicher kommt nicht verwahrlost auf die Welt sondern wird das erst durch kaputte Umstände, in denen es das Pech hatte geboren zu werden. Was glaubst Du, was für Erwachsene werden aus solchen Jugendlichen, die in ihren prägenden Jahren vor allem Gewalt, Lieblosigkeit und Missachtung ihrer Würde (kennen)gelernt haben? Wie Sebastian Bertram schreibt: "Was sie brauchen ist ein Nachnähren an Zuwendung, ein Zuhause und Verlässlichkeit und keine Strafanstalt."
Sebastian Bertram
Gast
Ich habe selbst über 10 Jahre eine Intensivtherapeutische Einrichtung für Kinder und Jugendliche geleitet. Als ich damals die Gruppe übernahm, wurden vereinzelt auch Kinder fixiert oder zur "Beruhigung" eingesperrt. Mit einem neuen pädagogischen Konzept konnten wir es auflösen. Denn: Die Kinder sind stark sozial vernachlässigt und zum größten seelisch, körperlich und sexuell missbraucht. Was sie brauchen ist ein Nachnähren an Zuwendung, ein Zuhause und Verlässlichkeit und keine Strafanstalt. Das was dort passiert, hat mit therapeutischer oder pädagogischer Arbeit nichts zu tun, sondern ist einfach nur ein Ausdruck von Kostendruck, Menschenverachtung und Unwissenheit. Bitte schließt das Heim, sofort!
Pamela
Gast
danke taz-Redaktion für das Aufdecken dieser absolut untragbaren Zustände in Kinderheimen!
Auch ich bitte euch weiter zu recherchieren, damit viele Menschen die Wahrheit erfahren. Ich empfinde eure Artikel dazu nicht als "Bildzeitungsniveau".
Konstruktive Kritik die angebracht wurde kann ich teilweise nachvollziehen, aber bitte liebe Leser konzentriert euch doch auf das Thema und nicht nur auf die reine Berichterstattung dazu - denn diese ist wohl offensichtlich nötig.
Ich gebe meinem Vorredner recht bezüglich der
,,GmbHs und GGmbHs, diese müssen generell aus dem sozialen Bereich verschwinden. Um Missbrauch so weit wie möglich zu verhindern müssen solche Angebote grundsätzlich Vereinen vorbehalten bleiben, denen Gewinne verboten sind."
Mich macht jeder weitere Artikel betroffen der Kindesmisshandlung zum Thema hat, aber genau deshalb sind sie so wichtig.
Die Gesellschaft muss endlich wirklich eine werden, die Interesse am Gemeinwohl hat und vor allem die schwachen auffängt und unterstützt.
Johannes
Gast
Getroffene Hunde bellen, sagt man so schön.
Davon mal ab: sowas ist nichts neues, leider. Ich habe schon so oft von Traumata, Missbrauch, Willkür und mittelalterlichen Methoden gehört und gelesen, nicht nur in Kinderheimen sondern auch in Altenheimen, Schulen und psychiatrischen Einrichtungen. Das ist kein Einzelfall sondern ein schon lange bekanntes Problem, seit Jahrzehnten in Ost wie West. Das muss immer wieder gesagt werden und nicht nur mal ab und zu wenn was ans Licht kommt. Und was machen die Schuldigen? Anstatt Verantwortung zu tragen wird Kritik mit Anwälten abgeschmettert! Ungeheuerlich. Und die Politik? Ist mit neuem Kriegspielzeug, Bauprojekt-Milliardengräbern und dem Ausbau der Überwachung beschäftigt.
Persönlichkeitszerstörung
Gast
Die Petition ist eine gute Idee, weil sie eine weitere Bewegung zur Abschaffung bringt, aber ungeschickt formuliert:
Wer kann beurteilen, ob die Haasenburg gegen SÄMTLICHE Regeln der UN-Kinderschutz-Konvention verstößt? - Es reicht, dass sie gegen die Regeln oder gegen elementare Regeln der UN-Kinderschutz-Vereinbarung verstößt!
Gerüchteweise wusste ich schon lange von diesem traurigen Erbe der DDR, welches da vor allem im Land Brandenburg am Leben gehalten wird. Und die taz deckt nun die Fakten auf! Dass ausgerechnet Hamburger Sozialdemokraten diese Einrichtungen zur Persönlichkeitszerstörung von Kindern aus kaputten Elternhäusern betreiben, ist mir neu!
Beschränkt sich dieses Erbe wirklich auf den einen Betreiber Haasenburg? Oder gibt es noch andere?
- Sofort schließen
- Die Opfer aus dem Vermögen der Betreiber entschädigen
- Die Betreiber vor Gericht
- Nicht die Heime, sondern die beteiligten Ministerien und Behören sind zu "reformieren"
Andreas Urstadt
Gast
Der Text auf der page ist jetzt noch drastischer, die Petition wird als klarer Regelverstoss gewertet, am Ende waren s ueber 4000 Unterzeichner, alke werden einfach mitgesperrt, die Leute inkl deren Begruendungen landen unter wisch und weg. Interessiert niemanden.
Die weit ueber hundert tazkommentare zur Haasenburg interessierte auch niemanden
Es laeuft voll top down. Es interessiert niemanden, die taz verhaelt sich in allem selbst daemlich und natuerlich wird gar nicht erwaehnt, dass der link zur Petition von der taz kam.
Die Kommentare und auch die Begruendungen der Unterzeichner interessiert kein Schwein.
Die Haltung ist absolut zum Kotzen, das gilt inkl fuer diesen Laden Haasenburg.
Deutschland wird von der OECD wegen hierarchischer Gesellschaft und gesellschaftlicher Undurchlaessigkeit kritisiert und der Umgang ist dazu ein Synonym. Die Unterzeichner und Kommentierenden sind unsichtbar wie frueher das Dienstpersonal. Die Haltung ist arrogant, chauvinistisch.
Ich unterzeichne da nicht mehr.
(-------)
Florian
Gast
Nach den Berichten der TAZ auf Grund welcher die Petitionen zustande kamen und aus eigener Erfahrung sehe ich das dort Geschilderte als Folter gegenüber Kindern und aus meiner Sicht ist jeder Bürger, vorerst im Rahmen legaler Möglichkeiten, dazu verpflichtet diese Misstände mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu bekämpfen. Denn die Kinder dort können sich nicht wehren und sind auf Hilfe von außerhalb angewiesen.
Arwen
Gast
Es könnte sich um einen Rufmord gegenüber der Haasenburg handeln.
Wer von den Kommentatoren hat denn wirklich eine Ahnung?
Es gibt sie, die verwahrlosten Kinder, die eine solche Einrichtung brauchen.
Die Internetseite der Haasenburg finde ich sehr positiv. - Warum dieses Bildzeitungsniveau in der taz?
Wolfgang Gosejacob
Gast
Wenn sich die Tatsachen auch auch nur entfernt der Beschreibung nähern ist zu hoffen, dass die Petition alleine schon durch das Bekanntwerden und die Beschäftigung im Parlament ihr Ziel erreicht hat und dass Menschenrechte durch "Beauftragte" auch eingehalten werden.
Das gilt umso mehr, als dass scheinbar genügend Geld in diesen Teil des Subsystems fließt, der eine menschenwürdige und vor allem individuelle, freundliche und nette Behandlung ermöglichen würde.
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Ich finde es befremdlich, dass wir im Jahre 2013 noch immer Erziehungszustände in Deutschland haben, die an Guantanamo erinnern und dass wir scheinbar in der Altenpflege scheinbar Zustände haben, die mit Menschenwürde auch nicht immer etwas zu tun haben.
Dieser Bericht hatte eine Wirkung auf mich, dass ich den Eindruck hatte, dass die Vorkommnisse in der kath. Kirche und (deren) Erziehungsanstalten nur die Spitze eines großen Eisberges von Machtmissbrauch gewesen sind.
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Es scheint in so vielen Bereichen des menschlichen Lebens nur darum zu gehen, dass es sich Menschen das Recht herausnehmen, dass sie anderen Menschen mit physischer und psychischer Kraft sagen dürften, wo es langzugehen hat.
Die Liste dieser Bereiche ist weltweit und nicht an Altersgrenzen gebunden:
- wie beschrieben (Kinder, Jugend und Altenpflege)
- Religionen gegeneinander
- politisch radikale gegen Minderheiten
- Polizei und Innenministerien gegen demonstrierende Bürger
- gefühlte Bevölkerungsmehrheiten gegen Minderheiten
- Menschenhandel
- Regierungen und religiöse Gruppen gegen Homosexuelle
- Behörden im Formular-, Spar- und Optmierungswahn gegen Sinn und Menschenverstand
- Lobbyisten und Experten für Spezialthemen gegen Bürger, die Angst vor bestimmten Technologien oder speziell vor deren Folgen haben (Atom, Fracking, Genmanipulation, Flughafen (Start- und Landezeiten, Flugrouten))
- Durchsetzung von Prinzipien ohne Prüfung auf gesellschaftliche Auswirkungen und Änderungen (vor allem die P. der Rechtsstaatlichkeit)
- Prestigeobjekte, die politisch durchgesetzt werden sollen, damit einige sich erst bauchpinseln und später ihr Gesicht nicht verlieren.
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UND ALLES nur, weil angeblich zu wenig Geld da ist.
Es ist nicht zu wenig Geld da!
Das Geld wird durch die falschen Leute, mit der falschen Grundeinstellung verteilt und sowohl Bankiers als auch Ökonomen geben Wetten auf die Zukunft aus und damit den Takt und Richtung vor nach der alle zu tanzen haben.
Bei den Wetten vertraue ich lieber auf einen Wetterbericht. Da ist das schlechteste Ergebnis verhersehbar: Falsche Kleidung zur richtigen Zeit zum richtigen Wetter.
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Um den Bogen zum Eingangsthema zurück zu bekommen: Die Grundeinstellung vieler Menschen ist falsch justiert. Selbst "der" Herr Schmidt hat sich bei Beckmann vor einigen Wochen (siehe Mediathek) zu Menschenrechten doch sehr abwertend eingelassen: "Das ist eine Erfindung der Neuzeit. ... Die Azteken kannten keine Menschenrechte. ... Die Römer auch nicht."
Na so was! - - ansehen lohnt - -
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HEIL Titanic!
Andi
Gast
Ich habe jetzt alle artikel zum thema haasenburg gelesen. ich bin hart im nehmen aber das hier erschüttert mich zutiefst. ich sitze gerade traurig, fassungslos und wütend vor dem bildschirm.
liebe taz, bitte bitte hört nicht auf zu berichten. macht soviel alarm das keiner diesem land mehr wegsehen oder hören kann.
Andreas Urstadt
Gast
Auf der page steht: wurde wegen Nichtbeachtung der Richtlinien gesperrt - das ist was ganz andres als die taz hier schreibt, credibility im Absturz
Bachsau
Gast
GmbHs und GGmbHs müssen generell aus dem sozialen Bereich verschwinden. Um Missbrauch so weit wie möglich zu verhindern müssen solche Angebote grundsätzlich Vereinen vorbehalten bleiben, denen Gewinne verboten sind.
Angelika Oetken
Gast
Ihr habt sie voll erwischt!
Danke liebe Leute von der taz...
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden
Celsus
Gast
Wenn diese Äußerungen mutmaßlich zutreffend sind, frage ich mich gerade, ob bereits ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist gegen verantwortliche Personen bei Haasenburg. Allein die Nachfrage von Journalisten müsste allerdings ein Ermittlungsverfahren auslösen, weil doch ein Anfangsverdacht sich aus den der taz bekannten Informationen ergeben dürfte.