Kindergarten nach 34 Jahren vor dem Aus: Kein Raum für Kita-Kinder
In Charlottenburg soll ein Kinderladen seine Räumlichkeiten verlieren. Eine neue Bleibe zu finden ist schwierig.

Die Kita in der Kaiser-Friedrich-Straße nutzt einen Innenhof als Draußengelände. Drinnen im Innengebäude schauen die Kinder dem Besuch neugierig entgegen. Beide werden auf Französisch von der Erzieherin gerufen. Französisch und Deutsch werden hier täglich miteinander geredet. Untereinander dürfen die Kinder selbst entscheiden, in welcher Sprache sie kommunizieren. Emi Matae, eine der Erzieherinnen, erzählt von „Toleranz, die dadurch verstärkt wird, wenn Kinder dem anderen Kind entgegenkommen, welches eine Sprache vielleicht weniger gut beherrscht“.
Gerade ist Mittagszeit und nur Lucie und Mathilda, die schon zu den größeren Kindern gehören, spielen. Der Rest hat sich zurückgezogen in einen Raum, der vorher gar kein Schlafraum war. Im ursprünglichen „Spielraum mit Schlafecke“ wurde im Februar Schimmelbefall festgestellt und so mussten in der Kita zwei Räume geschlossen werden. Bis heute habe der Schimmel nicht beseitigt werden können, heißt es vonseiten des Vereins.
Obwohl die Kita dem Vermieter ihre Beteiligung an den Kosten zur Schimmelbeseitigung angeboten hatte, kam dann Ende Mai die Kündigung – ohne Begründung. In einem RBB-Beitrag ließ sich der Vermieter dann folgendermaßen zitieren: „[…] eine eventuelle Ausführung von umfassenden und langwierigen Arbeiten wäre und ist den Kindern und Betreuern unter diesen Umständen leider unzumutbar. […] Wir sahen es daher auch als unsere Pflicht an, den Mietvertrag ordnungsgemäß und fristgemäß zu beenden.“
Schimmelbefall in der Kita
Seit fast 35 Jahren befindet sich die Kita an dem Standort in der Kaiser-Friedrich-Straße. Mit dem Schimmelbefall reichte der Platz für die 27 Kinder nicht mehr aus. Die Größeren Kinder können derzeit Räume der Friedenskirchen-Gemeinde in Charlottenburg nutzen.
Sabine Köhncke vom Vorstand der Elterninitiative sieht nur zwei Möglichkeiten zur Lösung des Problems: „Entweder wir finden neue Räumlichkeiten, am besten am Anfang des nächsten Jahres, oder der Vermieter verlängert die Nutzung wenigstens bis zum Sommer 2022.“ Die Eltern mühten sich bis dato allerdings erfolglos: Vermieter:innen hätten abgewinkt, weil es eine Kita sei. Offenbar, so Köhncke, fürchteten Vermieter:innen Lärmbelastung.
Babette Sperle vom Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden begleitete in den vergangenen sechs Jahren 90 Kinderläden in ähnlichen Notlagen. Nur etwa ein Drittel habe neue Räume gefunden. Bei der Kita Yoyo, sagt Köhncke, seien immerhin schon ein, zwei Hinweise eingegangen. Dennoch fürchten die Eltern, dass bald fünf Erzieher:innen keinen Job mehr haben – und 27 Kinder keinen Kitaplatz.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!