Kinderbetreuung in der Coronakrise: Kita-Türen bleiben geschlossen
Der Lockdown wird wohl verlängert, auch Kitas sollen geschlossen bleiben. Das ruft gemischte Gefühle bei Kita-Leitungen und Eltern hervor.
In sieben Bundesländern sind Kitas derzeit geschlossen, dort wird lediglich eine Notbetreuung angeboten. In den neun anderen Ländern sind die Kitas geöffnet, verbunden allerdings mit einem Appell an die Eltern, ihre Kinder nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen.
Der Lockdown in Thüringen wurde bereits bis zum 31. Januar verlängert. „Das Infektionsgeschehen in Thüringen lässt eine Öffnung der Krippen und Kindergärten ab dem 11. Januar nicht zu“, sagt eine Sprecherin des Bildungsminsteriums auf taz-Anfrage. Auch Sachsen erwägt eine eine Verlängerung des harten Lockdowns bis Ende Januar.
„Kitas ab dem 11. Januar wieder zu öffnen, hätte überhaupt keinen Sinn gemacht“, sagt Christina Künne, Kitaleiterin in Pinneberg und Vorsitzende der Vereinigung Kita-Leitungen in Schleswig-Holstein. Sie fordert, dass in Schleswig-Holstein weiterhin nur Eltern in „systemrelevanten Berufen“ die Notbetreuung in Anspruch nehmen können.
Daniela Heimann vom Landeselternbeirat Nordrhein-Westfalen ist anderer Meinung. Sich nur auf systemrelevante Berufe zu fokussieren, sei der falsche Weg. „Was ist mit Kindern, deren Eltern alleinerziehend und berufstätig sind oder mit der Betreuung überfordert?“, fragt Heimann. Derzeit gilt in Nordrhein-Westfalen eine Betreuungsgarantie für alle. Das heißt: Wenn Eltern Hilfe bei der Betreuung brauchen, dürfen sie ihre Kinder in die Kita bringen – egal, welchen Job sie ausüben. „Wir wünschen uns, dass es ab dem 11. Januar genauso weitergeht“, sagt Heimann.
Auch der Deutsche Kitaverband ist gegen eine Notbetreuung nur für Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen. „Alle Kinder sind systemrelevant und haben ein Recht auf Bildung“, sagt eine Sprecherin der taz. Der Verband fordert eine baldige Öffnung der Kitas und einen langfristigen Plan für das Frühjahr 2021. „Bisher hat die Politik nicht gezeigt, dass sie ihre Ankündigungen auch umsetzt. Es wurden weder die Herausforderungen bei der personellen Ausstattung der Einrichtungen in Angriff genommen noch wurden Testkapazitäten zur Verfügung gestellt“, sagt die Sprecherin.
Katharina Queisser von der Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege fordert bezahlte Urlaubstage für Eltern sowie einen Coronakinderbonus von 1.000 Euro pro Kind und Monat, falls Kitas ab dem 11. Januar weiter geschlossen bleiben. „Mit dem Kinderbonus wollen wir Familien vor Existenzängsten bewahren und damit das Kindeswohl schützen“, sagt Queisser.
Darüber hinaus müsse die Regierung endlich anerkennen, dass Kinderbetreuung und Home-Office nicht zu vereinbaren seien. Eltern, die wegen der Pandemie von zu Hause aus arbeiten, sollten sowohl Anspruch auf Notbetreuung haben als auch auf Lohnersatzleistungen. „Wir wünschen uns ein Forum, in dem sich die Bundesministerien mit Arbeitgebern und berufstätigen Eltern zusammensetzen und gemeinsam langfristige Konzepte entwickeln“, sagt Queisser.
Lösungsansatz: Die Corona-Kita-Räte-Republik
Ab wann Kitas wieder öffnen sollten, könne man pauschal nicht sagen, sagt Björn Köhler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Da die Inzidenzen von Landkreis zu Landkreis variierten, brauche es lokale Corona-Kita-Räte, in denen Träger, Eltern, Politik und Gewerkschaften gemeinsam über Maßnahmen entscheiden. „Hilfreich wären konkrete Empfehlungen von der Bundesebene, ab wann eine Einrichtung schließen soll“, sagt er. Etwa ab einer bestimmten Anzahl an Erzieher*innen in Quarantäne oder an positiv getesteten Kindern.
Darüber hinaus fordert Köhler langfristige Lösungen. „Das größte Problem, das Erzieher*innen und Eltern haben, ist die Planungsunsicherheit.“ Derselben Meinung ist Heinz Hilgers vom deutschen Kinderschutzbund: „Dass manche Eltern an einem Sonntagabend erfahren, dass am Montag die Kita geschlossen bleibt, ist ein unhaltbarer Zustand.“
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