Kinder in der Klimakrise: Papa, wann geht die Welt unter?
Wie können wir Kindern von der Klimakrise erzählen? So ehrlich wie möglich, meint unser Autor. Hier antwortet er kleinen Menschen auf große Fragen.
I n Alaska fand ich das Ende der Welt. Ich stand am Ufer des Ninglick, eines kilometerbreiten Flusses, der in die Beringsee mündet. Weil der Permafrost zu tauen begonnen hatte, weichte die Erde auf. Hinter mir lag das Dörfchen Newtok, eine Ansammlung versackender Blechhütten auf Stelzen. Dort lebten die indigenen Bewohner dieser Sumpflandschaft. Vor mir brach die Küste ab. Tauwasser drang aus den Erdschichten und plätscherte in den Strom. Die Erde zerfiel und der Fluss nahm sie mit sich, Brocken für Brocken, auf Nimmerwiedersehen. Bald drohten die ersten Hütten ins Wasser zu stürzen.
Ich war mit einem Schlag angekommen in der Klimakrise. Das war 2016 – vor Fridays for Future, Massenprotesten und täglicher Klimaberichterstattung. Zwei Fragen treiben mich seitdem an: Wie schlimm steht es wirklich um uns? Und wie soll ich das alles eines Tages meinen Kindern erklären?
Dass es nicht gut aussieht, ahnte ich bereits in Alaska. Ich stand ja auf einer tickenden Zeitbombe: Dauerhaft gefrorene Böden bedecken ein Viertel der Landfläche auf der Nordhalbkugel. Seit abertausenden von Jahren sind im Permafrost gigantische Massen CO2 und Methan gespeichert. Wenn der Boden taut, entweichen die Gase. Das könnte die Erde eines Tages über die Schwelle katastrophaler Erhitzung stoßen.
Das ist nur eines von vielen Problemen, die diese Krise birgt.
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Ich suchte Geschichten über das Drohende und damit nach Antworten. Eine Nomadenfamilie in der Mongolei, die ihr Vieh im Extremwetter verloren hatte. Ein Professor, der versucht, New York vor Flutkatastrophen zu bewahren. Algenfarmerinnen in Sansibar, deren Ernte im erhitzten Wasser wertlos wird und die jetzt schwimmen lernen, um in tieferen, kühleren Gefilden arbeiten zu können. Je näher ich der Antwort auf die Frage zur Lage der Welt kam, desto weiter entfernte ich mich von meiner zweiten dringlichen Frage. Die Wahrheit ist einem Kind nicht zumutbar.
Oder doch? Mit jeder Geschichte fand ich auch Menschen, die in der Krise über sich hinauswuchsen. Freiwillige Feuerwehrleute in Sibirien, die vom Staat geleugnete Waldbrände bekämpfen; Menschen, die am Tagebau im Rheinland für den Erhalt ihrer Dörfer kämpften, und Aktivisti in Venedig, denen ein paar kleine Boote genügten, um ein Kreuzfahrtschiff zu blockieren. Ihre Kämpfe haben sich gelohnt. Und in etlichen Interviews mit Fachleuten hörte ich immer wieder: Das Schlimmste können wir noch verhindern. Das ist die gute Nachricht.
Die Psychologists for Future haben einen Leitfaden erstellt, wie man mit Kindern über die Klimakrise sprechen kann. Darin heißt es: „Mehrere Studien zeigen, dass ein hoher Anteil junger Menschen Angst vor der Klimakrise hat, so sehr, dass es ihren Alltag negativ beeinflusst. Studien belegen aber auch, dass es vor allem die elterliche Unterstützung ist, die Kindern mit Klimaangst hilft.“ Deshalb empfehlen sie, neben gemeinsamen Naturerlebnissen, dem Reden über Gefühle und klimafreundlichem Handeln, die Fragen der Kinder wahrheitsgemäß zu beantworten. Also lasst uns beginnen.
In seinem Buch „Endzeitreise“ führt uns Reporter Martin Theis an Orte, wo der Klimawandel bereits sichtbar ist und sucht dort nach Antworten auf diese Krise.
„Wann wird Deutschland überschwemmt sein, wenn man nichts unternimmt?“ Max, 11 Jahre
Wie stark Deutschland betroffen sein wird, hängt zum einen davon ab, ob die Menschheit weitermacht wie bisher und wie schnell deshalb der Meeresspiegel steigt. Zum anderen davon, wie gut Deutschland sich etwa durch den Bau von Deichen anpassen kann. Es gibt Karten, die zeigen, welche Bereiche Deutschlands bis zum Jahr 2050 unter dem Meeresspiegel liegen könnten, also theoretisch überschwemmt wären. Darauf reicht das Wasser der Nordsee schon weit über die heutige Küste, Hamburg und Bremen hätten regelmäßig mit Fluten zu kämpfen. Viele Medien haben das aufgegriffen und damit Angst verbreitet.
Die Karten gelten allerdings als ungenau, und eine zukünftige Anpassung durch höhere Deiche wird nicht berücksichtigt. Dabei ist das ein wesentlicher Punkt. Denn schon heute liegt etwa ein Viertel der Landfläche der Niederlande unter dem Meeresspiegel, aber nicht unter Wasser. Das Leben dort bleibt dank ausgeklügelter Flutbarrieren weiterhin möglich. Bis Deutschland zu großen Teilen überschwemmt ist, wird es also sicher noch lange dauern – sehr viel länger, als wir leben. Die Anpassung hat aber ihre Grenzen. Man kann Deiche schließlich nicht unendlich hoch bauen.
In New York habe ich einen alten Professor namens Klaus Jacob getroffen, der sich mit diesen Problemen beschäftigt. Er untersucht die Folgen des steigenden Meeresspiegels für die Stadt. Das Meer wird mehr – zum einen, weil das Wasser wärmer wird und sich deshalb ausdehnt, zum anderen, weil die Gletscher schmelzen und das Tauwasser ins Meer fließt. Damit steigt die Gefahr von Fluten für Küstenstädte wie New York. Das ist wie in einer Badewanne: Je voller sie ist, desto weniger Wasser und desto schwächere Winde genügen, um sie zum Überlaufen zu bringen. Vor New York ist die Badewanne schon ziemlich voll und die Häuser reichen an vielen Stellen sehr nah ans Wasser heran. Die Fluten dort werden also häufiger und stärker – und die Menschen müssen lernen mit dem Wasser zu leben.
Der Professor kritisiert, dass die Stadt viel Geld in High-Tech-Flutbarrieren und andere Anpassungsmaßnahmen investiert, die in hundert Jahren vielleicht nutzlos sind. Denn er sagt, der Meeresspiegel wird noch hunderte Jahre weiter steigen, auch wenn die Menschen morgen aufhören würden, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen. Die Frage ist nur: Wie stark? Klaus Jacob findet, die Stadt sollte das Geld lieber nutzen, um Menschen von der Küste in höher gelegene Gebiete umzusiedeln. Das zu akzeptieren fällt vielen schwer.
Andere Länder haben aber gar keine Wahl, denn sie können sich teure Flutbarrieren nicht leisten. Auch mit dem Umziehen ist es nicht so einfach. Länder wie China, Vietnam oder Bangladesch haben sehr flache Küsten und sind deshalb besonders verletzlich. Bei einer Flutkatastrophe in Pakistan stand im vergangenen Jahr ein Drittel des Landes unter Wasser.
„Warum spielt das Wetter immer wieder verrückt?“ Anton, 7 Jahre
Um die Antwort auf deine Frage zu finden, müssen wir zunächst den Unterschied zwischen Wetter und Klima verstehen. Wenn heute die Sonne scheint oder wir wissen wollen, ob es morgen regnet, dann geht es ums Wetter. Wenn wir uns aber fragen, ob Dürren oder Fluten in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben und wie das in Zukunft sein wird, reden wir vom Klima. Das Klima ist Wetter über einen langen Zeitraum betrachtet.
Wenn das Wetter an einem bestimmten Ort verrückt spielt, nennen Fachleute das „Extremwetter“. Zum Beispiel, wenn es irgendwo viel mehr regnet oder viel heißer ist als um diese Zeit des Jahres üblich. Starkregen, Tornados, Sturmfluten und Hitzewellen sind Extremwetterereignisse. Sie treten nicht erst auf, seitdem die Menschen den Klimawandel verursacht haben. Wetter und Klima verändern sich ständig, deshalb gab es schon immer Abweichungen von dem, was normal war. Es ist nicht ganz einfach zu sagen, ob ein einzelnes Wetterereignis nur wegen des menschengemachten Klimawandels auftritt – oder um wie viel stärker es genau wegen des Klimawandels ist. Deshalb gibt es einen eigenen Forschungszweig, der sich mit diesen Fragen beschäftigt. Wissenschaftliche Studien zeigen aber, dass mit Erhitzung der Erde sowohl die Anzahl als auch die Stärke der Extremwetterereignisse weltweit zunehmen.
In der Mongolei habe ich gesehen, was das bedeuten kann. Die Menschen dort lebten schon immer inmitten klimatischer Extreme, von Wüstenhitze bis Eiseskälte, von über vierzig Grad plus im Sommer bis unter vierzig Grad minus im Winter. Das Überleben unter diesen Bedingungen war schwer – und wird mit der Erwärmung der Erde noch schwerer. Dort gedeihen kaum Pflanzen, von denen sich die Menschen ernähren können. Sie leben hauptsächlich von Fleisch und Milch ihrer Yaks, Schafe und Ziegen. Die Mongolen sind traditionell Nomaden, das heißt, dass sie keinen festen Wohnsitz hatten und mit ihren Rundzelten und Herden dahin zogen, wo sie Gras zum Weiden für die Tiere fanden.
Wenn nun aber besonders heiße Sommer auftreten, verdorrt das Gras und die Tiere können sich keine Speckschicht anfressen. Wenn darauf auch noch ein besonders eisiger Winter folgt, überleben sie nicht und die Menschen haben nichts mehr zu essen. Deshalb müssen heute viele Nomadenfamilien mit ihren Rundzelten aufbrechen und sich am Rand der Städte ansiedeln, wo sie versuchen einfache Jobs zu finden, zum Beispiel als Taxifahrer oder Nachtwächter.
Ihr traditionelles Leben wird unmöglich – und das alles nur wegen ein paar Grad mehr oder weniger.
„Warum kann der Bundeskanzler nicht einfach Stopp sagen, damit alle aufhören mit dem Klimawandel?“ Meo, 6 Jahre
Der Bundeskanzler kann über Deutschland nicht allein bestimmen. Er muss sich mit den Leuten in seiner Partei auf Dinge einigen, die sie tun wollen. Dann müssen sie sich mit den anderen Parteien einigen, mit denen sie zusammen regieren. Ihre Vorschläge müssen die Regierungsparteien danach in das Parlament einbringen, in dem noch mehr Parteien sitzen. Damit ein Vorschlag umgesetzt werden kann, muss eine Mehrheit aller Leute im Parlament dafür stimmen. Weil es bei allen Themen aber unterschiedliche Meinungen gibt, kommt am Ende meistens ein Kompromiss heraus – und nicht genau das, was sich die Regierung oder der Bundeskanzler vorgestellt haben.
Ich glaube aber auch nicht, dass die deutsche Regierung die richtigen Lösungen für den Klimawandel parat hat. Vor der Wahl hat der Bundeskanzler versprochen, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Jetzt treibt die Regierung zum Beispiel den Ausbau von Autobahnen voran. Deshalb haben sich gerade viele ExpertInnen zusammengetan und den Bundeskanzler in einem offenen Brief kritisiert. Darin schreiben sie auch, das Klima sei kein normales „Thema“, bei dem man sehr unterschiedlicher Meinung sein könnte, sondern eine gigantische Aufgabe, an der alle Parteien gemeinsam arbeiten müssten – auch wenn sie sich nicht so gut verstehen.
Eigentlich haben sich alle Staaten der Welt auf einer Konferenz in Paris darauf geeinigt, den Klimawandel aufzuhalten. Die Schritte dahin sind klar. Und versprochen ist versprochen – so erklären wir es schließlich auch unseren Kindern. Leider tun die Staaten bisher nicht genug. Zuerst müssten sie nämlich ziemlich viel Geld ausgeben, um zum Beispiel Anlagen zu bauen, mit denen wir klimafreundliche Energie aus Wind und Sonne gewinnen könnten. Dann wäre weniger Geld für andere Dinge da und die PolitikerInnen haben Angst, dass die BürgerInnen sie dann nicht mehr mögen und vielleicht nicht wieder wählen. Und viele warten darauf, dass anderen Länder mit dem Klimaschutz beginnen.
Meine Heimatstadt Tübingen versucht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Der Bürgermeister wollte nicht mehr warten, bis die Staaten der Welt bereit sind. Er und seine Partei Die Grünen schlugen vor, dass die Stadt ihren Teil zur Einhaltung des Klimaabkommens beiträgt. Nach vielen Diskussionen im Stadtparlament stimmten dem großen Ziel schließlich alle Parteien zu: Bis zum Jahr 2030 soll Tübingen klimaneutral werden – also nichts mehr zur Erhitzung der Erde beitragen. Dazu müssen sie den Verkehr, die Stromversorgung und die Gewinnung von Wärme neu organisieren. Wie genau das gelingen wird, ist noch nicht ganz klar. Aber wie es gelingen könnte. Und die ersten Schritte sind schon getan.
So viele Dächer wie möglich sollen mit Solaranlagen bestückt werden, die Sonnenstrahlen in Strom verwandeln. Außerdem investiert die Stadt in Windräder, von denen sie dann Strom bekommen kann. Zum Heizen werden Pumpen gebaut, die Wärme aus dem Inneren der Erde nach oben bringen. Und das Autofahren sollen sich die BürgerInnen so weit wie möglich abgewöhnen. Dafür werden Parkplätze teurer, Straßenspuren zu Fahrradwegen umfunktioniert und das Busfahren soll eines Tages kostenlos sein. Samstags muss man schon jetzt nichts zahlen.
Tübingen zeigt, dass es geht. Und wahrscheinlich merken die Menschen, dass Klimaschutz eine Reihe positiver Nebeneffekte hat: zum Beispiel sauberere Luft, grünere Innenstädte und mehr Platz für Menschen statt Autos.
„Ist es möglich, dass die Erde zu heiß wird, um darauf zu leben? Und wenn ja, in wie vielen Jahren?“ Max, 9 Jahre
Ich habe in den vergangenen Jahren mit vielen KlimaforscherInnen gesprochen und niemand von ihnen hatte Angst, dass die ganze Erde innerhalb unserer Lebenszeit unbewohnbar wird. Allerdings kann es für uns sehr ungemütlich werden.
Je heißer es ist, desto heißer wird nämlich unser Körper. Ab 38 Grad wird es anstrengend. Unser Körper versucht sich abzukühlen, vor allem indem wir schwitzen. So entweicht etwas Wärme und durch die Verdunstung auf der Haut entsteht Kälte.
Die Studie einer australischen Universität hat gezeigt, dass gesunde Menschen bis zu 46 Grad Celsius dauerhaft aushalten können. Für ältere, kranke oder geschwächte Menschen wird die Hitze schon früher zum Problem.
Wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, wie in den Tropen, stößt auch ein gesunder Körper früher an Grenzen. Dann kann die Flüssigkeit nicht mehr verdunsten und die Hitze staut sich. Das heißt, in manchen Regionen der Welt wird das Leben früher schwierig als in anderen. Weitere Probleme wie Dürren oder Wassermangel kommen hinzu. Dann müssen Menschen ihre Heimat aufgeben und in kühlere Regionen umziehen. Die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz schätzen, dass manche Gegenden in Südwestasien oder am Horn von Afrika schon in einigen Jahrzehnten unbewohnbar sein könnten – vorausgesetzt, die Menschen machen so weiter wie jetzt.
Dass wir selbst der Grund für die Erwärmung der Erde sind, ist eigentlich eine gute Nachricht. Denn das bedeutet, dass wir die Erwärmung bremsen können. Dafür müssen wir möglichst schnell aufhören, fossile Brennstoffe zu nutzen. Das sind uralte Rückstände von Pflanzen und Tieren, die in Form von Öl, Gas oder Kohle in der Erde schlummern. Wenn wir sie verbrennen, in Kraftwerken oder den Tanks von Autos und Flugzeugen, gewinnen wir Energie. Dabei entstehen so genannte Treibhausgase, die auch natürlich in der Atmosphäre vorkommen. Sie lassen die Sonnenstrahlen durch, aber halten einen Teil ihrer Wärme zurück. Ohne diesen natürlichen Effekt wäre die Erde vereist. Eigentlich sind Treibhausgase also die Bedingung für das Leben auf der Erde. Zu viele davon lassen den Planeten allerdings zu warm werden. Zum Glück können wir Energie mittlerweile auch aus Sonne, Wind oder Wasserkraft gewinnen. Je schneller wir darauf umstellen, desto langsamer wird der Klimawandel.
Bei Diskussionen um die Erderwärmung spricht man oft vom „Klimaschutz“. Ein seltsames Wort, denn wir müssen nicht das Klima schützen. Dem Klima selbst ist es egal, wie heiß oder kalt es ist. Klimaschutz bedeutet eigentlich, das Leben auf dem Planeten zu schützen.
Ich wünsche mir, dass sich auch PolitikerInnen deine Frage stellen. Denn die richtige Antwort hängt davon ab, welche Entscheidungen sie treffen.
„Süßwasservorräte werden knapp, wer finanziert den ärmeren Ländern Wasserentsalzungsanlagen?“ Oskar, 11 Jahre
Einerseits wird das Klima in vielen Regionen der Welt trockener, andererseits kann es durch den steigenden Meeresspiegel passieren, dass das Salzwasser ins Grundwasser gelangt. Entsalzungsanlagen klingen also nach einer guten Idee. An Orten mit hoher Luftfeuchtigkeit gibt es außerdem Versuche, Wasser aus der Luft zu gewinnen. Durch deine Frage habe ich etwas dazugelernt: Weltweit gibt es schon etwa 20.000 Entsalzungsanlagen, die Trinkwasser produzieren. Viel mehr, als ich dachte!
Es gibt dabei zwei Probleme: Die Anlagen sind zum einen sehr teuer, weil sie viel Energie verbrauchen. Und nach der Entsalzung des Wassers bleibt Salzlauge zurück, eine extrem salzige Flüssigkeit, die im Prozess mit Chemikalien versetzt wurde. Meist wird das alles zurück ins Meer geleitet und bringt die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Darin liegt eine tiefere Wahrheit über den Klimawandel: Nicht immer bietet die Technologie einen endgültigen Ausweg. Häufig entstehen mit einer vermeintlich schlauen Lösung neue Schwierigkeiten. Eine wirkliche Verbesserung können wir nur durch den Schutz der Ökosysteme und natürlicher Kreisläufe schaffen. Sie sind unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Krise.
In deiner Frage steckt aber noch ein ganz wichtiger Gedanke. Dass nämlich reichere Länder die ärmeren Länder unterstützen sollten. Dazu haben sie guten Grund – denn wenige reiche Nationen, die früh die Industrialisierung durchlaufen haben, haben den größten Teil dazu beigetragen, dass es auf der Erde für alle wärmer wird. Am meisten betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels sind ärmere Länder und vor allem deren ärmste Menschen. Die Klimakrise ist also eine Krise der Gerechtigkeit. Und die AktivistInnen, die etwas gegen den Klimawandel tun wollen und zum Beispiel Kohlebagger blockieren, nennen ihr Ziel „Klimagerechtigkeit“.
Es gibt Ideen, um diese Gerechtigkeit herzustellen. Zum einen könnte man den Ländern, die am wenigsten für den Klimawandel können, das Recht einräumen, noch mehr fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Die Hauptverursacher wie die USA, Großbritannien,Russland, Kanada und Deutschland hingegen müssten sich etwas mehr anstrengen, klimafreundlich zu werden. Eine zweite Idee ist, dass die reichen Länder die ärmeren Länder für die Folgen des Klimawandels entschädigen, also Geld zahlen. So wie man etwas, das man bei jemand anderem kaputtgemacht hat, auch bezahlen muss. Von diesem Geld könnten dann zum Beispiel auch Entsalzungsanlagen gebaut werden – und zwar so, dass sie die Umwelt nicht belasten.
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