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Kinder fragen, die taz antwortetAn welchem Tag werden die meisten Menschen geboren?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Lior, 10 Jahre alt.

Weihnachten ist die Geburtstagsparty von Jesus. Deswegen werden an Heiligabend besonders wenige Kinder geboren Foto: imageBROKER/imago

An Weihnachten feiern Chris­t*in­nen die Geburt von Jesus. Die Feiertage sind also eigentlich eine sehr, sehr große Geburtstagsparty. Wie du sicherlich schon bemerkt hast, ist das Fest auch für Menschen ohne starken Glauben wichtig. Etwa um gemeinsam Zeit zu verbringen oder sich von stressigen Tagen zu erholen. Da kann es schon kompliziert werden, wenn der eigene Geburtstag auf genau diese Feiertage fällt. Manche, die an Weihnachten geboren sind, finden es blöd, dass sie nur einmal im Jahr Geschenke bekommen. Andere freuen sich über die geschmückten Straßen und Süßigkeiten.

Viel wahrscheinlicher ist es aber, lieber Lior, dass man nicht im Dezember Geburtstag hat, sondern in einem anderen Monat. Es gibt Leute im Statistischen Bundesamt, die führen Tabellen über sehr viele Dinge in Deutschland, auch über Geburten. Deshalb wissen sie, dass in den vergangenen zehn Jahren die meisten Kinder in Deutschland am 21. September geboren wurden. Durchschnittlich kamen an diesem Tag 2.385 Babys zu Welt. Ganz schön viele, oder?

Tatsächlich werden die allerwenigsten Menschen während der Weihnachtsfeiertage geboren: Am 25. Dezember waren es durchschnittlich 1.445 Geburten. Nur am 29. Februar kamen noch weniger Babys zur Welt, aber den 29. Februar gibt es auch nur alle vier Jahre.

Warum ist die Zahl der Geburten so ungleich verteilt? Zwischen dem Beginn der Schwangerschaft und der Geburt liegen ungefähr neun Monate. Lass uns das mal gemeinsam durchrechnen. Wenn wir vom September zirka neun Monate abziehen, landen wir – im Dezember. Viele Schwangerschaften beginnen also genau jetzt in diesen Wochen. Einige Menschen feiern offenbar nicht nur Weihnachten und das neue Jahr. Sie haben auch Zeit füreinander. Und möglicherweise möchten sie im nächsten Jahr mit einer weiteren kleinen Person feiern?

Auch für die wenigen Geburten an den Weihnachtsfeiertagen gibt es einen Grund. Fast ein Drittel aller Kinder kommt in Deutschland mit einem Kaiserschnitt auf die Welt. Das heißt, dass die Ärzte das Baby mithilfe einer Operation auf die Welt bringen. Solche Geburten kann man planen. Sie werden möglichst nicht auf Weihnachten gelegt, denn da will ja niemand arbeiten.

Am liebsten wäre ich ein Juli-Geburtstagskind so wie du, lieber Lior. Dann kann man sich alle sechs Monate auf ein Fest freuen – ziemlich cool.

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1 Kommentar

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  • Statistisch müsste es vor und nach Doppelfeiertagen und auch vor und nach Wochenenden eine geringe Erhöhung der Geburtenzahlen geben. Dann werden nämlich die geplanten Kaiserschnitte durchgeführt oder auch Einleitungen etwas wahrscheinlicher.



    Dasselbe dürfte für den Jahreswechsel gelten: Meistens wird sicher nicht der erste Januar gewünscht als planbarer Geburtstag.



    Es gibt aber für diesen Tag als später amtlich eingetragenen Geburtstag einen besonderen Grund:



    "Geboren am 1. Januar – oder auch nicht



    Die Festlegung des Geburtstags auf den ersten Tag des Jahres ist in vielen Ländern üblich. Allein in Backnang feiern 116 Syrer an diesem Tag ihr Wiegenfest. Aber auch bei Personen aus Afghanistan, Pakistan, Eritrea und der Türkei steht der Neujahrstag oft als Geburtstag im Ausweis."



    "Für Wahida Alwaki aus der nordsyrischen Stadt Aleppo war es eine bewusste Entscheidung. Ihr Sohn Najeb kam am 28. Dezember 2014 zur Welt. Der Geburtstag wird sowohl in der Grundschule bedacht als auch daheim in der Familie und mit Verwandten gefeiert. Da in Syrien aber alle Kinder in dem Kalenderjahr schulpflichtig werden, in dem sie das sechste Lebensjahr vollenden, entschloss sich Alwaki..."



    Quelle bkz.de