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Kinder fragen, die taz antwortetWarum bin ich ein Junge?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Felix, 3 Jahre alt.

Ärz­t*in­nen können mit einer speziellen Technik in den Bauch der Mutter schauen und sehen, ob es dem Kind gut geht Foto: yay images/imago

Lieber Felix, welches Geschlecht man hat, das fragt sich so ziemlich jeder mindestens einmal in seinem Leben – Kinder, Jugendliche und manchmal auch Erwachsene.

Was macht dich also zu einem Jungen? Andere Menschen sprechen dich wahrscheinlich als Jungen an, weil du vielleicht aussiehst, wie sie sich Jungs vorstellen. Vielleicht hast du nicht ganz so lange Haare wie viele Mädchen. Vielleicht hast du ein paar andere Klamotten als die Mädchen, die du kennst. Auch dein Name ist ein Jungsname.

Deine Eltern wussten vermutlich schon bei deiner Geburt, dass du ein Junge sein wirst, und haben dich deswegen Felix und nicht Felicitas, Lea oder Shanya genannt. Das sind Namen, die Eltern ihren Kindern geben, wenn sie glauben, dass sie ein Mädchen bekommen.

Woher wussten deine Eltern aber, dass du ein Junge werden wirst? Als deine Mama schwanger war, ist sie wahrscheinlich zu einem Arzt gegangen. Ärzte können mit einer speziellen Technik in den Bauch schauen und dort zum Beispiel sehen, ob dem Kind ein Penis wachsen wird oder nicht. Am Anfang der Schwangerschaft sieht man das noch nicht, aber nach ein paar Wochen kann man das erkennen.

Ab diesem Zeitpunkt sagen Ärzte und Eltern dann oft: Das wird ein Junge! Oder: Das wird ein Mädchen! Manchmal kann es aber passieren, dass das nicht stimmt. Denn neben Penis und Vagina gibt es noch weitere Sachen, die für das Geschlecht wichtig sind. Zum Beispiel gibt es Stoffe im Körper eines jeden Menschen, die Hormone heißen. Sie bestimmen, ob Menschen eher wie andere Jungs oder eher wie andere Mädchen aussehen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Es kann auch passieren, dass man einen Menschen zunächst als Jungen sieht und ihm einen Jungsnamen gibt, dass die Person sich aber gar nicht wie ein Junge fühlt. Wenn sie als Jugendlicher einen Bart bekommt, kann das sehr unangenehm sein. Der Körper und das Gefühl passen nicht richtig zusammen. Manche spüren dann, dass sie eigentlich eine Frau sind, und ändern auch ihren Namen. Umgekehrt gibt es das genauso, also dass jemand als Mädchen gesehen wird, aber eigentlich ein Junge ist.

Am wichtigsten ist sowieso, dass du dich damit wohl fühlst, wie andere dich bezeichnen. Wenn du ein gutes Gefühl damit hast, dass andere zu dir sagen: Du bist ein Junge!, dann bleibst du einer. Wenn du lieber ein Mädchen sein willst, dann geht auch das. Das darfst du ganz allein entscheiden.

🏳️‍⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️‍🌈

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7 Kommentare

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  • Die Antwort fällt durchaus unterschiedlich aus, je nachdem, wen man fragt.



    Der Ur-Großvater hätte vielleicht gesagt, dass der liebe Gott das so bestimmt hat.



    Der Großvater hätte vielleicht die Genetik bemüht, mit der Zugabe Epigenetik.



    Der Vater könnte den Zufall hinzufügen, wenn nicht diesem medizinisch nachgeholfen wurde.



    Ich finde es wichtig zu betonen, dass es jeden Felix genau einmal auf dieser Welt gibt, er ist und bleibt immer einzigartig. Und schließlich heißt der Name übersetzt "der Glückliche", welch schöner Name mit so tollen Beispielen wie:



    Ein Hase in Kinderbüchern.



    Ein Komponist mit viel Harmonie.



    Ein ziemlich erfolgreicher Skirennfahrer.



    uvm



    Die waren übrigens auch erfolgreich, was im Namen Felix auch mitgemeint ist.

  • Lieber Felix,



    Das kann man einwandfrei und eineindeutig über einen Gen-Test erkennen: XX-Cromosom: Mädchen, XY-Cromosom: Junge. Das ist schon seit vielen Jahren wissenschaftlich.



    Viele Grüße

    • @CaoCao_de_taz:

      Dieses Wissen ist veraltet! Es gibt zig Kombinationen aus XX und XY und ihren Erscheinungsformen und alle sind medizinisch untersucht.

    • @CaoCao_de_taz:

      Die Sache ist leider oft nicht ganz so eindeutig:



      "Die Frage nach dem Geschlecht eines Lebewesens kann viel komplizierter sein, als man zuerst meint. Auf den ersten Blick ist die An- oder Abwesenheit des Y-Chromosoms ausschlaggebend: mit Y heißt männlich, ohne heißt weiblich. Aber Medizinern ist schon lange bewusst, dass bei so manchem die Grenzen verschwimmen, wenn die Geschlechtschromosomen das eine sagen und die Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) oder anderen Geschlechtsmerkmale etwas anderes. Eltern von Kindern mit Besonderheiten und Störungen der Geschlechtsentwicklung, auch DSD für "disorders of sexual development", Intersexualität oder Sexualdifferenzierungsstörungen genannt, sehen sich oft der schwierigen Entscheidung gegenüber, ob sie ihr Kind als Junge oder als Mädchen aufziehen sollen. Laut Spezialisten hat sogar jeder Tausendste eine Form von DSD."



      Quelle



      www.spektrum.de/ne...eschlechts/1335086



      Dort zu hybrid:



      "Erstaunliches ergeben: Ihr Körper bestand aus Zellen zweier Individuen, möglicherweise weil Zwillingsembryos in der Gebärmutter ihrer Mutter zu einem Embryo verschmolzen waren."



      Simultan männliche & weibliche Zellen im selben Körper.

      • @Martin Rees:

        Das ist soweit korrekt. In der Genetik nennt man das Mutation. Durch Umwelteinflüsse, Strahlung oder einfach Zufälle gibt es seit Millionen von Jahren regelmäßig Mutationen. Heutzutage leider auch durch Medikamente (Contergan) Viele führen dazu dass das Embryo oder das Kind nicht überlebensfähig ist oder behindert. Diese genetischen Störungen konnten sich deshalb früher nicht weitervererben. Aber erst die Mutationen haben den Menschen in der heutigen Form entstehen lassen. Allerdings gehe ich davon aus, das Geschlechtsmutationen eher hinderlich bei der Weiterentwicklung des Menschen sind und auch nicht dazu führen werden das 2 Männer oder 2 Frauen gemeinsam genetische Nachkommen haben werden und sie somit ihre Mutation nicht weitervererben können. Dazu braucht es immer noch Eizellen und Samen.

  • Ähmm. Auf das „warum“ praktisch nicht eingegangen, aber viel Text zur Geschlechterfluidität. Wenn man den Jungen und den Hintergrund der Frage nicht kennt, wären andere Punkte wohl passender für Dreijährige. Oder ist das der Zeitgeist?

    • @fly:

      Na ja, Genetik in dem Alter vielleicht etwas kompliziert. Da finde ich den Fokus des Artikels passender.