Kinder fragen, die taz antwortet: Sind Esel dumm?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Dieses Mal geht es um eine Redewendung.
Eseln begegnet man in allen möglichen Situationen. In Märchen wie den Bremer Stadtmusikanten, im Tierpark oder – in Redewendungen. Das sind Sätze, die Menschen immer wieder benutzen, ohne sie jemals zu verändern. Sie haben auch immer die gleiche Bedeutung.
Wahrscheinlich hast du mal die Redewendung „Du bist dumm wie ein Esel“ gehört und dich dann gefragt, ob es überhaupt stimmt, dass Esel dumm sind. Das zu hinterfragen, war schlau von dir, denn dieser Spruch ist weder nett noch wahr. Ganz im Gegenteil sogar – Esel sind sanftmütig, klug und werden häufig unterschätzt. Wie kam es also zu diesem Missverständnis?
Es ist so: Wenn Esel eine Gefahr wahrnehmen, entscheiden sie sich nicht – wie etwa Pferde – zu flüchten, sondern bleiben stehen. Fest und starr, so als würden sie im Boden Wurzeln schlagen. Sie beobachten die Gefahrensituation und überlegen, wie sie am klügsten vorgehen könnten, um sich der Gefahr zu entziehen. Dabei gleichen sie das Erlebnis mit früheren Erfahrungen ab, sie erinnern sich. Man kann ihnen nur schwer ansehen, wenn sie dabei auch Angst oder Schmerz empfinden.
Dieses Verhalten wirkt auf manche stur oder gar dumm, aber in Wirklichkeit wägt der Esel ab, ist vorsichtig und bedacht. Das hat etwas mit der ursprünglichen Heimat des Esels zu tun, dem Gebirge. Dort ist es felsig und steil und der Esel muss sich mit Vorsicht bewegen, damit er nicht stürzt und sich verletzt. So kommt es, dass der Esel, der zwar zur Familie der pferdeartigen Tiere gehört, auch in brenzligen Situationen nicht direkt flüchtet, wie es die viel ängstlicheren Pferde tun.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Kein Wunder, dass die ruhigeren Esel zu den ältesten Haustieren der Welt gehören. Vor etwa 6.000 Jahren haben Menschen sie domestiziert, das heißt, sie haben einst wilde Esel gezähmt und sie zum Beispiel als Lastentiere genutzt. Esel pflegen auch enge Beziehungen zu ihren Artgenossen. Sie suchen sich einen besten Freund aus und verbringen viel Zeit mit ihm. Wird ein Eselpaar voneinander getrennt, werden die Tiere schnell unsicher und angespannt.
Du siehst also, Esel werden von Menschen oft nicht richtig verstanden. Man könnte die Redewendung also auch einfach umdrehen: „Dumm wie ein Mensch“. Lieber aber nehmen wir uns ein Beispiel am Esel und bleiben ganz ruhig.
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Misogynes Brauchtum Klaasohm
Frauenschlagen auf Borkum soll enden
Parteitag der CDU im Hochsauerlandkreis
Der Merz im Schafspelz