Kinder fragen, die taz antwortet: Ist Rülpsen eine Sprache?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Nael, 3 Jahre alt.
Lieber Nael, als mir dein Papa von deiner Frage erzählt hat, musste ich als erstes an eine Erinnerung aus meiner Kindheit denken. Ich war damals bei einem Grundschulfreund zum Geburtstag eingeladen. Wir hatten gerade unser selbst gegrilltes Stockbrot gegessen, als ein Kind aus der Runde vorschlug, das Alphabet zu rülpsen. Also versuchte jede:r von uns etwas Luft herunter zu schlucken und dann ging es los: „Ahhh“, „Beee“, „Crrr“ und so weiter. Das hat uns natürlich großen Spaß gemacht und ich würde dir empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren. Mit ein bisschen Übung klappt es bestimmt.
Doch nur, weil man beim Rülpsen „ABC“ sagen kann, ist das noch lange keine Sprache, wie die Erwachsenen sie verstehen. Nach ihrer Definition besteht eine Sprache aus einem von den Menschen frei erfundenen Zeichensystem, also aus einer Aneinanderreihung von geschriebenen oder gesprochenen Buchstaben, die ebenfalls aneinandergereiht zu einzelnen Wörtern werden. Wörtern, die hintereinander weggesprochen dann zu Sätzen werden und einen Gedanken, ein Gefühl, einen Wunsch oder eben eine Frage beinhalten, wie deine: „Ist Rülpsen eine Sprache?“
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Und diese Sprache geben Eltern an ihre Kinder weiter. Dabei gibt es viele verschiedene Sprachen, in manchen Ländern werden sogar mehrere Sprachen gesprochen. Wegen der vielen verschiedenen Sprachen können sich leider nicht alle Menschen auf der Welt verstehen. Ich weiß von deinem Papa, dass du Deutsch und Türkisch sprechen kannst, was großartig ist, weil du mithilfe dieser beiden Sprachen viel mehr Menschen verstehen kannst, als die Kinder, die nur eine Sprache sprechen können.
Doch zurück zu deiner Frage, die auf etwas hinweist, auf das man aber erst kommt, wenn man länger darüber nachdenkt. Denn wer sagt eigentlich, dass unter „Sprache“ nicht viel mehr verstanden werden kann, als das, was ich dir eben erzählt habe? Wenn man den Begriff Sprache weiter fasst und ihm all jene Töne zuordnet, die aus deinem Mund herauskommen, könnte man sagen, dass Rülpsen eine Sprache ist: die Sprache deines Magens.
Aber was will dir dein Magen damit sagen? Das können ganz unterschiedliche Sachen sein. Er kann dir zum Beispiel damit sagen wollen, dass du ein bisschen zu schnell gegessen oder getrunken und etwas Luft verschluckt hast. Und die wird jetzt von deinem Körper wieder heraustransportiert, damit sie dir keine Bauchschmerzen macht, weshalb es auch wichtig ist, einen Rülpser nicht zu unterdrücken.
Bei Erwachsenen kann Rülpsen auch auf eine ungesunde Ernährung hinweisen. Denen sagt der Verdauungstrakt dann: Iss mal ein bisschen weniger Fleisch, trink mal ein bisschen weniger Wein. Doch Erwachsene hören ihrem Körper oft nicht richtig zu und essen einfach weiter ungesundes Zeug. Und Rülpsen tun sie meistens nur, wenn keine:r in der Nähe ist. Ganz schön dumm, oder?
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de.
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