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Kinder fragen, die taz antwortetWarum streiten Familien so oft?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Terje, 7 Jahre alt.

Der Klügere gibt nach! Foto: S. Meyers/imago

Streiten, lieber Terje, ist eine der besten Sachen, die die Menschen je erfunden haben. Dieser Satz wundert dich jetzt vielleicht, weil du denkst, dass Streiten hässlich ist, böse, total doof und dass das niemand braucht.

Sicher, Zoff zu Hause ist total ätzend. Fand ich als Kind auch. Immer wenn sich Mama und Papa stritten, hatte ich Angst, dass die beiden sich nicht mehr mögen und sich trennen würden. Manchmal passiert das mit Eltern. Und meistens verstehen sie sich dann hinterher wieder viel besser.

Der viele Streit in Familien kommt natürlich daher, dass man von den gleichen Tellern isst, in der gleichen Bettwäsche schläft und die Sätze und Witze und Ticks alle auswendig kennt. Sprich: Jeder in der Familie weiß alles über die anderen. Bei fremden Leuten ist das nicht so.

Deswegen ist man denen gegenüber normalerweise viel höflicher und zurückhaltender. Mit den meisten anderen Menschen hat man ja nie so einen engen Kontakt wie mit der eigenen Familie. Außer mit besten Freunden und Freundinnen. Deswegen streitet man sich ja auch mit denen.

Stell dir vor, es gäbe keinen Streit!

Eigentlich ist es ganz normal, dass man sich streitet. Vielleicht hast du schon mal von dem Sprichwort gehört: Was sich liebt, das neckt sich. Das bedeutet, einen Menschen, mit dem man sich streitet, nimmt man sehr, sehr, sehr ernst und das wiederum bedeutet, dass er einem sehr, sehr, sehr wichtig ist und man ihn sehr, sehr, sehr mag. Sonst würde man sich ja nicht mit ihm zanken, sondern sich gar nicht dafür interessieren, was er sagt.

Streit ist eigentlich nur dann doof, wenn die Leute, die sich streiten, einander gar nicht mehr zuhören, sondern nur noch brüllen und dem anderen fiese Worte sagen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Stell dir vor, es gäbe keinen Streit, weil niemand jemals sagen würde, was er doof findet. Dann gäbe es jede Menge Frust und man wäre am Ende ganz alleine mit der schlechten Laune.

Zum Glück ist das nicht so. Denn die Menschen haben schon immer gestritten und streiten sich das ganze Leben lang. Nur der Inhalt ändert sich: Im Kindergarten streitet man sich über die Sandkastenschaufel und als Erwachsener darüber, wer das Klo putzen muss. Das ganze Leben ist ein Streit.

Streit ist also irgendwie super, weil das bedeutet, dass man dem anderen zuhört. Manchmal findet man im Streit auch heraus, wer recht hat: der andere, man selbst oder sogar beide gleichzeitig. Das ist doch eine tolle Erfindung, oder?.

Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de

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2 Kommentare

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  • Ich fände es traurig, wenn man sich tatsächlich deswegen streitet, weil man glaubt, man müsste Menschen, die man kennt und liebt, nicht mehr höflich begegnen.



    Ist es nicht vielmehr so, dass die schlechten Angewohnheiten und die anderen Meinungen und bei geliebten Menschen viel näher gehen, weil wir diesen Menschen nicht aus dem Weg gehen wollen?



    Ähnlich streiten wir uns übrigens auch mit Menschen, die wir gar nicht leiden können, mit denen wir aber auf andere Weise verknüpft sind. Mit den Nachbarn zum Beispiel, denen man jeden Tag begegnet, wenn man das Haus verlässt. Oder mit den Kollegen im Büro, die immer den Tacker verlegen.



    Streit ist nicht die Folge davon, dass man sich liebt.



    Streit kommt daher, dass zwei Menschen einander nicht mehr richtig zuhören und die Bedürfnisse des anderen nicht erkennen können. Wenn man sich liebt, tut das nur schon viel früher weh. Weswegen gestresste Familienmitglieder oft schon bei kleineren Verletzungen anfangen, sich dagegen zu wehren, indem sie streiten.



    In den meisten Familien endet der Streit schnell wieder und alle können wieder darauf achten, wie es den anderen geht.



    Der Streit selbst ist nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man dem Streit das letzte Wort lässt.

    • @Herma Huhn:

      stimmt