Kinder fragen, die taz antwortet: Warum dürfen Große so oft daddeln?
Die achtjährige Marlen möchte wissen, warum Erwachsene häufiger an elektronische Geräte dürfen als Kinder. Wir haben eine Expertin befragt.
Anfang November wollten wir von Kindern wissen, welche Fragen sie zurzeit beschäftigen. Hier beantworten wir jede Woche eine. Wieso Erwachsene häufiger an elektronische Geräte dürfen als Kinder, wollte Marlen, 8 Jahre alt, wissen.
Laptops, Tablets oder Smartphones nutzen mittlerweile fast alle Menschen, egal wie alt sie sind. Also auch Kinder. Manchmal bitten Erwachsene ihre Kinder sogar um Hilfe, weil sie eine App nicht verstehen – wieso dürfen sie also länger daddeln?
Die taz hat bei Nadine Kloos nachgefragt. Sie betreut das Projekt Flimmo, ein Beratungsangebot für Eltern rund um Bewegtbilder und Bildschirmzeit. Laut Nadine Kloos müssen wir erst einmal lernen, mit den Geräten und deren Inhalten umzugehen. „Nur weil ich sie nutze, weiß ich noch nicht, wie sie funktionieren“, sagt Kloos. Das sei so wie bei Süßigkeiten. Die sind zwar lecker, aber wenn wir sie immer und unbegrenzt zu uns nehmen würden, wäre das nicht so gut für uns.
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Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk, im praktischen Wochenendabo und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.
Regeln sind also wichtig, um die eigenen Grenzen und auch die Medien selbst besser kennenzulernen. Erwachsene haben meist schon gelernt, wie lange lang genug ist. „Zumindest sollen sie es gelernt haben“, sagt die Medienpädagogin. „Wenn wir den ganzen Tag vor der Glotze hängen würden, hätten wir gar keine Zeit mehr für Freunde, Sport oder andere Interessen.“ Aber genau so was sei eben ganz wichtig, um neue Eindrücke zu bekommen, um gesund und glücklich zu leben.
Nur, woher wissen Eltern eigentlich, wie oft und wie lange Medien gut für Kinder sind?
Eltern können sich bei ihren Regeln für ihre Kinder an Empfehlungen von Expertinnen wie Kloos orientieren. Dabei sollte es aber nicht nur darum gehen, wie lange Kinder Medien nutzen sollten, sondern auch darum, welche Inhalte überhaupt in Ordnung sind. „Es gibt im Fernsehen und im Internet auch viele Inhalte, die uns ängstigen oder die Kinder noch nicht verstehen können“, sagt Nadine Kloos.
Sie gibt auch das Beispiel Harry Potter. Marlen würde das Buch bestimmt auch nicht einem 3-Jährigen vorlesen. „Sie würde sicher zustimmen, dass das Buch für ein Kind in dem Alter zu kompliziert und zu aufregend ist.“
Elektronische Medien sind aber nicht nur schädlich, sondern haben auch viele gute Seiten. „Aber was und wie oft wir sie nutzen, schauen, lesen und hören, muss zu unserem Alter passen.“ Regeln sind also ein bisschen nervig, aber sie sind eigentlich nur dafür da, dass wir uns an die Dinge herantasten können. Das Gute an Regeln sei laut Kloos auch, dass sie sich ändern können.
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