Kiezhausmeister in Berlin: Alle gucken auf Carla
Die Bilanz des Kiezhausmeister-Projekts in Friedrichshain-Kreuzberg ist durchweg positiv. Die Finanzierung ist nur bis Jahresende gesichert.
Sieben Kiezhausmeister im Alter zwischen 29 und 55 Jahren gibt es im Bezirk, alle sind Handwerker. Einer war früher Maler, ein anderer Elektriker, wieder ein anderer Schlosser. Bei der Zaunausbesserung packen alle Männer, die blaue Arbeitskleidung mit dem Logo des Grünflächenamtes tragen, pressewirksam mit an, während Bezirksstadträtin Annika Gerold (Grüne) im Rudolfpark Bilanz zieht. Seit genau einem Jahr existiert das Projekt, das aus Landesmitteln finanziert wird.
310 Grünanlagen-Schilder wurden Gerold zufolge in dem Jahr neu beklebt, 33 Bänke ausgetauscht und 200 repariert, über 175 Meter Vlies an Spielplätzen und Sandkästen verlegt, über 300 Fahrradschlösser entfernt und über 100 Schrottfahrräder entsorgt, unzählige offene Stromkästen und Laternen verschlossen – die Liste ließe sich fortsetzen.
Neukölln verfolge bei einem ähnlich gelagerten Projekt namens Park-Hausmeister*innen eher einen sozialpädagogischen Ansatz, erklärt Roland Schmidt, Fachbereichsleiter im Grünflächenamt, bei der Pressekonferenz. „Uns geht es mehr ums Handwerkliche.“
Ruckzuck, erledigt
Ingo Becker war früher Dachdecker. Im vergangenen Herbst hatte die taz den 52-jährigen Kiezhausmeister, der seine dunkelblonden Haare zu einem Knoten gebunden hat, auf einer Arbeitstour durch das östliche Kreuzberg begleitet. Ob es groß auffallen würde, wenn es die Kiezhausmeister nicht mehr geben würde, hatte die Reporterin ihn damals gefragt. Er sei sich da nicht sicher, war Beckers Antwort. Manche Reparaturen würden dann aber deutlich länger dauern, weil sie erst umständlich von der Verwaltung genehmigt werden müssten. „Bei uns Kiezhausmeistern ist das doch so: ruckzuck, erledigt.“
Bis Ende 2022 ist die Finanzierung der Kiezhausmeister gesichert, rund 400.000 Euro im Jahr. Ob es 2023 gelinge, das Projekt angesichts knapper Kassen zu verfestigen, sei unsicher, sagt die Stadträtin. Auch deshalb diese Pressekonferenz, um die Notwendigkeit zu betonen.
Am Ende ist der Zaun mit Maschendraht verkleidet. Vierzehn Hände haben dafür gesorgt, dass die Pingpongbälle nicht mehr auf die Straße flutschen und die Spieler ihnen hinterherlaufen müssen. Anwohner Olaf, Ende 50, täglich an der Tischtennisplatte, sieht glücklich aus. Fast immer seien die Menschen voll des Lobes, erzählt einer der Kiezhausmeister. „Und die Carla ist der Hingucker.“
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