Kenias Rodungsverbot auf der Kippe: Fällen und Neupflanzen
Präsident Ruto will die Wirtschaft ankurbeln und dafür den Schutz der Wälder einschränken. Umweltgruppen warnen vor „verheerenden Folgen“.
Am Tag zuvor hatte Ruto bei einer Baumpflanzaktion in drei Verwaltungsbezirken im Rift Valley teilgenommen. Die Region im südlichen Teil des Rift Valleys war einst berühmt für ihre Holzindustrie, in welcher vor allem junge, weniger gebildete Männer Arbeit als Holzfäller oder Schreiner fanden.
Unter Rutos Vergänger Uhuru Kenyatta war 2018 ein Rodungsverbot in öffentlichen Wäldern verabschiedet worden. Seitdem protestieren Holzfäller und -händler dagegen, weil damit auch Arbeitsplätze verloren gingen. Laut einer Studie des kenianischen Waldforschungsinstituts Kefri sind Kenias Waldbehörde durch das Verbot rund 44.000 Arbeitsplätze und umgerechnet rund 26 Millionen Euro an Einkünften verloren gegangen.
Eine kontrollierte Forstwirtschaft würde in Kenia Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln, ist sich Ruto sicher. Laut Behördenangaben wurden im vergangenen Jahr rund 1,6 Prozent des Bruttosozialprodukts durch die Holzwirtschaft generiert. Das sei ausbaufähig, so Ruto. Der im Juni verabschiedete Haushaltsplan sieht nun eine Importsteuer auf Holz und verarbeitete Holzprodukte vor, denn, so Ruto: „Wir wollen, dass alle Möbel in Kenia selbst produziert werden.“ Dafür müsse es aber auch erlaubt sein, legal Holz zu fällen.
15 Milliarden neue Bäume
Kenias Regierung will als Ausgleich in den kommenden zehn Jahren 15 Milliarden Bäume pflanzen. Ziel sei es, den Baumbestand im Land zu erhöhen. 2022 waren 8,8 Prozent der Landesfläche Wald. Dies soll sich bis 2033 auf über 10 Prozent erhöhen. Der Kontinent sei vom Klimawandel am meisten betroffen, hatte Ruto erst im Mai gesagt. Deshalb müsse Afrika eine globale Führungsrolle bei der Bekämpfung der Erderhitzung einnehmen. Ruto ist Vorsitzender des Komitees afrikanischer Staatschefs für Klimafragen.
Greenpeace Africa warnte vor einem Ende des Rodungsverbots. „Wussten Sie, dass Kenia in weniger als 10 Tagen seine Wälder verlieren könnte?“, twitterte die Umweltorganisation. Rutos „Entscheidung könnte in dieser kritischen Zeit der Klimakrise verheerende Folgen für die Umwelt haben“. Kenianische Umweltschützer*innen forderten in einer Online-Petition, das Holzfällverbot zu erhalten, anstatt dem Profit Vorzug über Menschen und Natur zu geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren