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Keine Rente für schwule WitwerWitwenrente wörtlich verstanden

Gastkommentar von Bernhrad Spring

In der Schweiz gibt es die gleichgeschlechtliche Ehe. Bei der Witwenrente tun sich allerdings große Unterschiede auf.

Homosexuelle Männer können heiraten, aber Witwenrente gibt es nur für Frauen Foto: Manuel Geisser/imago

S eit Ende September dürfen auch Homosexuelle in der Schweiz die Freuden der Ehe erleben. Die gleichgeschlechtliche Heirat wurde eingeführt, das Volk hat per Abstimmung darüber entschieden.

Völlig gleichgestellt sind die Betroffenen aber nicht. Bei der Witwenrente tun sich große Unterschiede auf – zulasten der Männer.

Denn in der Schweiz wird die Witwenrente wörtlich verstanden. Sie steht nur den hinterbliebenen Frauen zu, nicht aber den Witwern. Dieses Versorgungsmodell war bisher einfach nur klassisch-konservativ, weil es davon ausgeht, dass Männer in jedem Fall mehr verdienen als Frauen und auch ungesünder leben und deshalb früher als ihre Gattinnen sterben.

Durch die Ehe für alle wird das herkömmliche Rentenmodell erst recht zu einer sozialen Ungerechtigkeit. Denn in lesbischen Ehen haben beide Gattinnen Anrecht auf diesen Rentenbonus. Hier ist die Hinterbliebene also in jedem Fall abgesichert. Schwule Ehepaare hingegen gehen bei der Witwenrente immer leer aus.

Witwenrente für alle (Männer)

Die Ehe für alle einzuführen, fiel der Schweiz nicht leicht. Zuerst versuchte das Parlament aus Angst vor inneren Streitigkeiten, sie im letzten Vorweihnachtstrubel unmerklich zu legalisieren. Eine Petition erhitzter Gemüter kippte den Beschluss und machte eine Volksabstimmung nötig. Deren Ergebnis zeigt vor allem, dass die Ehe für alle nicht gerade eine Herzensangelegenheit der Schweizer ist. Aber immerhin kam eine Mehrheit zustande.

Und schon ist die Homo-Ehe madig gemacht durch die ungleichen Rentenansprüche. Die ersten helvetischen Hipster grübeln bereits über den nächsten Volksentscheid: Witwenrente für alle (Männer). Die notwendigen 50.000 Unterschriften werden sie aber keinesfalls zusammenkriegen, denn eine Ausweitung der Witwenrente auf die Männer kostet harte Franken. Und wenn dem Schweizer eines heiliger als das traditionelle Familienbild ist, dann sein Überschuss im Staatshaushalt.

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3 Kommentare

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  • "Dieses Versorgungsmodell war bisher einfach nur klassisch-konservativ, weil es davon ausgeht, dass Männer in jedem Fall mehr verdienen als Frauen"

    Klassisch konservativ? Eher klassisch chauvinistisch. Es geht davon aus, das Frauen auf keinen Fall mehr verdienen könnten als Männer und schließt aus, dass Männer, sich um den Haushalt und Kinder, kümmern könnten.

  • Die Schweizer Regierung lässt die Frage der Rechtmäßigkeit der beschränkten Witwer-Rente gerade vor dem EGMR klären.

    www.bluewin.ch/de/...s-egmr-618606.html

    Einen Volksentscheid wird es also, um gleiches Recht für alle zu schaffen, hoffentlich nicht brauchen.

    • @Barbara Falk:

      Danke für den Link, das macht Hoffnung. Und hätte in den Artikel gehört.

      Das ist viel besser als ein Volksentscheid.

      Interessant. wird nämlich, ob der Schweizer Staat, auch nachträglich, noch, die nicht ausgezahlte Rente, blechen müssen wird.