Keine Präsenzpflicht nach den Ferien: In die Schule oder nicht?
Für Berliner SchülerInnen sind ab der kommenden Woche erst einmal Winterferien. Unsere Autoren gehen nach den Ferien trotzdem weiter in die Schule.
A m Montag wurden für Berlins Schulen neue Pandemie-Maßnahmen beschlossen. SchülerInnen können seit Dienstag mit der Einwilligung ihrer Eltern selbst entscheiden, ob sie weiterhin jeden Tag zur Schule gehen. Denn nach den Winterferien ist bis Ende Februar die Präsenzpflicht ausgesetzt. Die Frage ist, ob das wirklich etwas bringt oder nur wieder alle unter Druck setzt. Viele haben Angst davor, wieder zu Hause für die Schule lernen zu müssen. Vor allem die Eltern.
Durch einen so plötzlichen Senatsbeschluss ist eine gute Kommunikation leider nicht möglich gewesen – wodurch nicht nur die SchülerInnen nicht wissen, wie es weitergeht, sondern auch die LehrerInnen, die letztendlich die Lernlücken ausbügeln müssen. Bei uns entsteht so der Eindruck, dass der Senat seine Verantwortung an die Eltern abgeben möchte. An den meisten Schulen wird zwar mehrmals die Woche getestet, aber dadurch ist auch noch keine vollständige Sicherheit garantiert.
Außerdem ist mindestens die Hälfte der Berliner Schulen nicht mit Luftfiltern ausgerüstet. Und bei der anderen Hälfte funktioniert das empfohlene Lüften durch Nachlässigkeit auch nicht mehr: Viele machen es einfach nicht. Und nicht nur das Lüften ist eine Belastung für SchülerInnen und LehrerInnen, auch das ständige Tragen der Maske ist eine Belastung. Dennoch ist das Lernen in der Klasse wesentlich effektiver als zu Hause. Das haben in den letzten zwei Jahren nicht nur die Eltern und SchülerInnen gemerkt, sondern auch die LehrerInnen. Diese wurden durch diese Maßnahmen mal wieder nicht sonderlich beachtet.
Die LehrerInnen werden nämlich wieder unvorbereitet losgeschickt, nicht nur um die Lerngruppen in der Schule zu unterrichten, sondern um zur gleichen Zeit auch noch die Schülerinnen und Schüler zu Hause mit Lernstoff zu versorgen. Dadurch wird der Stress, der auf den LehrerInnen lastet, nur noch größer. Doch trotz allem kann das Homeschooling klappen, wenn es gut organisiert wird.
Dafür müssen sich sowohl LehrerInnen, SchülerInnen als auch Eltern miteinander austauschen. Auch die Schulen brauchen mehr Zeit, um sich für dieses Szenario vorzubereiten und digitale Lernangebote für die zu Hause bleibenden SchülerInnen bereitzustellen. Wir würden aber nach den Ferien weiter zur Schule gehen. Weil wir glauben, dass das Lernen zu Hause eher nicht klappen wird unter den gegebenen Umständen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe