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Coronamaßnahmen an SchulenSchluss mit der Präsenzpflicht

Gastkommentar von Tobias Donald Westphal

Schü­le­r:in­nen fordern mehr politische Aufmerksamkeit in Zeiten der Pandemie. #Wirwerdenlaut protestiert gegen eine in Kauf genommene Durchseuchung.

Während der Pandemie sind Schulstühle oft leer geblieben Foto: Inderlied/Kirchner-Media/imago

W ir Schü­le­r:in­nen sammeln uns unter #WirWerdenLaut für sichere Bildung! Seit zwei Jahren verhält sich meine Generation solidarisch. Monatelang haben wir in Distanz gelernt, haben viele Abstriche hingenommen. Zugunsten vulnerabler Gruppen sind wir in der Priorisierung zurückgetreten. Jetzt werden wir allein gelassen und der Durchseuchung ausgesetzt. Fast fünf Prozent der Berliner Schü­le­r*in­nen sind bereits nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.

Die Inzidenz in der Altersgruppe der 5- bis 17-Jährigen liegt damit bei über 2.500. Die Impfstoffe zeigen sich leider weniger wirksam bei der Omikron-Variante. Viele junge Menschen müssen noch auf die (Booster-)Impfung warten. Da darf Durchseuchung keine Option sein. Vermeintlich milde Verläufe können schnell gefährlich werden, denn auch Kinder und Jugendliche sind vor schweren Verläufen nicht gefeit.

Dazu kommt Long Covid. Aber es kann nie zu spät sein, vorzusorgen und bleibende Schäden an einer ganzen Generation zu verhindern! Zu lange hat die Politik weggesehen und nur über uns statt mit uns geredet. Um einer Ausbreitung in Schulen wirkungsvoll entgegenzutreten, braucht es Luftfilter in jeder Klasse. Der Bund hat dafür bislang etwa 200 Millionen Euro in die Hand genommen. Was nach viel klingt, reicht bei 32.228 allgemeinbildenden Schulen in Deutschland für ernüchternde zwei Geräte pro Einrichtung.

Auch PCR-Pooltests sind unbedingtes Muss. Antigentests decken die meisten Infektionen erst auf, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Das Infektionsgeschehen muss durch kleine Lerngruppen und großzügige Isolierung eingedämmt werden. Schü­le­r*in­nen sollen mit ihren Familien und in Absprache mit Leh­re­r:in­nen entscheiden können, ob ihnen der Präsenzunterricht das Risiko wert ist. Dafür bedarf es einer bundesweiten Aufhebung der Präsenzpflicht unter Einführung einer individuellen Bildungspflicht und Unterstützung für Familien, die diese in der Pandemie besonders brauchen.

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1 Kommentar

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  • Die Emotionen sind verständlich und die Anmerkungen sollten sachlich aufgenommen werden.



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