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Kein Weihnachtsmarkt, aber Stadion vollNicht einfach, aber doch erklärbar

Kommentar von Stefan Alberti

Letztlich muss jeder Veranstalter selbst entscheiden, ob und wie er oder sie die 2G-Möglichkeiten nutzt – und ob sich der Markt dabei noch rechnet.

Auf Weihnachtsmärkten wird es gerade an Glühweinständen eng – in Coronazeiten eher suboptimal Foto: dpa

A m Samstag werden über 22.000 Menschen das Fußballstadion an der Alten Försterei mutmaßlich komplett füllen, sie können den 1. FC Union (mehr) und Hertha (weniger) anfeuern. Das ist völlig legal, denn im Stadion gilt die 2G-Regel, und die befreit im Gegenzug von der Pflicht, Mund und Nase zu bedecken und auf Distanz zu bleiben. Eine Woche später hätten unter denselben 2G-Bedingungen Menschen über den Weihnachtsmarkt auf der Domäne Dahlem schlendern sollen. Der aber ist nun abgesagt, so wie auch der Markt in Rixdorf, und manch anderer Weihnachtsmarkt könnte noch folgen. Das kann schon verwirren: Wieso ist Gewimmel einmal okay, einmal nicht?

Grundsätzlich ist die Antwort einfach: Weil 2G, künftig sogar 2Gplus, nur ein Angebot ist und weil bislang kein Veranstalter von Weihnachtsmärkten gezwungen ist, diese Möglichkeit auch zu nutzen und den Markt tatsächlich stattfinden zu lassen. Wer persönlich meint, dass die Lage zu heikel ist, um Geimpfte und Genesene maskenlos und zeitweise dicht gedrängt auf einem umzäunten Gelände zu wissen, den kann glücklicherweise niemand zwingen. Und wer wie bei der Domäne Dahlem meint, dass sich der Markt – dort sowieso nur wochenends – wegen nötiger Kontrollen, Kosten für Sicherheitspersonal und weniger Ständen nicht rechnet, der braucht sich auch nichts vorwerfen zu lassen.

Alternativlos war die Absage beim Rixdorfer Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz in Neukölln. Der hätte nach Beschluss des Senats mit Maskenpflicht als alleiniger Einschränkung stattfinden können – sie gilt für alle Weihnachtsmärkte, bei denen der Zugang nicht kontrolliert wird.

Doch angesichts der erfahrungsgemäß chronischen Überfüllung des Markts wurde dem Bezirksamt als Veranstalter mulmig – zu Recht. Bei der Enge sind Masken kein umfassender Schutz, und durchsetzen lässt sich in einer solchen Situation das Maskentragen auch nicht. Den Zugang zu kontrollieren und auf 2G zu beschränken, also auf Geimpfte und Genesene, wäre auch nicht gegangen: Am Richardplatz mit seinen gleich acht einmündenden Straßen und vielen Anwohnern ist das nicht machbar.

So lässt sich letztlich jede Entscheidung erklären, sei es eine Absage oder das völlig legale Durchziehen einer Veranstaltung wie beim Fußballderby am Samstag. Was mit Sicherheit bleibt, ist zumindest bei Menschen, die es gern klar und vergleichbar haben, ein Gefühl im Bauch, dass das irgendwie nicht zusammenpasst. Das ist an sich auch okay. Nicht okay aber ist: erst gar nicht nach Erklärungen zu fragen und gleich alle Coronamaßnahmen zu verurteilen. Es ist eben nicht alles einfach und über einen Kamm zu scheren. Das war noch nie so – und das gilt besonders bei Corona.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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3 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Es ist immer das Gleiche. Die Fußballfuzzies bekommen irgendwie immer eine Extrawurst. Warum? Weil da ein Riesengeschäft im Hintergrund steht. Geld oder Leben.



    Hauptsache - die Stimmung ist gut.

  • Irgendwie geht‘s um Solidarität gerade. Da ist es merkwürdig, wenn die einen… und die anderen… DFB… Geschmäckle… Zweierlei Maß

  • Ich bin eher-Mehr-!



    Trotzdem, full house , in der jetzigen Situation, trotz aller G's. Ich weiß nicht?



    Die Zuschauer fahren hin, glühen vor, fahren weg, je nach Spiel noch mehr glühen.



    ... Was mit Sicherheit bleibt, ist zumindest bei Menschen, die es gern klar und vergleichbar haben, ein Gefühl im Bauch, dass das irgendwie nicht zusammenpasst...



    Finde ich auch.