Kein EU-Handelsabkommen mit Australien: Streit um Fleisch und Zucker
Die EU-Verhandlungen mit Australien über ein Handelsabkommen sind überraschend geplatzt. Das bedeutet für beide Seiten ein Problem.
Die schlechte Nachricht kam am Rande eines G7-Handelsministertreffens im japanischen Osaka. Dort hatten die letzten Gespräche stattgefunden. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis sagte, man habe zuvor „gute Fortschritte gemacht“. Brüssel habe ein „wirtschaftlich sinnvolles Angebot für den Zugang zum Agrarmarkt“ vorgelegt. Der australische Landwirtschaftsminister Murray Watt warf Brüssel dagegen fehlende Kompromissbereitschaft vor. „Leider haben wir auf EU-Seite nicht die nötige Bewegung gesehen“, sagte Watt.
Es sei zudem „wenig wahrscheinlich“, dass die Verhandlungen in der laufenden Legislaturperiode wieder aufgenommen würden. Diese endet 2025. Streit gab es vor allem darüber, wie weit die EU ihre Märkte für Lamm- und Rindfleisch sowie für Zucker öffnet. Australien und andere Drittländer werfen der EU immer wieder Protektionismus in der Agrarpolitik vor. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski weist das zurück; er fordert „realistischere Erwartungen“ von Canberra.
Deutschland bemüht um Annäherung
Nun haben beide Seiten ein Problem. Australien hatte auf größere Agrarexporte in die EU gehofft. Die Europäer waren vor allem an Seltenen Erden interessiert, um ihre Abhängigkeit von China zu verringern. Australien gilt als viertgrößter Produzent weltweit, beim für Batterien wichtigen Lithium liegt es sogar auf Platz eins.
Deutschland bemüht sich wie die EU um eine Annäherung. Im April war die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Franziska Brantner, nach Canberra gereist, um die Zusammenarbeit bei Wasserstoff und Rohstoffen zu stärken. Großbritannien hat bereits ein Freihandelsabkommen mit Canberra abgeschlossen. Es ist im Mai in Kraft getreten und soll 99 Prozent aller Zollschranken aufheben. Nun muss die EU ihrem ehemaligen Mitglied hinterherlaufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag