Katastrophe von Fukushima: Opferverbände überreichen Petition
Die Betroffenen der AKW-Havarie fordern, ihre Ansprüche auf Hilfe länger geltend machen zu können. Ein Senator wandte sich damit sogar an den Kaiser.
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TOKIO taz | Am Dienstag überreichten Vertreter der von den Folgen der Fukushima-Katastrophe Betroffenen beiden Häusern des japanischen Parlamentes eine Petition, die unter anderem die Verlängerung der Fristen zur Geltendmachung von Entschädigungsansprüchen fordert. Umweltverbände und Anwälte der Opfer bezeichnen die im kommenden März auslaufende Frist angesichts zu erwartender Spätschäden als völlig unzureichend und hoffen auf eine Verlängerung um weitere 18 Jahre.
Die Petition hat mit fast 80.000 Unterschriften das Quorum, das nötig ist, um eine Beschäftigung in der zuständigen Parlamentskommission zu erzwingen, weit überschritten. Abgeordnete aller Parteien waren bei der formalen Übergabe nach einer Demonstration durch das Tokioter Regierungsviertel anwesend und zeigten sich dem Anliegen der Opferverbände gegenüber aufgeschlossen.
Bereits Ende Oktober hatte der atomenergie-kritische Senator Taro Yamamoto für Aufsehen gesorgt, als er unter Bruch des strengen höfischen Protokolls Kaiser Akihito auf einem Empfang einen Brief mit Informationen zur Lage der Opfer von Fukushima und der Bitte um Unterstützung überreichte. Yamamoto war erst im Juli mit Unterstützung der Sozialisten ins Oberhaus gewählt worden, nachdem er lange als Schauspieler tätig gewesen war.
Da Yamamoto mit seiner direkten Bittschrift an den Kaiser die verfassungsmäßig verankerte, rein repräsentative Rolle des Monarchen in Frage gestellt hat, wird er nicht nur von der regierenden LDP, sondern auch seitens der Opposition scharf kritisiert. Bis auf weiteres ist der Senator von der Teilnahme an Terminen bei Hofe ausgeschlossen.
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