Kasino-Mogul Sheldon Adelson: Ein Typ nach Trumps Geschmack
Pro-Trump, pro-Netanjahu, und verdammt viel Geld zu verteilen: Der US-Multimilliardär Sheldon Adelson ist im Alter von 87 Jahren gestorben.
Wie man weiß, hat es ihnen nichts genutzt. Adelson entschied sich, die Kandidatur Donald Trumps zu unterstützen. Mit 25 Millionen US-Dollar war er 2016 der wichtigste Einzelspender des New Yorker Immobilienunternehmers, dazu kamen fünf Millionen Dollar für die Feierlichkeiten bei Trumps Amtseinführung. Adelson finanzierte auch Trumps Verteidigungsfonds gegen Sonderermittler Robert Mueller und Trumps Wahlkampf im vergangenen Jahr.
Sheldon Adelson ist am Dienstag mit 87 Jahren in seinem Haus in Malibu einem Krebsleiden erlegen. Der rechte Flügel der Republikanischen Partei verliert damit seinen wichtigsten Finanzier.
Auch in Israel mischte sich Adelson in die Politik ein, er unterstützte die Politik Benjamin „Bibi“ Netanjahus durch seine gratis verbreitete Tageszeitung Israel Hayom („Israel heute“), dem meistgelesenen Blatt des Landes. Adelson gründete die Zeitung 2007 als Gegengewicht zu der in seinen Augen linkslastigen Medienlandschaft Israels. Kritiker wie Ex-Premier Ehud Olmert verspotten Israel Hayom als „Bibiton“, hebräisch für „Bibi-Blatt“. Jahrelang kämpfte Adelson für den 2018 erfolgten Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem.
Zwei Millionen Dollar – pro Stunde
Adelson gehörte zeitweise zu den zehn reichsten Menschen des Globus, die Zeitschrift Forbes bezifferte sein Vermögen 2019 auf 35 Milliarden US-Dollar. Dabei war er in ärmlichen Verhältnissen in Boston in einer jüdischen Familie aufgewachsen. Auf dem Schulweg habe er sich mit seinen Fäusten gegen Angriffe irischer Kinder wehren müssen, die ihn als Juden attackieren wollten.
Als Jugendlicher verdiente er Geld mit Süßigkeiten-Automaten. Ende der 1970er-Jahre gründete er die Computermesse Comdex, die in den folgenden zwei Jahrzehnten den Siegeszug der digitalen Wirtschaft vorantrieb. Mit dem Verkauf der Messe 1995 verdiente Adelson 500 Millionen Dollar.
Er lebte in einem 15-Millionen-Dollar-Haus an der Pazifikküste in Malibu und einem palastartigen Anwesen in Las Vegas. Vor allem gehören ihm die beiden größten Casino-Hotels der Erde, das Venetian Macao und das Venetian Las Vegas, letzteres mit 7.000 Zimmern und Suiten und einem Casino mit 11.000 Quadratmetern Fläche.
Die Besucher sollen sich nach Venedig versetzt fühlen, wenn sie aus ihren Suiten auf Kanäle und Gondeln blicken, vor einer Nachbildung des Campanile auf dem Markusplatz stehen oder die Rialtobrücke überqueren. Die Decken der Shopping Center auf dem Hotelgelände sind mit barocken Gemälden verziert. Adelsons Hotels und Casinos samt den Shows und anderen Vergnügungsmöglichkeiten waren so erfolgreich, dass die Umsätze an manchen Tagen zwei Millionen Dollar überstiegen – pro Stunde.
Gegen den Irandeal
In Trump fand Adelson einen Unternehmer mit ähnlicher Lebensphilosophie. 2016 schrieb er in einem Meinungsbeitrag für die Washington Post: Trump „ist ein Kandidat mit der persönlichen Erfahrung eines Unternehmenschefs, geformt durch die Entschlossenheit, sein eigenes Geld zu riskieren. Er verkörpert eine Erfolgsgeschichte und ist ein Beispiel für den amerikanischen Geist der Zielstrebigkeit und Hingabe an die Sache und den Unternehmergeist.“
Er unterstütze Trump, weil die Alternative angsteinflößend sei. Eine Wahl Hillary Clintons sei faktisch eine dritte Amtszeit Obamas – mit Entscheidungen wie dem Nuklearabkommen mit dem Iran. Adelson hielt es für falsch, und der Kampf dagegen sei „für ihn persönlich und andere auf der ganzen Welt ein Anliegen von größter Bedeutung“. Auch Israel bekämpfte das von der Uno und der EU unterstützte Abkommen mit dem Iran mit aller Kraft.
In einem Interview mit Forbes sagte Adelson schon 2012, er sei bereit, bis zu 100 Millionen Dollar zu investieren, um Obamas Wiederwahl zu verhindern. Ein Teil davon floss damals an Organisationen, die den Wahlkampf Newt Gingrichs unterstützten. Gingrich war seit 2010 Sprecher des Repräsentantenhauses und war als Wortführer der Tea Party maßgeblich dafür verantwortlich, dass Obama schon zwei Jahre nach seiner ersten Wahl die Mehrheit im Kongress verlor und auf eine Blockade der Republikaner stieß. Die Tea Party forderte Steuersenkungen und rabiate Einschnitte in Sozialprogramme.
2010 erst hatte der US Supreme Court Adelsons Rolle als Großspender der Republikaner möglich gemacht. In der Entscheidung „Citizens United vs. Federal Election Commision“ waren die Beschränkungen für Spenden von Privatleuten und Unternehmen aufgehoben worden, da auch finanzielle Zuwendungen eine Form der Meinungsäußerung seien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands