Kasai-Konflikt im Kongo: Flüchtlingselend im Diamantengebiet
Zehntausende Menschen fliehen aus Kongos jüngstem Bürgerkriegsgebiet nach Angola. Dort sind die Bedingungen verheerend.
30.000 Kasai-Flüchtlinge sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mittlerweile in Angola gelandet. Es werden täglich mehr, und es gibt auf angolanischer Seite kaum Kapazitäten, um sie zu versorgen. „Die Flüchtlinge leben unter sehr schlechten Bedingungen in überfüllten Aufnahmezentren“, mahnt das katholische Hilfswerk Jesuit Relief Services (JRS). Sie landen in der grenznahen Stadt Dundo, Hauptstadt der Provinz Lunda Norte. 17.000 seien in einem ehemaligen Früchtemarkt am Stadtrand untergebracht, 2.500 in einem ehemaligen Lagerhallenkomplex einer Diamantenfirma. 4.000 seien von Stadtbewohnern aufgenommen worden. Seit der Erstellung der JRS-Übersicht sind weitere gekommen.
Das UNHCR versucht, in Zusammenarbeit mit Angolas Regierung neue Flüchtlingslager weiter weg von der Grenze zu öffnen, aber dann stellt sich das Problem, wie die Leute in dieser kaum erschlossenen Region dort hinkommen.
Die angolanischen Behörden stehen einem Zustrom aus dem Kongo nicht sehr offen gegenüber. Lunda Norte ist Angolas wichtigste Diamantenprovinz und war im Bürgerkrieg der 1990er Jahre eine Hochburg der einst von Apartheid-Südafrika unterstützten Unita-Rebellen; seitdem veranstalten Angolas Sicherheitskräfte regelmäßig Razzien und Massendeportationen, um illegal eingereiste Diamantenschürfer aus dem Kongo wieder außer Landes zu schaffen.
Ein schnelles Ende des Flüchtlingsandrangs ist nicht zu erwarten. Zwar ist der Kasai-Konflikt nach Darstellung der kongolesischen Regierung beigelegt, aber die Rachefeldzüge des Militärs gegen mutmaßliche Rebellenunterstützer gehen weiter. „Jede Woche melden lokale Quellen Dutzende Tote und das Niederbrennen von Häusern, Schulen und Gesundheitseinrichtungen“, heißt es in einem neuen UN-Bericht.
Aufgrund der andauernden Konflikte konnte bislang auch die Neuregistrierung der kongolesischen Wähler nicht in den Kasai-Provinzen durchgeführt werden. Sie soll eigentlich bis Ende Juli abgeschlossen sein, wenn die 2016 verschobenen Wahlen noch dieses Jahr stattfinden sollen.
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