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Kanzlerkandidat der SPDSigmar Gabriel scheint alternativlos

Martin Schulz ist wohl aus dem Rennen. Er wollte seinen Hut nie gegen Gabriel in den Ring werfen. Ob er stattdessen Außenminister wird?

Wer das Rennen macht, ist noch nicht ganz klar Foto: reuters

Berlin taz | Noch lässt sich Sigmar Gabriel nicht in die Karten schauen. Doch die Hinweise verdichten sich, dass der SPD-Chef seine Partei als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl 2017 führen wird. So soll der bislang als Alternative gehandelte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz inzwischen die Hoffnung auf seine Nominierung aufgegeben haben.

Schulz hatte Ende November seinen Wechsel in die Bundespolitik angekündigt. Er wird als heißer Anwärter auf die Nachfolge Frank-Walter Steinmeiers als Außenminister gehandelt. Angesichts der desaströsen Popularitätswerte für Gabriel würden jedoch nicht wenige SozialdemokratInnen auch gern mit Schulz an der Spitze in den Wahlkampf ziehen. Allerdings hat Schulz stets parteiintern klargestellt, nicht gegen Gabriel seinen Hut in den Ring werfen zu wollen und damit einen Mitgliederentscheid zu erzwingen.

Nun scheint Schulz, der mit Gabriel befreundet ist, seine Ambitionen endgültig begraben zu haben. Laut Informationen des Spiegels soll der 61-Jährige bereits vor Weihnachten gegenüber Genossen angedeutet haben, dass er nicht mehr mit der SPD-Kanzlerkandidatur rechne. Schulz wollte die Spiegel-Meldung allerdings weder bestätigen noch dementieren. „Die SPD hat einen Fahrplan, und deshalb äußert sich Martin Schulz nicht zu Spekulationen in der Kanzlerkandidatur-Frage“, ließ er über seinen Sprecher mitteilen.

Auch Vertreter des linken und des rechten Parteiflügels betonten, es bleibe beim vereinbarten Zeitplan. „Entschieden wird – wie immer angekündigt – im Januar“, sagte der parteilinke SPD-Vize Ralf Stegner. „Es gibt eine Beschlusslage, und an die wird sich gehalten“, sagte der Sprecher des Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs.

Nach den SPD-Regularien hat der Parteivorsitzende das Vorschlagsrecht für den Kanzlerkandidaten. Auf einer Klausurtagung Ende Januar will Gabriel dem SPD-Vorstand offiziell seine Entscheidung präsentieren. Allerdings dürfte sie bereits bei einem vertraulichen Treffen der engeren Parteiführung am 10. Januar Thema sein. Denn einiges weist darauf hin, dass sich Gabriel schon entschieden hat, anders als vor vier Jahren diesmal selbst die Kanzlerkandidatur zu übernehmen.

Mehrere SpitzengenossInnen, darunter NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, haben ihn dazu ermutigt. Auch der Seeheimer Kreis votiert für Gabriel: „Ich denke, er ist ein guter Kandidat“, sagte Sprecher Kahrs der taz.

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20 Kommentare

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  • Hannelore Krafts hangover ...

  • Mit Gabriel ist die SPD alternativlos ?

    Lach laut! Dieser Politgroßfunktionär ist der Untergang einer einst ruhmreichen Partei. Mit Gabriel ist die SPD so tief gesunken, dass der Normalo sich beim Bücken nach dem SPD-Eimer das Rückgrat verstaucht.

    Arme SPD !

  • Damit wird man hoffentlich die 20% Grenze unterschreiten. Der Wähler wird die nichtsnutzige Lobbypolitik der SPD abstrafen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @IL WU:

      "nichtsnutzige Lobbypolitik"?

       

      DER Widerspruch an sich.

      Warten Sie mal Gabriels Karriere ab, nach der verlorenen Wahl 2017.

  • 3G
    35751 (Profil gelöscht)

    Irgendwie ist es ja schon bezeichnend, dass weder neben Gabriel noch neben Merkel charismatische Persönlichkeiten gereift sind, die den von beiden Parteien angekündigten Kurswechsel, in Richtung gesellschaftlicher Einbindung der "Fortschrittsverlierer" (Merkel), glaubwürdiger repräsentieren können, als jene, die diese Fehlentwicklung jahrelang angeführt haben. Und vielleicht sollte mal jemand der SPD verklickern, dass die Freude der Seeheimer beim Zurückerobern der eigentlichen Stammwählerschaft kein werbewirksames Signal ist.

  • (...) „Ich denke, er ist ein guter Kandidat“, sagte Sprecher Kahrs (...)

     

    Weil er, Frage, im Seeheimer Kreis und anderen reaktionären Think Tanks mit den Mächtigen kuschelt?

  • Lasciate ogni speranza... Offenbar hat man von den US-Demokraten nichts gelernt und wird sich dann nach der Wahl erneut die Augen reiben..

  • Auch der Seeheimer Kreis votiert für Gabriel:

    „Ich denke, er ist ein guter Kandidat“, sagte Sprecher Kahrs der taz. - & -

     

    Das wird er auch bleiben.

    Onkel Herberts berüchtigter Nelkenstrauß könnte -

    Nicht tödlicher sein.

  • Warum wird mein Login nicht angenommen ???!!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Pink:

      Gute Frage.

      Aber Sie sind drin!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Vielleicht daddelte ich auch zu wild auf die Tasten. Egal.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    2009 hat FWS die SPD zu einem historisch niedrigen Wahlergebnis (23%) geführt, um anschließend mit seinem unverschämten Vorpreschen als Fraktionsführer "Verantwortung zu übernehmen".

     

    Die Frage ist - wie ist 2017 bei SPD die Schmerzgrenze, wo wirkliche Verantwortung (sprich Rücktritt) übernommen werden muss? Ich nehme an, bei der erneuten Regierungsbeteiligung gibt es keine. Aber sonst? Bei der SPD werden wahrscheinlich Umfragen rauf und runter studiert und die Hoffnung, dass es für Schwarz-Grün nicht reicht und Jamaika zu schwierig sein würde, ist wohl noch nicht gestorben. Somit stellt sich die SPD "ministerial" auf.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    In einem guten Jahr wird dann die Rest-SPD mehrere hundert m² Büroräume im Willy-Brandt-Haus zu vermieten haben.

  • Ich melde mich auch freiwillig nicht Bundeskanzler zu werden! Ansonsten rate ich zu Serdar Somuncu... denn er wäre sehr gut...

    • @Neinjetztnicht:

      Hätte auch einen Vorschlag: Horst Schlämmer !

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    ...ein guter Kandidat! Das wird er auch bleiben. Die Union wird schon heute die Böller krachen und den Champagner sprudeln lassen. R R G ist nun vom Tisch, denn mit zusammen knapp über 40% wird das nix...

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @1714 (Profil gelöscht):

      " ... zusammen knapp über 40% ..."

       

      Wenn nicht bis zur Bundestagswahl ein Wunder geschieht, bleibt von den 40% nicht viel übrig. Die SPD verliert momentan sukzessive, die beiden anderen stagnieren bei ca. 10%.

      Noch spannender wird es, wenn rechts der Mitte neue Koalitionen diskutiert werden, und aus der blanken Not heraus mit bisher nicht für möglich gehaltenen "Partnern" geschmiedet werden.

      Da ist noch sehr vieles sehr offen...

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @1714 (Profil gelöscht):

      Wäre mit Schulz aber realistischerweise auch nichts geworden, muss man fairerweise dazusagen.

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @628 (Profil gelöscht):

        Ja, das stimmt. Und ob er eine eher links gerichtete Politik mittragen würde ist auch zu bezweifeln, siehe Ceta und TTIP...

      • @628 (Profil gelöscht):

        Vielleicht zwei, drei Prozent mehr Stimmen. Vielleicht