Kandidatur für Fifa-Präsidentschaft: Platini macht einen Fallrückzieher
Der Präsident der Europäischen Fußball-Union kandidiert nicht als Weltverbandspräsident. Er ist nach dem Fifa-Skandal für acht Jahre gesperrt.
„Ich kann nicht mehr, ich habe weder die Zeit noch die Mittel, die Wahlberechtigten zu sehen, Leute zu treffen, mich mit den anderen (Kandidaten) zu messen“, sagte er L'Équipe. Platini war ebenso wie Blatter am 21. Dezember vergangenen Jahres von der Ethik-Kommission der FIFA für acht Jahre gesperrt worden.
Nur wenn er gegen diese Strafe vor dem Internationalen Sportgerichtshof rechtzeitig erfolgreich wäre, hätte er sich der Wahl am 26. Februar im FIFA-Hauptquartier in Zürich stellen können. „Das Timing ist nicht gut für mich“, sagte Platini AP. „Mir wird nicht die Chance gegeben, das Spiel mitzumachen.“ „Bye bye FIFA“, bye bye FIFA-Präsidentenamt, so Platini.
Im Jahr der Heim-EM in Frankreich vom 10. Juni bis 10. Juli, 32 Jahre nach dem Europameistertitel für den genialen Spielmacher Platini, heißt es nun: Rien ne va plus. Der dubiose Zwei-Millionen-Franken-Deal mit Blatter beendete jegliche Träume, den ebenfalls schwer gestürzten Schweizer im höchsten Fußball-Amt zu beerben.
Er bedauert nichts
Platini und Blatter behaupten, bei dem Geld handele es sich um eine verspätete Honorarzahlung für Platinis Dienste für die FIFA aus den Jahren 1998 bis 2002. „Ich kann nichts bedauern an dieser Geschichte“, betonte Platini noch einmal in dem AP-Interview. Er habe nichts Falsches getan. Er versuche es zu verstehen, meinte der Franzose und deutete eine Intrige an. Womöglich haben jemand nicht gewollt, dass er sich bewerbe.
Die ermittelnde Kammer der Ethikkommission hatte sogar lebenslange Sperren für Platini und Blatter gefordert. Gegen ihre Sperre von acht Jahren können sie vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne und das Schweizer Bundesgericht ziehen. Der CAS hatte einen Einspruch Platinis gegen die zuvor bereits verhangene 90-Tagessperre abgelehnt.
Ein Neuanfang der FIFA, die mitten in ihrem schwersten Korruptionsskandal steckt, wäre mit einem vorbelasteten Platini ohnehin nicht vorstellbar gewesen. Auch wenn dieser in der Zeitung L'Équipe noch einmal betonte, dass nach Blatters Rücktrittsankündigung 150 Verbände ihm ihre Unterstützung zugesagt hatten. Als Favorit für die Neuwahlen gilt derzeit Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa, trotz Vorwürfen der Menschenrechtsverletzungen in Bahrain.
Allerdings schließt Platini nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zum weltweiten Fußball-Chef aufzusteigen. Es gebe keine Altersbegrenzung. „Also komme ich vielleicht in 20 Jahren wieder. Wer weiß?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen