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Kampf um Kanzlerkandidatur der UnionHaseloff lässt Armin Laschet fallen

Reiner Haseloff will den beliebteren Anwärter als Unions-Kanzlerkandidat. Damit unterstützt der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts indirekt Markus Söder.

Zeigt in eine andere Richtung als das CDU-Präsidium: Haseloff ist für Söder als Kanzlerkandidat Foto: Sebastian Willnow/dpa

Berlin rtr | Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff rückt in der Debatte um die Unions-Kanzlerkandidatur indirekt von CDU-Chef Armin Laschet ab. Gegenüber dem „Spiegel“ fordert der CDU-Politiker, die Wahl des Kanzlerkandidaten von Popularitätswerten abhängig zu machen. Damit übernimmt Haseloff, der sich am 6. Juni in Landtagswahlen in dem ostdeutschen Bundesland behaupten muss, die Argumentation von CSU-Chef Markus Söder. Dieser beansprucht die Kanzlerkandidatur mit dem Argument für sich, dass er deutlich bessere Umfragewerte als Laschet habe.

„Leider geht es jetzt nur um die harte Machtfrage: Mit wem haben wir die besten Chancen?“, sagte Haseloff dem „Spiegel“. „Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften.“ Es helfe der Union nichts, wenn jemand „nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht“.

Haseloff ist als Ministerpräsident auch Mitglied im CDU-Präsidium, das sich am Montag einhellig für Laschet ausgesprochen hatte. Er ist damit der erste CDU-Spitzenpolitiker, der von Laschet abrückt. Haseloff sorgt sich um seine Wiederwahlchancen und betonte, dass es für die Wahlkämpfer auch auf den Bundestrend für die Union ankomme.

Söder hatte die Forderungen Laschets und der CDU nach einer schnellen Klärung der K-Frage mit dem Argument zurückgewiesen, dass man mehr Zeit brauche, um in die CDU „hineinzuhorchen“. Die CSU setzt darauf, dass im Laufe der Tage mehr CDU-Spitzenpolitiker Laschet die Unterstützung entziehen. Die Präsidiumsmitglieder Jens Spahn und Silvia Breher hatten am Mittwoch erneut betont, dass ihrer Meinung nach Laschet der bessere Kandidat für die Union sei.

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11 Kommentare

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  • C(S)U



    Strauß, Stoiber, Söder, die ChristSozialen im individuellen Sinkflug nach der Spitzenkandidatur. Seehofer, Scheuer, Schmidt Chr., sozialunierte Spitzenleute als selbsternannte Saubermänner in Ministersesseln.



    Das SOZIALE immer betont unter der christlichen Schutzweste mit blau-weiß alarmtauglich blinkendem Streifenmuster. Sicheres in Sachen "Seuchen"- und Pandemiebekämpfung selbstverständlich stets schuldig geblieben, den Stresstest schon als Shutdown light sozusagen versägt/ versemmelt. Seicht und sanft, wie mit allen Wassern gewaschen, soll durch Sendungen mit und über Söder sukzessive einsickern: Sich selbst stilisieren als Spitzenmann im Säbelrasseln um den Kanzlerinnensessel sei selbstlose Sicherung der Staatsstabilität.



    Söder sediert ("södiert") das Volk durch salbungsvolle Sentenzen pseudoseriösen Sendungsbewusstseins aus dem südlichen Staatskanzlei-Chefsessel, ein Schachzug der Sorte subtile Schleichwerbung. Suspekte Seehofer'sche Sachverhalte und bescheuerte Skandale wegen sehr sachunkundiger, sündhaft teurer Selbstsicherheit: Stiekum sanktionslos versenkt. SOZIALES salomonisch serviert als Solution: Der VERZICHT. Man mag es mögen oder nicht, ein Beitrag mit M wie Merkel mutet mich machbar an. Was merkt sie im Machtkampf noch?

  • Der eloquente ZDF-Moderator ML in abendlicher Höchstform, zwar nicht moderat, sondern penetrant, nachbohrend mit dem ätzenden Finger in der frischen offenen Wunde. Ein(e) LANZ(e) aus Südtirol, in der Spitze der telegenen Talk-Formate, wo Gäste wie auf Anklagebänken platziert & seziert bzw. gegrillt werden können, wenn die Methode Kreuzverhör im Solo-Fornat den Zuschauer in den Bann der spitzfindig ausgefeilten Fragen zieht.



    "Dusselige DELEGITIMIERENDE DEMONTAGE, Angst schüren, Regeln neu erfinden", das ist nicht etwa Kritik an Markus Lanz, sondern der Status Quo der Union. Zur Causa Laschet: Bei Lanz den Lackmustest bestanden. LOYAL, lästigen oder linkischen Anwürfen lustig oder lächelnd gewachsen im rheinländischen Humor. Last LOST seine präsidiale Entourage? Larmoyantes Lavieren und Labern ist legere Leichtgewicht-Petitesse. Logisch war der Vorsitzende Laschet als LEADER legitimiert zum lizensierten präliminären Probesitzen im Kanzlerinnensessel, jetzt aber für zu leicht befunden. Loneliness, LOSER im Durchmarsch nach Berlin? Laue Hauptstadt- Luft löst Höhenflug von Leichtgewichten in Sachsen-Anhalt aus, Angst unter den Flügeln.* Von unten und hinten In Position liegend: Der Long Distance Runner Laschet, LOL war gestern.



    Söder fängt mit "S" an, bald geht's weiter mit Soll, Sorgen, Schmäh und Scheuer. Vorlage Freitag: Welke/ Böhmermann. Bock & Becks? Wohl zu(!) harmonisch.



    *Ikarus Haseloff

  • 2G
    21659 (Profil gelöscht)

    Es ist natürlich logisch, dass eine Partei den Kandidaten oder die Kandidatin mit den besten Erfolgschancen nominiert. Da kann es doch keine Frage sein, wer für die Union antritt. Das gefällt Laschet, einigen in der Union, vielen Lesern hier und nach meinem Eindruck auch vielen Journalisten nicht. Unverständnis macht sich breit. Zudem kommt die Art von Söder, der als Chef der kleineren Partei eigentlich auch kaum eine Chance hat, meist nicht gut an. Er kann aber jetzt nur so die Kandidatur erringen.

    Es ist beim besten Willen nicht gut argumentativ erklärbar, dass Laschet so sehr darauf besteht anzutreten. Waren ihm die Umfragewerte und die Stimmung in der Basis nicht bekannt? Reicht die Zustimmung der CDU-Spitze? Die vor allem ihren neuen Vorsitzenden nicht gleich beschädigen will, der die Situation der Partei wichtiger ist als das Land. Denn nach Verständnis der Union und meist auch der meisten Wähler ist es für Deutschland gut, wenn die Union das Land führt.

    Selbst der "Rebell" Merz, der von Laschet eigentlich nicht viel halten kann, unterstützt nun das Establishment, das er zuvor beim Wettstreit mit Laschet um den Vorsitz so kritisiert hatte. Zudem hätte die CDU als größere Schwester nach der jetzt zur Schau gestellten Machtdemonstrstion nahezu ausschließlich das Zugriffsrecht. Und die CSU macht da in Bayern engagiert Wahlkampf und soll wie bestellt viele Sitze holen? Bisher stellte die CSU bei 2 von 19 Wahlen den Kandidaten, ein weiteres Mal ginge nicht?

    Zudem ist die Bilanz in NRW, bspw. in der Schulpolitik, schlecht. Betont wird jedoch immer wie harmonisch er mit einer Stimme Mehrheit Schwarz-Gelb moderiert. Das Wahlvolk ihn NRW honoriert dies offensichtlich nicht. Gute Politik für die Bevölkerung ist wichtiger als Harmonie in der Koalition.

    Die Union kann ernsthaft nur Söder als Kanzlerkandidat aufstellen und dann Laschet als CDU-Chef stabilisieren und stützen. Und sich fürs nächste Mal ein besseres Procedere überlegen.

    • @21659 (Profil gelöscht):

      wer heute Lanz gesehen hat, der kann Ihnen in Hinblick auf "(...)auch vielen Journalisten nicht(:::)" nur laut zustimmen.



      In Abwesenheit von Söder teilt Lanz kräftig aus, wenn er mit ihm spricht, zieht er reihenweise den Schw...ein - und wird von Söder vorgeführt.



      Scheint wohl die Rache der Journalisten zu sein, die bei Söder mit ihren Vorurteilen gegen-, und Attacken auf ihn nicht so durchkommen, wie bei anderen.



      Billigst.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Tom_Muc:

        Ich hab es gesehen. Ich mag Lanz eigentlich ganz gerne. Man merkt, wenn ihn ein Thema umtreibt, er wird dann hibbelig und engagiert.

        Gestern war das Ziel aber wohl dem vermeintlichen Skandal die Bühne zu bereiten. Er fragte bei Frau Leikert (?) so lange nach, bis die nicht mehr moderat bleiben konnte. Ramsauer hat es dann mit dem Scheunentor bei der CDU gut auf den Punkt gebracht.

        Nach journalistischen Maßstäben war die Sendung nicht ausgewogen und insofern ein Spiegelbild der meisten aktuellen Debatten. Sie war aber kurzweilig und lebendig. Und klar ist es spannender, wenn die Kanzler-Union uneins ist, als über die Grünen zu reden, die ganz old school CDU-mäßig zu zweit ausbaldowern, wer denn die Kandidatin;-) wird.

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    Naja, diese Schwalbe hat nicht das Zeug zur Blutgrätsche.

  • Aus meiner Sicht ist die Union eine derart professionell geölte Machtmaschine, dass sie es am Ende vermeiden wird, den internen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur derart eskalieren zu lassen, dass es ihre Wahlchancen tatsächlich schmälern könnte ... eher wird sie einen ohnehin schon beschädigten Parteivorsitzenden Laschet eiskalt abservieren, aber erst dann, wenn der Wahlsieg (mit Söder) in die Scheuer gefahren ist oder - wenn es ganz schlecht für die Union laufen sollte - sie im Herbst in die Opposition muss.



    Für den Fall braucht sie einen scharfen rechtskonservativ-wirtschaftsliberalen Polarisierer an der Spitze, der ausreichend Chuzpe aufweist, um perspektivisch ein mehrheitsfähiges bürgerliches Mitte-Rechts-Bündnis unter Einschluss der AfD zu schmieden.



    Das ist ja jetzt schon der feuchte Traum der Ost-CDU und wer weiß, einem MP Haseloff ist durchaus zuzutrauen, über das Laschet/Söder-Setting hinauszudenken ... nicht dass er selber Ambitionen hätte, aber im Hintergrund lauert ja noch ein gewisser Friedrich Merz.



    Jedenfalls habe ich den immer bieder-moderat erscheinenden Herrn Haseloff so kennengelernt, dass er alle Register ziehen wird, um seine persönliche Macht und die seiner CDU in Sachsen-Snhalt zu verteidigen ... dafür lässt er auch die ungeliebten Regierungspartner SPD und Grüne fallen, wenn es notwendig erscheint.

  • Wenn ich die CDU/CSU wäre würde ich den populäreren nehmen. Zumindest wenn man das Ziel hat die Wahl zu gewinnen. Da es bis jetzt noch nie einen CSU Kanzler gab wäre es doch mal an der Zeit. Die CSU ist ja in Union mit der CDU und kein klassischer Juniorpartner wie FDP, SPD, etc.

  • Ist eigentlich normal, dass man mit dem besten Pferd das Rennen machen will, oder? Sinnbildlich gesprochen.

    • @Jossi Blum:

      Nicht wenn man z.B. Jogi Löw oder Angela Merkel heisst.

    • @Jossi Blum:

      Eigentlich normal, da haben Sie recht ... für mich persönlich aber uninteressant, um es mal mit Spitz & Spitz aus den Mitternachtsspitzen zu formulieren.



      Interessant für mich hingegen die Frage, ob Söder im Vergleich zu Laschet (wo er offenbar an der CDU-Basis entsprechend bessere Symphatiewerte einfährt) im Bundestagswahlkampf ein insofern stärkeres Polarisierungspotential mitbringt, um im Herbst dann die Union in die Opposition zu führen ... wäre das tatsächlich der Fall, wäre ich sehr für Söder.



      Allerdings wurden Bayern (Strauß, Stoiber) bisher nur dann ins Rennen geschickt, wenn sie gegen starke SPD-Amtsinhaber (Schmidt, Schröder) antreten mussten und die Erfolgschancen der Union sowieso nahezu gegen Null tendierten ... insofern sind die Ausgangsvoraussetzungen diesmal andere, zumal nicht die SPD, wohl aber die Grünen der CDU/CSU den Rang ablaufen könnten.



      Es bleibt also spannend, da aus meiner Sicht seit kurzem wieder offen ist, ob es wirklich auf Schwarz/Grün hinauslaufen wird.