Kampf gegen Ebola: Schutz gegen den Virus entwickelt
Der Impfstoff könnte ab 2017 in den USA und Europa zugelassen werden. Er soll binnen weniger Tage wirken. Noch ist unklar, wie lange sein Schutz anhält.
Nach Angaben Kienys will der Hersteller, die US-Firma Merck, bis Ende 2017 eine Zulassung für die Ebola-Impfung in den USA und in Europa erhalten. Bis dahin sollen 300.000 Dosen für mögliche Epidemien bereitgestellt werden. Die globale Impfallianz Gavi hat dafür bereits fünf Millionen US-Dollar bewilligt. Der Impfstoff, der mit wissenschaftlichem Namen rVSV-ZEBOV heißt, wirkt offenbar binnen weniger Tage und kann auch bei Kindern über sechs Jahre ohne Bedenken eingesetzt werden.
Den Angaben zufolge waren während der Ebola-Epidemie in Guinea 2015 mehr als 5.800 Menschen, die in Kontakt mit Infizierten waren, geimpft worden. Nach einer Inkubationszeit von zehn Tagen sei niemand von ihnen an Ebola erkrankt, während in einer ähnlich großen Kontrollgruppe 23 Fälle registriert worden seien, sagte die WHO-Expertin. Noch unklar sei dagegen, wie lange der Impfschutz gegen Ebola anhält. Bei 80 der 5.800 Geimpften seien schwere Nebenwirkungen festgestellt worden, die jedoch erfolgreich behandelt werden konnten.
Bei dem Test handelt es sich um den ersten Feldversuch der finalen Phase 3, der in Westafrika für einen Ebola-Impfstoff vorgenommen wurde. Der Zeitpunkt der Studie zwischen März 2015 und Januar 2016 fällt mit der bislang schwersten Ebola-Epidemie zusammen, bei der zwischen 2014 und 2016 mehr als 11.300 Menschen in Liberia, Sierra Leone und Guinea ums Leben kamen. Die Wissenschaftler hatten Verwandte und andere Kontaktpersonen von Ebola-Opfern identifiziert, die in die Studie einbezogen wurden. Auf ähnliche Weise war der Impfstoff gegen Pocken gefunden worden.
Kieny sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass ein russischer Impfstoff gegen Ebola trotz einer Zulassung in Russland keine nachgewiesene Schutzwirkung beim Menschen habe. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Januar erklärt, über einen „hoch effektiven“ Impfstoff zu verfügen. Der einzige klinische Test, der einen effektiven Schutz gegen Ebola beim Menschen nachgewiesen habe, sei die an diesem Freitag im medizinischen Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte Studie, sagte Kieny. Die WHO hatte dabei die Führung übernommen, nachdem keine andere Institution sich dazu bereiterklärt hatte.
Ebola ist eine Viruserkrankung, die 1976 erstmals im heutigen Kongo identifiziert wurde. Das hämorrhagische Fieber ist hoch infektiös und verbreitet sich über Körperflüssigkeiten. Die Überlebenschancen gelten als gering, zumal sich die meisten Ausbrüche bislang in entlegenen Regionen ohne adäquate gesundheitliche Einrichtungen ereignet haben. Ein Medikament gegen Ebola gibt es nicht. Verwandt mit Ebola ist das Marburg-Virus, das aus Afrika stammt, aber erstmals 1967 bei Laborangestellten an der Universität in Hessen festgestellt worden war.
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