piwik no script img

Kampagne für Klimaneutralität bis 2035Promis for future

Von Rocko Schamoni über Carolin Kebekus bis Raul Krauthausen: Die Promis der Inititive German Zero wollen Deutschland klimaneutral machen.

Ganz vorn mit dabei: Inklusions-Aktivist Raul Krauthausen setzt sich für besseren Klimaschutz ein Foto: dpa

Berlin taz | Tatort-Darstellerin Christine Urspruch wartet nicht mehr. Comedian Carolin Kebekus auch nicht, genausowenig wie der Fußballer André Schürrle, der Musiker Jan Delay, Youtuber Rezo und der Moderator Joko Winterscheidt. Das sagen die Promis jedenfalls in einem Video der Klimaschutz-Kampagne German Zero, in dem sie gemeinsam mit etwa 50 anderen mehr oder minder bekannten Menschen einen Appell verlesen.

„Wir schreiben selber das Gesetz, ein Klimaschutzgesetz“ erklärt der Menschenrechtsaktivist Raul Krauthausen in dem Video. „So eins, was längst da sein müsste“, schließt der Künstler Rocko Schamoni an. „Damit Deutschland einhält, was es vor fünf Jahren auf dem Klimagipfel in Paris der Welt schon längst versprochen hat“, heißt es dann von dem Klimawissenschaftler Mojib Latif.

German Zero ist die Initiative des gleichnamigen Vereins, der sich Großes vorgenommen hat: Deutschland in den nächsten zehn bis 15 Jahren klimaneutral machen. Die Grundzüge für einen effektiven Gegenentwurf zum Klimapaket der Bundesregierung gibt es schon. Ein Kreis von Politik- und Umweltexpert:innen um Heinrich Stößenreuther hat sie erarbeitet. Der Klimaschützer hat German Zero mitgegründet und ist zuletzt besonders als Initiator des erfolgreichen Berliner Fahrrad-Volksentscheids bekannt geworden.

Drastischer Wandel in allen Sektoren

German Zero wünscht sich Zahlungen für Klimaschutz im Ausland, um Deutschlands Rückstand in Sachen CO2-Minderung auszugleichen, aber auch einen drastischen Wandel in allen deutschen Wirtschaftssektoren: Unter anderem will der Verein einen deutlich höheren CO2-Preis als den aktuell geplanten durchsetzen, die Energiewende massiv vorantreiben, den Kohleausstieg spätestens 2030 absolviert sehen und ab dem selben Jahr den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten.

Der Aufruf der Promis, sich für German Zero einzusetzen, soll nun den Bundestagswahlkampf vorbereiten. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Wahltermin ist zwar planmäßig erst im September 2021, das bedeutet aber, dass die Parteien jetzt langsam über ihren Wahlprogrammen brüten. Und in die will es German Zero hineinschaffen – damit die nächste Bundesregierung den Plan umsetzt.

Wie wahrscheinlich das ist? Dass das Unterfangen zumindest ambitioniert ist, ist auch German Zero klar. Der Verein will deshalb darauf setzen, jetzt möglichst viele Bürger:innen für sich zu gewinnen, die entweder für die politische Arbeit spenden oder selbst aktiv werden.

„Wir brauchen Freiwillige, die mitmachen, die die Idee in die Welt tragen, die Bündnisse organisieren, Demos, Konzerte, egal – alles, was nützt“, sagt Schauspieler Bjarne Mädel im Kampagnen-Video. Und seine Berufsgenossin Pheline Roggan ergänzt: „die ihren Bundestagsabgeordneten schreiben, die mit ihnen reden und sie überzeugen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "German Zero" Schau ich mir die Prominenten an muß ich zugeben, der Name ist gut gewählt. Da haben sich wirklich die Nullen versammelt.

  • Die 101. Initiative, ausgerechnet von Promis. Der Zeitpunkt ist schlecht gewählt, wen interessiert noch FfF?

  • 7G
    78110 (Profil gelöscht)

    Ich warte bereits auf die ersten Kommentare, die sich entweder aufgrund der Überheblichkeit oder Unmöglichkeit der Forderungen, der Sonderstellung Prominenter und ihrem Eigennutz oder der vermuteten Unabwendbarkeit der Apokalypse ereifern und die Töne des Abgesangs anschlagen. Macht's Spaß? Mir wenigstens nicht, vielleicht geht es anderen Leser*innen der Kommentarspalten ja ähnlich.



    Ich freue mich über unterschiedliche Formen des (natürlich nie widerspruchsfreien) Engagements und den hoffentlichen Anstoß, den solche Aktionen haben. Helfen wir doch einfach mit, diese zu verbessern statt endlos defätistisch rumzunörgeln. Danke an Sie alle!

    • @78110 (Profil gelöscht):

      Dann will ich ihnen mal den Gefallen tun.



      Promis die im zwangsfinanzierten ÖR oder im werbefinanzierten Free---TV ein gutes Auskommen finden, sind für mich keine Vorbilder in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.

      • @APO Pluto:

        waeren in Ihrer Sichtweise " Promis die im Pay-TV ein gutes Auskommen finden,eher Vorbilder in Sachen Umwelt- und Klimaschutz"?



        Ist der Promi ein Vorbild, wenn er oder sie sich fuer eine Sache einsetzt, oder muss auch ein vorbildliches oder aussergewoehliches Verhalten dazukommen?

        • @meerwind7:

          Eher ja, weil sie dann nicht ein System unterstützen würden, welche davon lebt, den Konsumwahn am Laufen zu halten.



          Sie müssten sich zusätzlich dem Wettbewerb stellen, die Medienlandschaft würde kleiner ich ich würde nur schauen und bezahlen, von dem ich annehmen könnte, dass das Engagement für Klima und Umweltschutz ehrlich gemeint ist. Siehe Kommentar von 08.20 Uhr.

      • 7G
        78110 (Profil gelöscht)
        @APO Pluto:

        Nicht, dass ich Ihnen keine vernünftige Argumentation zutraue, aber in dem Satz fehlt eine Prämisse zur Schlussfolgerung. Wenn schon, dann doch bitte richtig. Wo ist die alles disqualifizierende Verbindung?



        Ihre Wortwahl der "Zwangsfinanzierungen" stellt Sie allerdings ungünstig in Gesellschaft, in der formale Schlüssigkeit manchmal wenig stark ausgeprägt ist. Zeigen Sie mir gerne, dass ich mich hier irre.

        • @78110 (Profil gelöscht):

          Dann will ich das in Kürze tun. Bis zur Einführung des werbefinanzierten Free-TV 1985 konnte ich das ÖR zu jeder Zeit abmelden, wenn mir das Programm nicht gepasst hat. Ab 1985 konnte ich das zwar auch noch, dann war es aber auch vorbei mit dem Free-TV. Diese Kopplung fand ich schon damals verheerend. Durch den zusätzlichen Wettbewerber und die überwiegend unterschiedlichen Einnahmequellen schossen in den letzten Jahrzehnten die Einnahmen für die Schaumschläger im Mediengewerbe (Sportler, Künstler etc.) in ungeahnte Höhen. Milliarden wurden durch Werbung eingenommen und umverteilt, gleichzeitig wurde durch Werbung der Konsumwahn forciert. Was mir in Zeiten von Klimaveränderung- und Umweltverschmutzung der reinste Wahnsinn scheint. Die ganze werbefinanzierte Medienlandschaft ist überdimensioniert worden, weil man hier enorme Geldsummen an einige Wenige verschieben kann. Verschieben deshalb, weil spätestens mit Einführung der Haushaltsabgabe der ÖR im Jahr 2013 dem Bürger sein Selbstbestimmungsrecht endgültig genommen wurde. Das halte ich mit unserer Verfassung nicht vereinbar, egal was das BVG dazu entschieden hat. Ich bin schon gegen das duale Fernsehsystem gewesen, da gab es noch keine AfD. Soviel als Antwort auf ihre Anspielung. Wer in diesem Konsumwahnförderungs- und Geldumverteilungssystem (von unten nach oben) sein Einkommen erzielt, muss mir nichts von Klima- und Umweltschutz erzählen, die sollen ihre Rolle in dem Spiel mal hinterfragen. Hier wird geistige Umweltverschmutzung en masse zelebriert. Ich meiner Zukunftsversion von einer anderen, besseren Welt entscheidet und bezahlt jeder Bürger selbst, was er konsumiert. Er übernimmt Verantwortung.



          PS: Sie sehen, es geht mir eigentlich mehr ums Free-TV.

    • @78110 (Profil gelöscht):

      Ok. Dann kommt der Kommentar.

      Der Anstoss ist löblich. Aber im Endeffekt geht es um Reduktion. Da könnten Promis oder die die sich dafür halten, dann widerspruchsfrei anfangen. Muss es wirklich an 200 Tagen im Jahr in jeweils einer anderen Stadt einen Auftritt geben? Vielleicht ist weniger mehr. Insofern würden konkrete Aussagen von Einzelnen dem Anliegen helfen. Sonst bleibt es auf der bekannten Ebene: viele bejahen übergeordnete Massnahmen, nur keiner möchte es für sich umsetzen.

      Da es hier um den ausdrücklichen Bezug zu Promis geht, darf man die auch entsprechend hinterfragen. Es ist kein allgemeiner Artikel über Forderungen zum Klimaschutz.

      • 7G
        78110 (Profil gelöscht)
        @fly:

        Danke für Ihre Bemühung, aber Ihnen ist doch sicher gewahr, dass ich einen anderen Schlag an Kommentaren meinte. ,-)



        Allerdings müssen Sie mir doch vielleicht noch ein wenig nachhelfen: Worauf bzw. auf wen beziehen Sie sich mit der Zahl von 200 Auftritten? Im Text wird ja eine Vielzahl von Personen genannt, von denen manche wohl eher über Funk und Internet Verbreitung finden, als über Bühnen mit Tourbus und Kurzstreckenflügen. Nicht, dass Sie nicht grundsätzlich einen wichtigen Punkt ansprechen, aber eine aus der Luft gegriffene Zahl hilft hier wenig. Und wenn Menschen zu Carolin Kebekus' Aufzeichnung oder Jan Delay's Konzert mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, ist das womöglich noch nicht die klimaschädlichste aller Freizeitgestaltungen.