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Kai TrumpTrumpismus-Influencerin für die Generation Z

Die 17-jährige Kai Trump inszeniert ihren Großvater Donald auf Youtube, Tiktok und Instagram als lieben Opa und engagierten Präsidenten.

Mag die Öffentlichkeit, digital und auf der Bühne: Kai Trump nach einer Rede bei der Republican Convention im Juli 2024 Foto: Tan­nen Maury/UPI/imago

Kais Stimme klingt voller hoffnungsvoller Erwartung: „Ich bin bereit, heute Nacht zu feiern […]. Hoffentlich gewinnt er […].“ Kurz erklingt die Melodie des Songs „Gimme Gimme Gimme“ von ABBA. Cut.

Als nächstes ist Kai in ihrem Zuhause in Florida zu sehen, sie wird von einer Hair- und Make-up-Artistin zurechtgemacht und begrüßt die Zu­schaue­r:in­nen zu ihrem neuen Video. Ein Mann, der nicht weiter vorgestellt wird, filmt. „Welches Kleid soll ich anziehen?“, fragt sie ihn ein wenig später.

Kai ist in den USA geboren und aufgewachsen. Sie geht in Florida zur Schule und hat vier jüngere Geschwister. Neben der Schule und ihrem Hobby, dem Golfen, betreibt sie einen Youtube-Kanal. Mehr als 550.000 Menschen folgen ihr dort. Auch auf Instagram und Tiktok ist sie aktiv und postet regelmäßig Einblicke vom Golfplatz. Kai könnte ein ganz normales 17-jähriges Mädchen sein. Doch dem ist nicht so – denn sie trägt den Nachnamen Trump. Seit über einem Monat teilt die Enkelin von Donald Trump, Tochter von Donald Trump Jr. und Ex-Frau Vanessa Haydon, ihr Leben im Internet.

Den ersten öffentlichen Auftritt hatte die 17-Jährige im Juli dieses Jahres auf dem Parteitag der Republikaner, wo sie eine Rede hielt. Sie stellte Trump dort nicht als polarisierenden und provokativen Politiker dar, sondern als lieben Großvater von nebenan, der ihr und den anderen Enkeln Süßigkeiten und Limonade gibt, wenn die Eltern nicht hinschauen. Sie sagt, dass sie eine Seite ihres Opas zeigen möchte, die Menschen nicht so oft sehen. Und damit: Willkommen im Leben von Kai Trump und willkommen zu exklusiven Einblicken in die Wahlnacht am 5. November.

Vergoldete Stühle und Flatscreens in Mar-a-Lago

Sobald Kai fertig gestylt ist, geht es nach Mar-a-Lago, zur luxuriösen Privatresidenz von Donald Trump. Dort angekommen, versammelt sich die Familie um vier große Flatscreens. Erstaunlicherweise läuft nicht nur der parteiloyale Sender der Republikaner, Fox News, sondern auch CNN und NBC News.

Die Stimmung im Raum wirkt angespannt, es wird sich nur leise unterhalten. Vergoldete Stühle und große Sofas stehen vor imposanten Wandgemälden. Donald Trump sitzt etwas abseits, weiter hinten im Raum. Ebenfalls mit im Bild: Kai und ihre Eltern, ihre Geschwister und Barron Trump, der jüngste Sohn Donald Trumps. Melania Trump, die Ehefrau von Donald Trump und Mutter des gemeinsamen Sohnes, hat wohl keine Lust auf ihre Familie und ist nicht zu ­sehen.

Auch später bei den Aufnahmen für ein Familienfoto ist Melania nicht dabei. Doch ein Ersatz scheint bereits gefunden. Trump entgegnet dem Fotografen: „Ihr müsst Elon mit seinem Jungen erwischen. Wunderschöner, perfekter Junge.“ Musk lässt sich nicht zweimal bitten und posiert so mit seinem Sohn X Æ A-12 gemeinsam mit der Familie vor einem goldenen Gemälde. Im Hintergrund sind prunkvolle Lampen sowie goldene Vorhänge und eindrucksvoller Wandschmuck zu erkennen.

Die Fotosession ist vorbei und es geht weiter zum Convention Center. Kai stellt ihre Freundin Ema vor, die anscheinend eine Obsession für Nutella hat. „Nutella, bitte sponsere uns.“ Kai sagt noch in die Kamera, dass ihr Opa wahrscheinlich gewinnt und die Familie sich jetzt mit Vizepräsident J. D Vance trifft. Der Vlog endet abrupt.

Einige Tage später sitzt die Enkelin des designierten 49. Präsidenten der USA sichtlich erleichtert in ihrem Auto auf einem Parkplatz und lässt die Nacht Revue passieren. „Er macht nichts anderes als arbeiten, und es ist wirklich motivierend, das jeden einzelnen Tag zu sehen und ein Vorbild zu haben […]. Die Wahlnacht war für unsere ganze Familie etwas ganz Besonderes, weil wir wirklich bis zum Schluss gekämpft haben. Es war das letzte Mal, dass er kandidiert hat […]. Er könnte sein ganzes Leben nur Golf spielen und in Mar-a-Lago leben, aber er kämpft für dieses Land. Er hat eine Vision, die er verfolgt, und er wird einen tollen Job machen, und er möchte das Beste für das Land.“

Der harmlose Opa und das Beste für die USA

Das Video ist vorbei und die Zu­schaue­r:in­nen bleiben mit dem Gefühl zurück, dass der harmlose Opa wirklich das Beste für alle Ame­ri­ka­ne­r:in­nen möchte. Die Strategie, Trump als liebevollen Großvater und Familienmenschen zu präsentieren, gelingt geschickt, indem sie Kai als fürsorgliche und loyale Enkelin inszenieren, die der Welt zeigen möchte, wie hart ihr Opa jeden Tag aufs Neue für Amerika kämpft.

Donald Trumps unzählige Strafverfahren, seine Verbreitung von Verschwörungstheorien und Fake News sowie die Hasstiraden gegen die Demokraten sind ausgeblendet. In den vergangenen zehn Minuten existierte nur Kai als bodenständige, freundliche, junge Frau, die einen harmonischen Gegenpol zu ihrem Großvater bietet und es mit einer Leichtigkeit schafft, eine absurde Nähe zur Familie Trump herzustellen.

Auch nach der Wahl geht die Werbesendung weiter. Neben Golfvideos postet Kai einen Vlog mit Trump und Musk zusammen in Texas, wo sie sich gemeinsam den Start einer „Starship“-Rakete anschauen. Die Bemerkung Kais in der Wahlnacht, dass dies Trumps letzte Kandidatur sei, gibt mir immerhin einen Hauch von Hoffnung. Und so hallt die Melodie von ABBA weiterhin in meinem Kopf, während ich leise vor mich hin singe:

„Gimme, gimme, gimme a man after midnight Won’t somebody help me chase the shadows away?“

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7 Kommentare

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  • das habe ich auch gesehen und mir gedacht, was für ein genialer Schachzug. Der Mann ist einfach mit allen Wassern gewaschen..wie der die Konkurrenz ausschaltet, ausgeschaltet hat. MIt dieser ganzen Hypothek? Das geht nur mit viel Hilfe..und wenn dann genau der Typus Frau der sonst vor ihm nicht sicher ist, romantische Opageschichten erzählt? Dann radiert das im Kopf natürlich alles aus..hust!

  • Dass sie so viele Follower hat, ist ja nicht schwer verständlich, nur, was hat das (und alles andere) mit dem Anliegen der TAZ zu tun? Dass Chrupalla, wenn es stimmt, die Bundesregierung auffordert, das mörderische Regime in Moskau als Ukrainesieger anzuerkennen, ist ja wohl tausend mal wichtiger und ureigenstes Themenfeld der TAZ.

  • Ich bin inzwischen fest davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Amis dauerhaft Opiode konsumiert, um das auszuhalten (bzw zu ermöglichen)



    Schade um dieses wundervolle Land.

  • Immerhin ist ihr Gesicht noch nicht so Botox-verunstaltet wie die des restlichen Clans. Ansonsten: no comment. :/

  • Fast jedes Monster der Geschichte war nicht immer böse oder hatte eine nette Seite bzw. war freundlich zu einer besonderen Klientel. Der Schnauzbartträger aus Ösiland liebte Tiere und sicherlich auch seine Eva. Kinder von KZ-Leitern beschreiben ihren Vater als liebevoll und nett...auch wenn der gerade 300 Menschen erschossen hatte. Der Bias ist da. Wenn man nicht der ist, der unter dem Tyrannen leidet, mag man ihn ja irgendwie....

  • Es ist deswegen seine letzte Kandidatur, weil er sich in vier Jahren, so er noch in guter körperlich-geistiger Verfassung sein wird, einfach weigern wird abzutreten. Bis dahin hat er dann die amerikanischen Institutionen soweit runtergerockt, dass alle verbliebenen Richter und Abgeordnete seiner Gnaden ihm willfährig jeden Wunsch erfüllen werden.

  • Was ist daran nun bodenständig? Wer das bis zum Ende schaut begeht doch fast schon freiwilligen Realitätsverlust