Kämpfe in Gaza: Israel will Offensive ausweiten
Israels Militär zieht weitere Reservisten ein, um seine Angriffe im Gazastreifen auszuweiten. Die USA liefern zur Unterstützung neues Kriegsmaterial.
JERUSALEM ap/dpa/afp | Das israelische Militär mobilisiert für den Gaza-Krieg 16.000 weitere Reservisten. Das kündigten die Streitkräfte am Donnerstag an. Der Schritt gibt ihnen die Fähigkeit, ihre seit mehr als drei Wochen andauernde Offensive gegen islamische Militante im Gazastreifen massiv auszuweiten. Insgesamt wurden auf israelischer Seite inzwischen 86.000 Reservisten während des andauernden Konflikts einberufen.
Seit Beginn der Kämpfe am 8. Juli sind mehr als 1360 Palästinenser ums Leben gekommen, die meisten davon Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 56 Soldaten und drei Zivilisten. Allein am Mittwoch wurden 116 Palästinenser und drei israelische Soldaten getötet.
Mit der Militäroffensive will Israel den Raketenbeschuss durch die radikalislamische Hamas und andere militante Gruppen im Gazastreifen stoppen. Zudem sollen Tunnel in dem Gebiet zerstört werden, die Extremisten für Anschläge auf israelisches Territorium nutzen.
Nur wenige Stunden nach dem tödlichen israelischen Beschuss eine UN-Schule Gaza haben die USA Israel mit neuer Munition versorgt. Die US-Regierung entsprach damit am Mittwoch einer israelischen Anfrage vom 20. Juli, wie das Verteidigungsministerium in Washington mitteilte. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel habe die Lieferung drei Tage später genehmigt. Pentagonsprecher John Kirby sagte, es habe sich um eine „rein ministerielle Entscheidung“ gehandelt, eine Billigung des Weißen Hauses sei nicht nötig gewesen.
Verheerende Zerstörungen
Die USA stünden für die Sicherheit Israels ein, sagte Kirby. Es sei für die nationalen Interessen der USA entscheidend, Israel dabei zu helfen, seine Fähigkeit zu einer „starken und reaktiven Selbstverteidigung“ zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Der Waffenverkauf stehe mit diesen Zielen im Einklang. Ein Teil der Munition im Wert von umgerechnet rund 750 Millionen Euro stammt aus einem Zwischenlager der US-Armee auf israelischem Boden, sie steht den israelischen Streitkräften im Notfall zur Verfügung.
Angesichts der steigenden Totenzahlen und der verheerenden Zerstörungen im Gazastreifen hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das Palästinensergebiet am Mittwoch zum „humanitären Katastrophengebiet“ erklärt. Er forderte die Vereinten Nationen dazu auf, alles zu unternehmen, um den Menschen in der Küsten-Enklave am Mittelmeer zu helfen.
Der langjährige Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks (UNWRA), Chris Gunness, brach angesichts der schlimmen Zustände bei einem Live-Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira in Tränen aus. „Die Rechte der Palästinenser, sogar ihrer Kinder, werden völlig verwehrt, und es ist entsetzlich“, sagte Gunness und begann verzweifelt zu schluchzen. Das Interview musste daraufhin abgebrochen werden.
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