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Kämpfe im Osten der UkraineTausende verlassen Slawjansk

In Donezk wird nur noch vereinzelt geschossen. Hunderttausende Ostukrainer müssen derzeit ohne Wasser auskommen.

Ob das hilft? Straße in Donezk. Bild: dpa

DONEZK afp/dpa | Am Rande der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk hat es in der Nacht zu Donnerstag erneut Schusswechsel gegeben. Laut Einwohnern des Vororts Schiroki seien Schüsse zu hören gewesen, teilte die Stadtverwaltung mit.

Ansonsten war die Lage in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Industriestadt weitgehend ruhig. Die Straßen, an denen die Rebellen zahlreiche Kontrollposten errichtet haben, waren praktisch menschenleer. Donezk wird wie mehrere andere von den Separatisten kontrollierte Städte seit Wochen von der Armee belagert.

Diese hatte am Dienstag ihren „Anti-Terror-Einsatz“ gegen die Separatisten verschärft. Laut der Regierung in Kiew wurden bei Kämpfen um die Rebellenhochburg Slawjansk zahlreiche prorussische Milizionäre und zwei ukrainische Soldaten getötet.

Die Armee teilte am Mittwochabend mit, ein Munitionslager der Rebellen zerstört zu haben. Das Innenministerium kündigte am Donnerstag die Entsendung eines dritten Bataillons der aus Freiwilligen gebildeten Nationalgarde zur Verstärkung der regulären Truppen an. Die Einheit soll innerhalb von zehn Tagen in dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine eintreffen.

Außerdem wurde eine wichtige Wasserleitung beschädigt, so dass Hunderttausende Menschen in Slawjansk und vier anderen Städten ohne Trinkwasser waren. Im Raum Donezk seien fünf von militanten prorussischen Kräften beherrschte Städte wegen der Beschädigung einer Leitung jetzt von der Versorgung abgeschnitten, teilte der ukrainische Zivilschutz am Donnerstag in Kiew mit.

Tausende Menschen versuchten, die Städte zu verlassen. Im ukrainischen Fernsehen waren lange Warteschlangen auf Bahnhöfen vor Fahrkartenschaltern zu sehen.

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5 Kommentare

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  • Eine Regierung, die Luftangriffe auf Teile des eigenen Landes fliegt, wo sich Zivilisten aufhalten, verspielt jeden Anspruch, das gesamte Land repräsentieren zu können. Wir werden Zeuge einer militärischen Eskalation, die an frühere Zustände in Lateinamerika erinnert. Man fragt sic, ob die russische Behauptung, dass die USA signalisiert hätten, das 2000 Tote vermittelbar seien, nicht doch stimmt. Denn derzeit wird alles getan, um dies umzusetzen. Derweil finden sich in den Medien nur, wenn man gezielt sucht, Hinweise auf zivile Opfer. Leider scheinen sehr viele auch in unserem Land dazu übergegangen zu sein, Krieg und Menschenrechtsverletzungen nur zu beklagen, wenn sie durch die Gegner verübt werden, aber alles lieber unerwähnt zu lassen, was durch vermeintliche Freunde bewirkt wurde. Klar ist, wer in diesem Konflikt auf eine militärische Lösung setzt, handelt verbrecherisch.

  • Zum kotzen das! Wieso kann die `Regierung´ in Kiew nicht akzeptieren das im Osten der einstigen Ukraine eine andere Meinung herrscht? Stattdessen werden eigene Bürger als Terroristen definiert und abgeknallt... Gräben zu buddeln- zu Spalten- Gewalt zu säen, alten Hass zu erneuern... das ist sichtbar als Strategie der Machthaber in Kiew... In historische AngstTraumata zu versinken- Angst vor den einstigen WestFaschisten der Westukraine... das ist das Problem der sog. `Separatisten´...

    Und die allgemeine Zivilbevölkerung, die friedlich mit West und Ost verwoben ist, ist sichtbar als Opfer....

    Das, was bleibt... erscheint eine Spaltung der Ukraine... oder eben Grausamkeit eines mehr hasserfüllten Bürgerkriegs...

    Schade dass die Regierung in Kiew ( mit EU,NATO und USA als `Ratgebern´) es versäumt hat Frieden einkehren zu lassen...

    • @vergessene Liebe:

      Mein Eindruck ist, Kiew hat die Einkehr des Friedens nicht "versäumt", sondern Kiew will den Frieden nicht, bzw. darf ihn nicht wollen. Ansonsten Zustimmung.

      • @Der_Peter:

        1sehr geehrter peter, ich lese schon seit einer geraumen weile ihre interessanten postings. mir scheint allerdings ein aspekt bislang zu kurz zu kommen nämlich das dieses knapp 25 jahre alte kunstgebilde ukraine (abgesehen von ein paar nennen wir es mal geburtsfehlern) ein problem hat wogegen der krieg gegen die russischstämmigen gebiete entschuldigen sie den ausdruck, peanuts sind. sollten nämlich die westlichen verheißungen ua. kürzung der löhne und renten, über 100 % preiserhöhung von nicht bezahltem gas, massenarbeitslosigkeit (siehe ex ddr) und im gegensatz zu de kein h4 keine gesundheitversorgung dafür oligarchenherrschaft, westanbiederung bis zur selbstaufgabe ,korruption (alles erklärte gründe ,ursachen der maidanbewegung -auch der nationalisten/faschisten) greifen, wird es im gesamten staatsgebiet zu massiven unruhen ,streiks und dergleichen kommen. da die bevölkerung in solchen situationen zu extremistischen positionen neigt (und „links“ diskreditiert bzw. zerschlagen ist) eine faschistische gefahr nicht nur „verschwörungstheorie“ ist! siehe zb. Fackelzüge in kiev. Auch stehen in der nächsten zeit parlamentswahlen an, da in der ukra. regierung bestenfalls der präsident (demokratisch) legitimiert ist. auch ist klar das gerade dem eu westen die faschisten in der aktuellen regierung peinlich ja sogar hinderlich sind. so vermute ich der perfide us plan ist, mit dem bürgerkrieg a) von öko problemen der ukra abzulenken und b) die „kritiker“ sich in der ostukraine gegenseitig töten zu lassen bzw. einen exodus russischstämmiger auszulösen -damit bei der der nächsten „wahl“ bzw referendum das ergebnis den westlichen erwartungen entspricht -drastisch ausgedrückt wer nicht „die schnauze hält krepiert durch kugeln oder hat gefälligst zu verschwinden -für genmais und fracking und nato-kriegsambitionen...

        • @NETS_ROT:

          Hallo, habe Ihren Beitrag erst jetzt gesehen. Tja, Pfingsten hat man auch noch anderes zu tun, als sich bei der taz herumzuärgern. ;-)

          In der Tat ist es schwierig, die Entwicklung in der Ukraine vorherzusehen. Zumindest spielt dieses Land, wie man weiß, in den geostrategischen Überlegungen der USA eine wichtige Rolle, denn so dicht kann man Riußland sonst kaum auf die Pelle rücken. Nicht umsonst wird Zeter und Mordio geschrien, da sich der Traum einer NATO-Basis auf der Krim erst einmal zerschlagen hat.

          Na ja, und was Ihre Vermutung zum Exodus der russischstämmigen Bevölkerung betrifft, den Verdacht habe ich schon eine Weile, daß die ukrainischen "Sicherheits"kräfte deshalb so rabiat vorgehen und mir nichts dir nichts die Infrastruktur der Region zerdeppern, weil sie die dort lebende Bevölkerung "vergraulen", verjagen wollen. Verständlich, daß die Einwohner von Lugansk oder Slawjansk zu Tausenden fliehen, aber für mich sieht das inzwischen nach ethnischer Säuberung aus. So, und jetzt dürfen die Jazenjuk-Versteher aufheulen.