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Kämpfe im IrakOffensive in Anbar

Im Kampf gegen al-Qaida tötet die irakische Armee bei einem Luftangriff 25 Kämpfer. Die Regierung will das Land vom Terrorismus „reinigen“.

Gegen die Regierung: Kämpfer in der Provinz Anbar. Bild: reuters

BAGDAD ap | Das irakische Militär forciert ihre Offensive gegen Extremisten in der umkämpften Provinz Anbar. Bei einem Luftangriff der Regierungstruppen kamen 25 al-Qaida-Kämpfer ums Leben. Die Attacke habe einer Kommandozentrale der Extremisten am Rande von Ramadi gegolten, der Hauptstadt der Provinz, sagte Armeesprecher Mohammed al-Askari. Die getöteten Kämpfer hatten sich demnach in der Basis verschanzt. Weitere Einzelheiten nannte Al-Askari nicht.

Dem Luftangriff vom Dienstagabend gingen heftige Gefechte zwischen Spezialeinheiten der Armee und den Aufständischen voraus. Schauplatz der Gefechte war eine 20 Kilometer westlich von Falludscha gelegene Gegend, wie Provinzsprecher Dhari al-Rischawi sagte. Angaben über Todesopfer machte er nicht. Tags zuvor waren ein Armeeoffizier und vier Soldaten in der Region gefangen genommen worden.

Nach Angaben eines Arztes wurden zwei Zivilisten getötet, als sie bei einem Feuergefecht im Süden von Falludscha zwischen die Fronten gerieten. Fünf weitere, darunter zwei Kinder, seien dabei verletzt worden.

Die schiitisch geführte Regierung in Bagdad kam am Dienstag zu einer Krisensitzung zusammen. In einer Erklärung hieß es anschließend, die Militäroperation gegen die Extremisten gehe weiter, bis der Irak vom Terrorismus „gereinigt“ sei.

Mehrere Anschläge

In der Provinz Anbar sind Falludscha und Teile von Ramadi seit fast einer Woche in der Hand von Kämpfern des al-Qaida-Ablegers Islamischer Staat in Irak und Syrien (ISIS). Ihr Ziel ist es, in Irak und Syrien einen Gottesstaat islamistischer Prägung zu schaffen. Irakische Truppen versuchen seitdem mit Hilfe von Angehörigen sunnitischer Stämme, die Extremisten aus den strategisch wichtigen Städten zu drängen.

Unabhängig von den Kämpfen in Anbar gab es auch am Dienstag wieder mehrere Anschläge im Irak, die ebenfalls auf das Konto sunnitischer Extremisten gehen dürften. Dabei starben mindestens vier Menschen, mehr als 50 wurden verletzt. In der nördlichen Stadt Kirkuk steuerte ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in ein Polizeirevier, wie ein örtlicher Behördensprecher am Dienstag sagte. Zwei Menschen kamen ums Leben, 55 wurden verletzt.

Jeweils mindestens ein Mensch wurde den Angaben zufolge zudem bei der Explosion einer Bombe am Straßenrand südöstlich von Bagdad sowie bei einer weiteren Detonation in einem Vorort der Hauptstadt getötet.

Sunniten protestieren bereits seit längerem wieder gegen die schiitisch geführte Regierung, von der sie sich ungerecht behandelt fühlen. 2013 kamen nach UN-Angaben 8.868 Menschen ums Leben und damit so viele, wie seit dem Höhepunkt der religiösen Gewalt 2007 nicht mehr.

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2 Kommentare

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  • KS
    Kritische Stimme

    Ueberall wo die Nato aktiv war versinken Laender+Regionen fuer viele Jahre im Chaos.Das trifft zu fuer Irak,Afganistan,Pakistan,Syrien,Tuerkei,Lybien.Somalien,Aegypten,Yemen,usw. Stolze 20 mio Nato-Opfer gibt es schon im NahOst,man hat ein unendliches Leid ueber die Voelker gebracht+damit den Terror gezuchtet.Das Resultat tausende Fluechtlinge stuermen europaeische Grenzen,weil ihre Existenz vernichtet wurde.

    Indem die Nato aus christlichen Laendern besteht greift das auch in die Religionen weiter und sind aus dem NahOst schon ueber 1,5 mio Christen unter erbaermlichen Umstaenden verjagt.Es stellt sich heraus dass die Nato-Kentnisse und Einschaetzungen von den dortigen

    Voelkern+Staemmen total unzureichend ist und das man versucht hat Alles mit brutaler Gewalt zu ueberstimmen+niederzuschlagen/bomben,das Resultat ist wirklich katastrophal.Man kann sagen das die 27 EU-Nato-Minister die Mitspracherecht in allen NatoEntscheidungen hatten,sichselbst ein Armutszeugnis ausgestellt haben.Wenn man sieht wie die Nato Alles unternommen hat um den Assad zu stuerzen und jetzt gezwungen wird ihn zu unterstuetzen weil sonst der ganze NahOst im Chaos versinken wird und man in Europa auch vom Chaos betroffen wird,dann kann man nur den Kopf schuetteln.KriegshetzerLaender wie die USA gehoeren nicht i/d Nato

  • Anlass mal auf die Hintergründe einzugehen, wie insbesondere auch die Verbrechen der USA bei der zweiten Belagerung von Falludscha, ein Massaker mit Erstürmung von Krankenhäusern, mit Einsatz von Napalm und möglicherweise auch Giftgas, und der faktischen Zerstörung der ganzen Stadt. Siehe http://thefallujahproject.org/home/node/103 oder, wenn man grausame Bilder verträgt, http://www.thewe.cc/weplanet/news/americas/us/war_crimes_fallujah.html