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KSK und RechtsextremismusGroße KSK-Übung mit Frank T.

Das Kommando Spezialkräfte arbeitete enger mit Ex-Nordkreuz-Mitglied Frank T. zusammen als bisher bekannt. Das ergab eine Anfrage der Linksfraktion.

Haben was bei einem Rechtsextremen gelernt: Einige Träger dieses Abzeichens Foto: Patrick Seeger/dpa

Berlin taz | Die Verbindungen zwischen dem Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr und dem rechtsextremen Schießtrainer Frank T., bei dem Mecklenburg-Vorpommerns damaliger Innenminister Lorenz Caffier (CDU) eine Pistole erworben hatte, sind enger als bislang bekannt. T.s Firma Baltic Shooters war im Mai 2019 an der Durchführung einer großen KSK-Übung mit 49 Kommandosoldaten beteiligt. Diese fand unter dem Titel „fahrzeuggestützter Einsatz Spezialkräfte Heer“ auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz statt.

Frank T.s Firma aus Güstrow führte an zwei Tagen eine Schießausbildung mit Gefechtsmunition durch, wie das Verteidigungsministerium der taz mitteilte. Die Existenz der Übung kam durch eine Anfrage des verteidigungspolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag Tobias Pflüger heraus. Zudem organisierte Baltic Shooters das Training „mobile Lagen“ für 40 KSK-Soldaten im Juli 2018 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg.

Frank T. war Teil der Preppergruppe Nordkreuz, die Munition und Leichensäcke hortete. Gegen ihn wird wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen zwei Nordkreuz-Mitglieder seit 2017 wegen Terrorverdachts.

Bislang war lediglich eine KSK-Schießausbildung im Mai 2018 auf dem von Frank T. betriebenen Schießplatz in Güstrow bekannt. Jahrelang nahmen KSK-Sodaten dort zudem an einem Special Forces Workshop teil – unter der Schirmherrschaft von Caffier, der im November zurücktrat.

„Problem viel zu lange nicht ernst genommen“

Laut Verteidigungsministerium sei es „wahrscheinlich“, dass es bei den Übungen zu Kontakten zwischen Frank T. und KSK-Soldaten gekommen ist. Ein relevanter Kontakt ist bereits bekannt: Frank T.s Nummer war im Handy von KSK-Soldat Philipp Sch. gespeichert, der im März verurteilt wurde, weil er geklaute Munition und ein illegales Sturmgewehr bei sich zu Hause versteckt hatte.

Tobias Pflüger von der Linksfraktion kritisiert, dass das KSK noch bei Frank T. trainiert hat, als rechte Netzwerke um das KSK längst Thema waren. „Das zeigt, dass die Bundesregierung das Problem viel zu lange nicht ernst genommen hat.“ Er erneuert seine Forderung, das KSK aufzulösen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will im Sommer verkünden, wie es mit der Eliteeinheit weitergeht.

Die taz hatte aufgedeckt, dass es beim KSK im Frühjahr 2020 eine wohl illegale Munitionsamnestie gegeben hatte. Auch die Vergabepraxis des KSK steht nun grundsätzlich in der Kritik. Aufträge wurden oft ohne Ausschreibung direkt vergeben. Eine ausreichende Begründung gab es in der Hälfte der geprüften Fälle nicht, es wurde etwa auf den „Sonderstatus KSK!“ verwiesen, so ein Ministeriumsbericht. Am Dienstag muss die Verteidigungsministerin erneut bei einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses Rede und Antwort stehen.

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6 Kommentare

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  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    All diese zivil wirtschaftlichen Partnerschaften abschaffen, alle die bei der Bundeswehr erledigen sollten bei der Bundeswehr sein.



    Dann eine unabhängige stelle die die Loyalität zur Verfassung prüft.

    Gehört eigentlich nicht zum Thema aber wenn man schon dabei ist wird die Beschaffung von Ausrüstung der Truppe übertragen die kaufen dann was funktioniert und nicht was politisch gerade opportun ist weil man die Bundeswehr für Industriepolitik missbrauchen will.

  • Ein "Militär", dass sich von Zivilisten beschützen lässt, seine Ausrüstung von Zivilisten warten lässt und nun offenbar auch noch Waffenausbildung von Zivilisten erfährt.

    Dass das in diesem Falle bei Faschos geschieht, ist zwar ein Skandal für sich, aber in meinen Augen nicht der Kern des Problems. Will man vielleicht auch noch das Schnürsenkelzubinden outsourcen?

    Andererseits, wenn es entweder billiger oder einfach sicherer ist, eine Wachschutzfirme vors Kasernentor zu stellen anstatt Soldaten, dann kann man ja die Bundeswehr auch direkt abschaffen und im Bedarfsfall einfach Söldner für alles notwendige anheuern. Ich schätze das wird man sogar der NATO-Führungsnation verkaufen können.

    • @Fabian Wetzel:

      Der Schutz von Kasernen wird in der Schweiz auch an Externe vergeben.



      Wache für Soldaten ist das langweiligste auf der Welt.

      • @Neemo Neminis:

        Ja, es ist das langweiligste von Welt. Spart aber auch eine Menge Kosten, die Soldaten werden ohnehin bezahlt und eine priv. Firma macht es nicht für Luft und Liebe.

    • @Fabian Wetzel:

      "Ein 'Militär', dass sich von Zivilisten beschützen lässt, seine Ausrüstung von Zivilisten warten lässt und nun offenbar auch noch Waffenausbildung von Zivilisten erfährt."



      Public private partnership (ppp) im Bereich der Bundeswehr; in den USA - mit seinen Militär-/ Söldnerfirmen - ist man da schon weiter.

  • 9G
    91751 (Profil gelöscht)

    "Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will im Sommer verkünden, wie es mit der Eliteeinheit weitergeht."

    So wie ich die CDU/CSU wahrnehme besteht sie nach über einem Jahrzehnt Kanzlerschaft entweder aus unfähigen Leuten (AKK, Spahn, Flintenuschi) oder halt aus Leuten, welche zwar nicht unbedingt unfähig sind, aber egoistisch und nicht integer (Seehofer, Söder, die Maskenprofiteure). Seilschaften und Machterhaltungstrieb beschreibt die Motivation der CDU/CSU wohl am besten.

    Die Vorstellung, dass so kurz vor der Bundestagswahl etwas anderes als eine Erfolgsmeldung im Hinblick auf das KSK kommt ist lächerlich. Insgesamt sind die Reaktionen auf derart viele schlimme Vorfälle lächerlich. Sprengstoff gehortet? Egal. Strafvereitelung? Egal. Und dass von einer Partei, die sonst bei jedem Mist das Strafrecht verschärfen möchte.



    Mit den ganzen rechtsradikalen im Staatsdienst läuft es doch wie mit der Korruption: Wenn es keine ernsthaften Gesetze dagegen gibt muss man halt auch nicht Tätig werden. Und die CDU/CSU schaut gerne weg um schlechte PR zu vermeiden. Und die SPD? Macht mit.