KSK und Rechtsextremismus: Große KSK-Übung mit Frank T.
Das Kommando Spezialkräfte arbeitete enger mit Ex-Nordkreuz-Mitglied Frank T. zusammen als bisher bekannt. Das ergab eine Anfrage der Linksfraktion.
Frank T.s Firma aus Güstrow führte an zwei Tagen eine Schießausbildung mit Gefechtsmunition durch, wie das Verteidigungsministerium der taz mitteilte. Die Existenz der Übung kam durch eine Anfrage des verteidigungspolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag Tobias Pflüger heraus. Zudem organisierte Baltic Shooters das Training „mobile Lagen“ für 40 KSK-Soldaten im Juli 2018 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg.
Frank T. war Teil der Preppergruppe Nordkreuz, die Munition und Leichensäcke hortete. Gegen ihn wird wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen zwei Nordkreuz-Mitglieder seit 2017 wegen Terrorverdachts.
Bislang war lediglich eine KSK-Schießausbildung im Mai 2018 auf dem von Frank T. betriebenen Schießplatz in Güstrow bekannt. Jahrelang nahmen KSK-Sodaten dort zudem an einem Special Forces Workshop teil – unter der Schirmherrschaft von Caffier, der im November zurücktrat.
„Problem viel zu lange nicht ernst genommen“
Laut Verteidigungsministerium sei es „wahrscheinlich“, dass es bei den Übungen zu Kontakten zwischen Frank T. und KSK-Soldaten gekommen ist. Ein relevanter Kontakt ist bereits bekannt: Frank T.s Nummer war im Handy von KSK-Soldat Philipp Sch. gespeichert, der im März verurteilt wurde, weil er geklaute Munition und ein illegales Sturmgewehr bei sich zu Hause versteckt hatte.
Tobias Pflüger von der Linksfraktion kritisiert, dass das KSK noch bei Frank T. trainiert hat, als rechte Netzwerke um das KSK längst Thema waren. „Das zeigt, dass die Bundesregierung das Problem viel zu lange nicht ernst genommen hat.“ Er erneuert seine Forderung, das KSK aufzulösen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will im Sommer verkünden, wie es mit der Eliteeinheit weitergeht.
Die taz hatte aufgedeckt, dass es beim KSK im Frühjahr 2020 eine wohl illegale Munitionsamnestie gegeben hatte. Auch die Vergabepraxis des KSK steht nun grundsätzlich in der Kritik. Aufträge wurden oft ohne Ausschreibung direkt vergeben. Eine ausreichende Begründung gab es in der Hälfte der geprüften Fälle nicht, es wurde etwa auf den „Sonderstatus KSK!“ verwiesen, so ein Ministeriumsbericht. Am Dienstag muss die Verteidigungsministerin erneut bei einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses Rede und Antwort stehen.
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