KKR will bei Springer einsteigen: Das frische Geld
Was geht bei Axel Springer? Der Konzern will sich von einem US-Investor von der Börse wegkaufen lassen. Was passiert dann mit „Bild“ und „Welt“?
KKR ist das, was man in den 2000ern oft „Heuschrecke“ genannt hat. Ein Konzern, der sich Anteile an strauchelnden Firmen kauft und durch aggressive Sanierung ihren Wert steigert, bevor sie wieder abgestoßen werden. Neutraler kann man Investor sagen. KKR hat zuletzt bereits die deutschen Medienunternehmen Tele München Gruppe und Universum Film übernommen. Die Tele München Gruppe betreibt den Sender Tele5 und hält Anteile an RTL2, Universum ist ein deutscher Filmverleih. Außerdem investiert KKR in den Ausbau des Glasfasernetzes und steht hinter der Gesellschaft für Konsumforschung, die die deutschen TV-Einschaltquoten erhebt.
Bislang gehört die Aktiengesellschaft Axel Springer SE zu 42,6 Prozent der Witwe des Gründers, Friede Springer. Konzernchef Mathias Döpfner hält 2,8 Prozent, die aus einer Schenkung Friede Springers stammen. Die Anteile der beiden stehen jedoch offenbar nicht zum Verkauf. Nach dem, was Springer bisher bekanntgeben hat, soll KKR ein Angebot für den Aufkauf der übrigen Anteile machen. Ob sich KKR dadurch einen Mehrheitsanteil holen soll ist unklar, weil knapp 10 Prozent noch bei den Enkel*innen Axel Springers liegen. Über deren Verkaufsabsichten ist nichts bekannt.
Entscheidender wäre wohl, dass KKR den Springer-Konzern von der Börse wegkaufen könnte. Im Moment ist die Axel Springer SE als Aktiengesellschaft von der Stimmung der Anleger*innen abhängig. Und die war zuletzt schlecht, seit Anfang 2018 ist der Kurs der Aktie beständig um etwa ein Drittel gefallen. Die Entwicklungen auf dem Medienmarkt sind unsicher. Auch wenn die Gewinne zuletzt stiegen, ist eine stabile Rendite unwahrscheinlich.
Berühmt und berüchtigt
Beim Geschäftsbericht Ende März sank der Aktienkurs um 3 Prozent, als Vorstandschef Döpfner ankündigte, man wolle „2019 in Wachstum investieren, um eine langfristige Wertsteigerung zu sichern.“ Der Konzern weigerte sich, seinen Rekordgewinn von 2018 als üppige Dividende auszuschütten, sondern will reinvestieren. Dieses vorausschauende unternehmerische Agieren kommt bei kurzfristig gewinnorientierten Aktionär*innen weniger gut an. Und bei einem Unternehmen im Wert von über 5 Milliarden Euro bedeuten 3 Prozent Kursschwankung gleich einen dreistelligen Millionenbetrag.
Springer aber will vorankommen und international als Medienunternehmen neben den anderen Großen wie Amazon bestehen können. Längst ist der Konzern mehr als Bild und Welt am Kiosk, Springer investiert in digitale Kleinanzeigenportale wie Immowelt und Stepstone und in digitale Fachmagazine wie finanzen.net. Auch die europäische Ausgabe von Politico wird von Beginn an von Springer mitgetragen. Langfristig will der Konzern in allen digitalen Sparten wettbewerbsfähig bleiben: im Bereich Plattformen mit Ebay, beim Fernsehen mit Netflix und Amazon – und beim digitalen Textcontent mit Google, gegen das Döpfner seit Jahren einen erbitterten Krieg um den Wert einzelner Textschnipsel im Netz führt.
Und was wird bei alledem aus den Titeln, für die Springer berühmt und berüchtigt ist? Während die Zusammenarbeit mit KKR den Kapitalgrundstock des Unternehmens stabilisieren wird, dürfte der Investor im Gegenzug verlangen, dass Sparten mit wenig Gewinnaussichten gekürzt oder beendet werden. Das Geschäft mit den gedruckten Zeitungen ist verlustreich, weil Abonnements und Kioskkäufe zurückgehen und ebenso die Preise von Anzeigen. Schon im Frühjahr hatte der Konzern angekündigt, die Auflage der werktäglichen gedruckten Welt zurückzufahren. Nun könnte es schon viel schneller dazu kommen, dass dieses Produkt eingestellt wird. Es wäre die erste der großen deutschen Tageszeitungen, die diesen Weg geht.
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