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Justizminister Maas lobt linke PunkbandÄrger wegen „Feine Sahne Fischfilet“

Justizminister Heiko Maas lobt ein Konzert, bei dem auch die linke Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ auftritt. Es folgt breite Kritik auf Facebook und Twitter.

Der Sänger von „Feine Sahne Fischfilet“ mit dem Rapper Marteria und Campino von den Toten Hosen beim Auftritt in Anklam Foto: dpa

Berlin dpa | Deutschlandweit bekannte Musiker wie Tote-Hosen-Frontmann Campino und der Rapper Marteria wollen am Dienstag ein Zeichen gegen Rechts setzen. Gemeinsam treten sie bei einem Konzert in der Kleinstadt Anklam auf, es ist Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern. Organisiert wird das Konzert von der Gruppe Feine Sahne Fischfilet. „Die Anfrage der Band war wie ein Segen für mich“, sagt Marteria.

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) lobt das Konzert: „Tolles Zeichen gg Fremdenhass u Rassismus. Danke #Anklam #Campino @marteria @feinesahne! #nochnichtkomplettimarsch“, heißt es am Mittwoch auf seinem Twitter-Account.

Auf diesen Tweet reagieren anschließend Hunderte in den sozialen Medien. Auf seiner Facebook-Seite wird der Minister teils heftig angegangen. Eine Begründung: Feine Sahne Fischfilet taucht unter anderem im Jahr 2012 im Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf. Darin heißt es: „Die autonome Punkband FSF entfaltet neben ihrem musikalischen Wirken auch linksextremistische Aktivitäten – sie ist daher als politischer Zusammenschluss anzusehen. Die Gruppe versteht Gewalt als legitimes Mittel der Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten und verbreitet diese Ansicht auch.“ Andere kritisieren Texte der Band, die sich aus ihrer Sicht gegen den Staat und die Polizei richteten.

Eine Sprecherin des Justizministeriums verweist auf Anfrage auf das Social-Media-Team des Ministers. Dieses „ist durch die zahlreichen positiven Berichte in diversen Medien auf das Konzert mehrerer Musiker in Anklam aufmerksam geworden. Es hat sich durch den Verweis bei Twitter und Facebook auf einen Beitrag der Tagesschau selbstverständlich in keiner Weise jede einzelne Textzeile aller jemals gesungenen Lieder der dort aufgetretenen Musiker zu eigen gemacht. Davon sind wir weit entfernt.“

Der Minister habe auch in der Vergangenheit immer klar gemacht, dass für politische Gewalt durch Extremisten in der freiheitlichen Demokratie niemals Platz sei, „völlig egal, welche Motive die Täter haben. Das Recht ist für alle gleich“.

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28 Kommentare

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  • Die Beschreibung der "staatsgefährdenen" Veranstaltung in Anklam findet sich hier:

    http://www.taz.de/Musik-gegen-Rechtsextremismus/!5331386/

  • Wer hat den den um seine Meinung gebeten? Justizminister... alleine dabei überkommt mich... einiges.

  • Der Sächsische Innenminister stellt Polizisten für die Flüchtlingsabwehr in Bulgarien zur Verfügung, so wie Tatjana Festerling (ehemals PEGIDA) es vor gemacht hat, der Bundesjustizminister freut sich über ein antirassistisches Festival.

     

    Jedem Minister das seine.

     

    Ich ziehe dann doch lieber die Freude von Herrn Maas vor und sehe eher den Verfassungsschutz kritisch, der jede noch so arglose antirassistische Jugendgruppe ins Visier nimmt, aber wie allgemein bekannt die rechte Szene gut und gerne unterstützt.

  • Ein letzter Kommentar, dann geht´s ab in die Sonne. Ich finde Musiker, die glauben die Gedankenwelt von Menschen mit Liedern (oder Prügeln) zu verändern, naiv. Kein einziger Nazi findet Ausländer plötzlich dufte, wenn Marteria rappt und Campino gröhlt. Das ist bestenfalls ein aufmunternder Truppenbesuch bei der eigenen Fanbase. Und Feine Sahne Fischfilet kann sich tapfer mit der Nazi-Überzahl kloppen. Das zeigt auch nur, dass es harte Linke im Osten gibt. Deswegen wechselt aber ebenfalls kein Nazi die Seiten. Hoffnungslos ist es trotzdem nicht. Tatsächlich gibt es aber in Gegenden mit ausreichend Lehrstellen, niedriger Arbeitslosigkeit und einem guten Angebot an Freizeitmöglichkeiten und Nachtleben deutlich weniger Extremisten jeder Couleur. Am besten und friedlichsten lebt es sich unter zufriedenen Spießern.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Bulbiker:

      Da machen Sie es sich etwas zu einfach. Schon mal was von den NPD-Schulhof-CDs gehört? Würden Sie da auch sagen: 'Ach was, davon lässt sich ein junger Mensch doch nicht beeinflussen.' ?

      Insbesondere in Meck-Pomm sind junge Menschen massiv dem Einfluss Rechtsextremer ausgesetzt. Gegenkulturen tun da Not, und ja, dadurch können junge Menschen durchaus vom Abdriften in die rechte Szene bewahrt werden.

      Daher ist es mehr als lächerlich, eine solche Punkband zu verteufeln.

    • @Bulbiker:

      - mit der Sonne heute aber -

      Was gut sein lassen - gell!

      Fein;)

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Zitat von Jan Delay: "Bei einem Festival saß ich mit Peter Fox und (Gzuz) im Backstage herum und machte einen Gag über Marco Reus, weil der Jay Z und Helene Fischer hört. Gzuz fand das nicht cool. Er meinte, Helene Fischer mache Musik, die viele Menschen berührt. Wieso sollte man das nicht feiern dürfen? Das fand ich derbe." (http://www.taz.de/Neues-Album-von-den-Beginnern/!5331176/)

  • Ach ja auf den Tweet reagierten .... Das ist also journalistisch Arbeit. Liebe taz, ich möchte hier nich lesen, dass ihr wie blöd am twittern seid und euer Smarty immer in der Hand habt, um uns Leser, die eh auch schon in der gleichen Twitter Falle stecken, mit dem gleichen Dumquatsch versogt.

  • Auch für extreme Ansichten ist in der Demokratie Platz. Ob da aber mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, frage ich mich schon. Immerhin ist nicht verständlich, warum der Verfassungsschutz die linke Punkband überwacht.

  • Wenn das Establishment sich an die Subkultur wagt: Das war schon immer peinlich.

  • "Die Gruppe versteht Gewalt als legitimes Mittel der Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten und verbreitet diese Ansicht auch."

     

    Gewalt gegen Straftäter ist Teil unserer Freiheitlich-Rechtlichen Grundordnung, dafür bewaffnen wir unsere Polizisten ja. Es besteht also aufgrund der genannten Überzeugung kein Abgrenzungs-Bedarf für einen deutschen Politiker.

     

    Grundsätzlich ist und bleibt es aber diese absurde Argumentationslinie die mich immer wieder nervt: Man darf niemanden für eine gute Aktion loben von dem bekannt ist das er irgendwann in der Vergangenheit mal etwas schlechtes gemacht oder gefordert hat. Das fördert doch nur die Frontenbildung als Selbstzweck. Was wäre denn so schlimm daran wenn die Vertreter der Staatsgewalt und die Linksautonomen nach einem Konzert feststellen das sie ja gemeinsame Prioritäten haben, ihre alten Streitigkeiten tatsächlich mal vergessen, und gemeinsam gegen die Ausbreitung von Fremdenhaß und Nationalismus agieren?

    • @ShieTar:

      "Gewalt gegen Straftäter ist Teil unserer Freiheitlich-Rechtlichen Grundordnung, dafür bewaffnen wir unsere Polizisten ja." Deshalb bewaffnen wir unsere POLIZISTEN. Alles andere wäre außer Notwehrsituationen Selbstjustiz. Außerdem ist nicht jedes undemokratische und rassistische Subjekt, so eklig seine Ansichten auch sein mögen, automatisch ein Straftäter, den man einfach so Gewalt antun kann. Wer Gewalt gegen Andersdenkende propagiert, ist von der Gedankenwelt von Nazis, die Menschen wegen ihrer Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder ihres Glaubens Gewalt antun auch nicht so weit entfernt. Und ich möchte nicht, dass sich die "Staatsgewalt" mit Linksautonomen gegen Rechtsextreme verbündet. Genau so wenig, wie sie sich mit Rechtsextremen gegen Salafisten verbünden soll, oder mit Salafisten gegen Linksautonome. Ein funktionierender Staat muss alle Straftäter gleich verfolgen und immer das Gewaltmonopol haben. Ein Lösungsansatz wäre, dass viel mehr links orientierte Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund Polizisten werden, damit das Feindbild "Bulle" verschwindet und gegen Nazis noch härter durchgegriffen wird.

      • @Bulbiker:

        "Ein funktionierender Staat muss alle Straftäter gleich verfolgen"

         

        wie wäre es mit gleich ANGEMESSEN verfolgen?

         

        Links orientierte Menschen halten es mit ihren meist anders denkenden Kollegen und Kolleginnen sicher nicht ein Berufsleben lang aus, zumindest nicht, wenn sie psychisch gesund bleiben wollen. Das ist in der Bundeswehr genauso, zumindest in den unteren Rängen.

         

        Es ist die Aufgabe eben gerade derjenigen, die Polizist als Beruf wählen, gegen Nazis (und andere "Rechtsbrecher/innen") vorzugehen. Wenn sie das nicht wollen, sollten sie nicht zur Polizei gehen.

    • @ShieTar:

      Danke!

  • Ja wie?? - linksextrem - linksradikal¿;)

    Dess pascht scho! Heiko!

     

    Hat doch Erich Mühsam - wg "sozialistischer Umtriebe" - jau -

    Von sing Vadder - Apotheker der

    Lindenapotheke am Lindenplatz - Vorsichtshalber vom eher reaktionär-konservativen Katharineum zu Lübeck Dorthin "verfügt" - Genau! Genau!

    In Anklam - Abitur gemacht! Doch doch! http://www.katharineum.de/rundgang/beruehmte/rundgang/beruehmte/erich-muehsam

    Also - Nix Fischstäbchen!

    Alles Erste Sahne!;()

    Alles Frisch - Die Filets!

  • Lach

    Lach!

    und weiter geht's mit Irie Revolté morgen 27.08. in Hannover!

    Jetzt ist Schluß / Ruhe vor dem Sturm!

    stay tuned.

  • Andere Zeitungen haben aus aktuellem Anlass dankenswerterweise Textpassagen aus Liedern der Band veröffentlicht, damit man sich seine eigene Meinung bilden kann. Feine Sahne Fischfilet, die ich schon öfter als vorbildliche Antifaschisten porträtiert wurden, hetzen tatsächlich in ihren Liedern gegen den Staat und propagieren Gewalt gegen Polizisten. Das ist nicht "links" - das ist tatsächlich anarchistisch, linksradikal oder linksextremistisch. Herr Maas hätte besser recherchieren sollen. Nur weil man sich Nazis als Feinde teilt, braucht man sich nicht auf das Niveau begeben.

    • @Bulbiker:

      Wenn es denn so wäre, dann wären diese Texte gar nicht "frei verfügbar", sondern indiziert.

       

      So wie das eine oder andere Stück der großartigen Band Slime.

       

      Rockmusik hat halt immer auch was mit "Rebellen"-Attitüde zu tun, wenn sie glaubwürdig sein will.

       

      Aber das muss ich Ihnen wohl nicht erklären. Sie hetzen hier gegen eine Band, die sie vermutlich weder gesehen noch gehört haben, meinen aber eher stellvertretend eine Musikrichtung und eine Lebenseinstellung.

       

      Und zu Hause warten Helene Fischer und Heino.

      • @cursed with a brain:

        Sorry, aber das ist auch nicht wirklich korrekt. Wenn man z.B. sieht, was im deutschsprachigen Gangsta-Rap alles so an Beleidigungen und Drohungen durchgeht und nicht indiziert ist, dann merkt man erst, wie tolerant es hier eigentlich zugeht. Wo Sie bei mir irgend eine Forderung nach Zensur entdeckt haben, ist mir ein Rätsel. Ich halte es von Herrn Maas nur äußerst ungeschickt, als Minister eine Band zu loben, die -aus welchen Erfahrungen auch immer- im Staat und in Polizisten ein Feindbild entdeckt haben. Und für die Band ist ein Lob von einem MInister ja auch richtig uncool, oder etwa nicht? Da wartet als nächstes der Bambi und man muss mit meiner geliebten Andrea Berg zusammen aufs Foto.

    • @Bulbiker:

      Das ist doch nichts Neues.

    • @Bulbiker:

      und wieder einer, der keinen deut von anarchie versteht.

      anarchie ist ein zustand ohne macht und deren ausübung. jetzt rate mal, was gewalt ist, mein kleiner hetzer.

      • @Gnarv:

        und wieder einer, der keinen deut von groß- und kleinschreibung versteht. ja, regeln, ich weiß... Für mich ist jeder ein kleiner Anarchist, der die bestehende Staatsform kritisiert oder abschaffen möchte, ohne ein Gegenmodell anzubieten. Und diverse Gegenmodelle, z.B. der Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Justiz, Polizei, persönlichem Eigentum, wie sie im Umlauf sind, die fallen in meinen Augen auch unter Anarchismus. So kann man zum Beispiel echte Kommunisten, die ja meist einen ebenso starken Hang zum Polizeistaat entwickelt haben wie Nazis, von anderen Formen des Linksextremismus abgrenzen, wo der Plan häufig beim Einreißen der bestehenden Ordnung endet.

    • @Bulbiker:

      Korrigieren Sie mich gern, verehrteR BULBIKER, wenn ich mich irre, aber Musizieren ist in Deutschland keine Straftat, so weit ich weiß. Zumindest dann nicht, wenn die Mucke nicht zum Menschenhass auffordert. Wieso sollte also ein Minister, der was auf sich hält, Leute, die sich mit legalen Mitteln gegen Rechte engagieren, in genau diesem Engagement nicht ermutigen? Weil Menschen Monolithe sind und jede einzelne ihrer (wenigen) Dummheiten all ihre (vielen) sinnvollen Aktionen diskreditiert?

       

      Ich glaube das nicht. Ich glaube überhaupt nicht an lebendige Monolithe. Totes Gesten kann monolithisch sein. Lebende Menschen können sich bewegen. Auch und gerade im Kopf. Sie tun das permanent und um so intensiver, je mehr man sie dafür belohnt. Könnte es also nicht sein, dass Heiko Maas mit seinem einen positiven Statement deutlich mehr erreicht, als wenn er gegen die weniger friedlichen Aktionen der Jungs mit all seiner geballten Justizmacht vorgehen lässt?

       

      Ich bin kein Punk. Ich bin kein Rapper. Ich bin bloß jemand, der Konfrontationen, die er für nötig hält, nicht aus dem Weg geht. Zumindest dann nicht, wenn er annimmt, dass er sie überleben kann. Und ich bin jemand, der Dinge zwar vorübergehend aufschieben kann, sie aber nicht unbedingt aufheben muss, nur weil die Zeichen grade nicht so günstig stehen. Ich könnte es also durchaus verstehen, wenn Maas und seine Mitarbeiter sich jede Einmischung in ihre Angelegenheiten verbitten. Vor allem, wenn sie von Leuten kommt, die erkennbar selber keinen Hintern in der toten Hose haben.

      • @mowgli:

        Musizieren ist keine Straftat, aber man muss sich zum Glück nicht jeden Song anhören. Wer vom Verprügeln von Polizisten fabuliert, ist mit seiner Geisteshaltung nicht weit von Rechtsrockbands entfernt, die über "Türken klatschen" singen. Nur die Feindbilder sind andere. Rechtsrockbands propagieren Gewalt gegen linke "Zecken", Feine Sahne Fischfilet findet Gewalt gegen Nazis gut. Es gibt genug Studien, dass es oft nur purer Zufall ist, ob man sich als frustrierter Pubertierender zum Links- oder Rechtsextremisten entwickelt. Der Freundeskreis, die Eltern... Ich bleibe dabei, man braucht als Minister nicht jeden unterstützen, der gegen Nazis ist, sonst müssen wir auch zu Salafisten halten.

  • "Andere kritisieren Texte der Band, die sich aus ihrer Sicht gegen den Staat und die Polizei richteten."

     

    Herrschaft und deren Repressionsapparat darf also nicht kritisiert werden, tja willkommen in Deutschland!

    • @Anarchie-Jetzt:

      Komme sie aus dem entsprechenden Berliner Milieu oder aus der sächsischen Provinz.

       

      Irgendwie fällt es mir schwer nur anhand ihrer Wortwahl oder Inhalt einen Unterschied festzustellen.

      :)

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Der einzige Politiker der halbwegs vernünftige Anzüge trägt lobt eine Antifa-Punkband. Ist doch cool.