Juristin Sarah Lincoln: Hilfe für marginalisierte Menschen
Sarah Lincoln engagiert sich bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte für soziale Gerechtigkeit. Nun soll sie Verfassungsrichterin in Hamburg werden.
Lincoln ist Rechtsanwältin mit bundesweitem Ruf. Bei der Berliner Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) leitet sie den Schwerpunkt Soziale Teilhabe und Antidiskriminierung. Sie befasst sich mit Themen wie Equal Pay und Grundrechtsverletzungen in Geflüchtetenunterkünften.
Lincoln ist eine Juristin mit einem sehr klaren ethischen Kompass: „Soziale Gerechtigkeit ist mein Antrieb“, sagt sie der taz. „Meine Mission ist es, mich für die Rechte von marginalisierten Menschen einzusetzen, geflüchteten oder armutsbedrohten Menschen, Menschen mit Behinderung, von Rassismus Betroffenen.“
Lincoln hat eine enge Bindung an Hamburg. Sie hat hier Jura studiert und ihr Referendariat gemacht, hat hier ehrenamtlich Migranten beraten, hat hier ihren Lebensmittelpunkt.
Seit fünf Jahren ist Lincoln bei der GFF. Davor war sie Referentin für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte bei der Entwicklungsorganisation „Brot für die Welt“. Dort war ihr Schwerpunkt die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen, insbesondere in ihren Lieferketten.
Ehrenamtliche Tätigkeit
Würde Lincoln gewählt, wäre ihr Tätigkeit ehrenamtlich und auf sechs Jahre befristet, mit der Option auf weitere sechs Jahre durch eine Folgewahl. „Im Regelfall käme ich als Stellvertreterin nur dann zum Einsatz, wenn die hauptamtliche Kraft ausfällt“, sagt sie. Aber auch ohne das wäre die Berufung wertvoll: „Sie wäre eine Anerkennung für meine bisherige Arbeit“, sagt Lincoln. Auch für ihre weitere Arbeit am GFF wäre sie hilfreich. „Das erweitert ja auch die Reputation.“
Für Lincoln wäre eine Tätigkeit als Verfassungsrichterin eine sehr folgerichtige Weiterentwicklung ihres juristischen Profils: „Ich besitze ja bereits Expertise im Verfassungsrecht“, sagt sie. „Ich setze mich gerne und engagiert für Demokratie und Rechtsstaat und für die Stärkung von Grundrechten ein.“
Die Parallele zu ihrer Arbeit bei der GFF wäre sinnstiftend: „In der Gesellschaft für Freiheitsrechte wirken wir auf Grundsatzentscheidungen hin, auf Urteile, die viele Menschen betreffen“, sagt sie. Auch beim Verfassungsgericht gehe es um sehr grundsätzliche verfassungsrechtliche Fragen. „Fast jedes Urteil ist dort ein Grundsatzurteil.“
Der GFF bleibt Lincoln also in jedem Fall erhalten. Auch ihre Tätigkeit als Mitherausgeberin des „Grundrechte-Reports“ setzt sie fort. Zehn Bürgerrechtsorganisationen stehen hinter ihm, von Pro Asyl bis zur Internationalen Liga für Menschenrechte, auch die GFF.
Und was, wenn Lincoln keine Mehrheit erhält? Dann müsste die Linksfraktion einen neuen Personalvorschlag einreichen. Lincoln glaubt nicht, dass das nötig ist. „Ich bin zuversichtlich, dass ich gewählt werde“, sagt sie. „Ich habe mich in verschiedenen Fraktionen vorgestellt und hoffe, dass ich mit meinem Lebenslauf und meinem juristischen Engagement für Demokratie und Grundrechte überzeugen konnte.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen